Story: Atsuya (Ryosuke Yamada) und seine beiden Freunde Shota (Nijiro Murakami) und Kohei (Kanichiro) brechen in das Haus einer Frau ein, die das Waisenhaus, in dem die Freunde aufgewachsen sind, in ein Love Motel verwandeln will. Nach ihrer Tat müssen sie schnell irgendwo Unterschlupf finden. Sie finden ein leerstehendes Gebäude, in dem früher ein Krämerladen war. Plötzlich wird ein Brief durch den Türschlitz eingeworfen. Das Gebäude ist schon seit Jahren verlassen und sie vermuten, dass ihnen jemand einen Streich spielen will. Der Brief ist von einem Mann namens Matsuoka (Kento Hayashi), der sein Studium aufgegeben hat, um Musiker zu werden, aber keinen Erfolg hat. Er sucht Rat, ob er seinen Traum weiter verfolgen oder eine andere Richtung einschlagen soll. Einer der jungen Männer weiß, dass der Laden einst Yuuji Namiya (Toshiyuki Nishida) gehört hat, an den sich die Bewohner gerne bei Lebensfragen gewendet haben. Seine Antwort hat er immer in einem für alle zugänglichen Briefkasten untergebracht. Also machen die drei Freunde das gleiche und antworten dem Musiker. Sie raten ihm, etwas Vernünftiges mit seinem Leben anzufangen, bis sie realisieren, dass sie den Mann kennen. Er hat einen Song geschrieben, der ihnen sehr bekannt ist. Anscheinend ist der Briefkasten ein Miniaturportal in die Vergangenheit. Die Rätschläge der jungen Diebe könnten weitreichende Konsequenzen haben...
Kritik: Keigo Higashino scheint Romane zu schreiben, die direkt darauf ausgelegt sind, verfilmt zu werden. Wie sonst könnte man sich die Vielzahl an Verfilmungen nicht nur in Japan ("Platinum Data"), sondern auch Korea ("Broken") erklären? Allerdings scheint "The Miracles of Namiya General Store" besser im literarischen Medium aufgehoben zu sein, da die Geschichten oft eher wie eine Anthologie wirken, die letztlich miteinander verbunden sind. Das Drama erweist sich als herausragend gut produziert, emotional, und warmherzig, doch zwingt die Vielzahl an Geschichten das Medium Film in die Knie. Das Drama wirkt überladen und die Charaktere können dabei selbstverständlich auch nur auf der Strecke bleiben. Nichtsdestotrotz gibt es viel Positives in dem Film, das über solche Fehler und weitere hinwegsehen lässt. "Namiya" ist schlichtweg ein Film, der das Vertrauen in das Gute im Menschen wiederherstellen will.
Dem Film haftet eindeutig ein stark nostalgischer Ton an. Man könnte sagen, dass man uns in eine Zeit zurückschicken will, in der der Nachbar den Menschen noch nicht egal war und ein einfacher Ladenbesitzer den Menschen Ratschläge für das Leben geben konnte. Durch einen fantastischen Umstand (man wird sich an "Il Mare" erinnert fühlen) gelangen Briefe aus einer anderen Zeit in den Laden. Drei Jugendliche, die drohen vollständig auf die schiefe Bahn abzurutschen, sehen sich nun damit konfrontiert, dass sie anderen Menschen aus der Vergangenheit mit Rat und Tat zur Seite stehen können. Leider fühlt man sich emotional nicht an die drei gebunden und selbst Atsuya, gespielt von Ryosuke Yamada ("Fullmetal Alchemist"), bleibt ein leeres Blatt und verkörpert schlichtweg den jugendlichen Zorn eines Heranwachsenden, der von den Erwachsenen tagein, tagaus enttäuscht wird. Ein wenig mehr Farbe hätte hier nicht geschadet.
Es ist aber gar nicht die Zeit für große Charakterausarbeitungen. Eine große Zahl an Geschichten wird uns präsentiert, die im Endeffekt alle etwas mit dem Waisenhaus zu tun haben. Immer wieder treffen auch unterschiedliche Charakter durch Zufall aufeinander, sodass das kleine Städtchen ein beinahe heimisches Ambiente bekommt, wo jeder noch jeden kennt. Etwas erzwungen wirken solche Aufeinandertreffen aber dennoch, speziell da der Film im Großen und Ganzen eine epische Geschichte erzählen will, die über mehr als drei Jahrzehnte geht. Dank eines hohen Budgets und toller Sets gelingt dies Regisseur Ryuichi Hiroki auch (sein "Strobe Edge" sollte man lieber nicht erwähnen, wenn auch regietechnisch absolot solide). Trotz allem hat der Film aber mit ein paar Problemen hinsichtlich seines Tempos zu kämpfen. Es gibt immer wieder Momente, in denen man kurzzeitig auf der Stelle tritt und das, obwohl dem Drama das eher gemächliche Tempo ganz gut zu Gesicht steht.
Es ist auch nicht so, dass "Namiya" langatmig würde, dafür gibt es generell einfach zu viel, das passiert, und man versucht stets, dass sich alles ineinander fügt und ein großes Gesamtbild ergibt. Aber der Regisseur verliert beim Erzählen seiner Geschichte zu oft den Fokus und man glaubt, mehrere Folgen einer Serie zu sehen. Auch wenn eine Folge nie einfach nur nach der nächsten erzählt wird, sondern letztlich ein Gewebe aus verschiedenen Geschichten entsteht. Es wird nur schlichtweg offenbar, dass das Medium Film hier nicht all das leisten kann, was ein Roman zu transportieren vermag. Zu ambitioniert erscheint das Werk und so mag man am Ende emotional mitgenommen sein und glauben, einen drei-Stunden-Film hinter sich zu haben (auch wenn es nur 129 Minuten sind), aber es bleibt ein Gewirr verschiedener Storyfäden, die zwar zusammengeführt werden, aber nicht auf die handwerklich beste Art. Feinschliff bei der Adaption des Romans wäre hier schön gewesen.
Klar gibt es hier auch einiges an Drama, aber es ist von der Natur, die das Gute im Menschen aufzuzeigen versucht und das kann tatsächlich ein warmes Gefühl hervorrufen. Es gibt einen Zeitreise-Aspekt, einen Geist in Form von Akiko sowie eine musikalisch ausgerichtete Geschichte. Und bei diesen und allen anderen bunten Geschichten verbinden mindestens zwei Fäden das ganze Gebilde. Das gibt "The Miracles of Namiya Store" einen recht konstruiert wirkenden Anstrich, aber am Ende kann der Regisseur die Geschichte doch gewinnbringend auf die Leinwand bringen. Das Fazit lautet also: Auch wenn es keine Schwierigkeiten macht, dem Plot zu folgen und es überdies trotz aller Konstruiertheit Spaß macht, zu verfolgen, wie alles miteinander verbunden ist, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Roman bessere Möglichkeiten hatte, die verschiedenen Charaktere und Geschichten angemessen zu beleuchten.