Story: Na-young (Jeon Do-yeon) muss wegen der Schulden ihres Vaters auf ihr Studium verzichten. Der Vater ist emotional stets abwesend,
während die Mutter, Yeon-soon (Ko Doo-shim), gerne laut wird. Plötzlich verschwindet jedoch Na-youngs Vater. Vermutlich ist er in sein Heimatdorf gegangen.
Die Mutter gibt vor, sich nicht darum zu kümmern und rät ihrer Tochter, dasselbe zu tun. Tatsächlich hat Na-young die Chance eine Geschäftsreise nach Neuseeland
zu machen, doch sie tritt den Flug nicht an. Stattdessen macht sie sich auf den Weg in das Heimatdorf ihres Vaters. Dort angekommen trifft sie aber eine Frau,
die genauso aussieht wie sie. Na-young scheint offensichlich in der Zeit zurückgereist zu sein und vor ihrer eigenen Mutter zu stehen. Yeon-soon ist allerdings
ganz anders als in späteren Jahren. Sie arbeitet als Taucherin, um ihrem Bruder zu ermöglichen, in die Schule zu gehen. Das ist ihr besonders wichtig, da sie
selbst nicht einmal lesen gelernt hat. Dennoch lässt sie sich von ihrem Bruder immer wieder Briefe schicken, damit sie den Briefträger (Park Hae-il) sehen kann.
Dieser scheint ebenso bald Interesse an Yeon-soon zu zeigen. Könnte es sich bei ihm um Na-youngs Vater handeln?
Kritik: Immer wieder gerne schaut man beim koreanischen Kino ein paar Jahre zurück. Denn zu der Zeit gab es noch Filme, die ohne große Effekte
und forcierte Tränen Dramen zu erzählen wussten, ehrlich und herzerwärmend. "My Mother, the Mermaid" ist keineswegs perfekt, aber die Geschichte
um eine Tochter und ihre Mutter, welche in ihrem Kern auch noch eine Liebesgeschichte präsentiert, überzeugt mit minimalistischer, aber schöner Regie und
einer Geschichte, die berühren kann. Natürlich ist auch Hauptdarstellerin Jeon Do-yeon erneut in Bestform zu sehen und trägt den Film mit Leichtigkeit auch
über die etwas ungeschickteren Momente. Denn eigentlich erzählt der Film zwei Geschichten, die nur schlecht miteinander verbunden sind und bei allem guten Willen
zum eigenständigen Auffüllen der Leerstellen immer noch seine Probleme hat.
Eines dieser Probleme ist, dass der Wandel der Mutter nicht überzeugend von der Geschichte motiviert wird. Die Person, die wir in den 60ern zu sehen bekommen,
ist so verschieden von jener, die wir in der Gegenwart gezeigt bekommen, dass man sich fragen muss, was genau in den Jahren alles passiert ist. Ein paar
Andeutungen bekommen wir natürlich, speziell ein paar Zeilen gegen Ende, die die Mutter an ihren Mann richtet, aber das reicht bei aller Liebe einfach nicht.
Dennoch muss gesagt werden, dass Jeon Do-yeon ("Way Back Home", "Secret Sunshine") ihrerseits
alles tut, um doch irgendwie Charakterzüge der späteren Mutter bereits in ihrer jungen Version erkennbar zu machen. Ein Lob also dafür. Ko Doo-shim zeigt
in der Gegenwart ebenfalls eine gute Leinwandpräsenz und zieht gekonnt die Abneigung der Zuschauer auf sich.
An und für sich stellt es kein großes Problem dar, dass dieses Liebesdrama einen fantastischen Aufhänger hat. Es stört allerdings, dass Na-young irgendwie
in der Vergangenheit landet, ohne dass irgendeine Form von Übergang erkennbar wäre. Genauso plötzlich landet sie später dann auch wieder in der Gegenwart.
Viel schwerwiegender ist jedoch, dass in dem Moment, in dem sie ihre Mutter trifft, die Geschichte vollständig die von Yeon-soon wird. Na-yeong sitzt einfach
bei ihrer Mutter zuhause herum und scheint keinerlei Interesse zu haben, irgendetwas zu unternehmen! Sie scheint auch überhaupt nicht panisch zu sein, dass sie
vielleicht nie wieder nach Hause zurück kann! Es ist beinahe so, als wäre sie auf "Stand-by" geschaltet, bis sie das Drehbuch wieder braucht. Wirklich
interessant ist ihr Charakter daher auch nicht, obwohl Jeon Beachtliches leistet, beide Personen gleichzeitig auf dem Bildschirm darzustellen.
Demzufolge überrascht es nicht, dass es im Grunde Jeons Schauspiel ist, das uns glauben macht, zwei völlig verschiedene Personen vor uns zu haben, sodass
die Tricks mit der Kamera wirklich überhaupt nicht auffallen. Park Hae-il ("Whistle Blower", "A Muse")
gibt überdies eine sympathische Darstellung als Briefträger ab. Die Geschichte um Yeon-soon ist letztlich eine unschuldige, schöne Liebesgeschichte, die von
der idyllischen Natur des Dorfes lebt und den sonnigen Aufnahmen. Daneben bekommen wir auch ein wenig das Leben der Haenyeo, der koreanischen Taucherinnen,
zu sehen. Yeon-soon mag zwar nicht gebildet sein, aber sie hat ihr Herz am rechten Fleck und gehört zu der Sorte Mensch, die mit harter körperlicher Arbeit
dafür sorgen musste, dass die heutige Generation studieren und vom großen Geld träumen kann.
Regisseur Park Heung-sik gestaltet seine Regie angenehm subtil und zeigt, dass er ein Drama gekonnt auf sein Publikum wirken lassen kann, ohne sich auf ein tränenreiches Finale einlassen zu müssen. Etwas, dass er zehn Jahre später in "Memories of the Sword" wohl nicht mehr vermochte. Neben der Liebesgeschichte ist der Film aber auch ein Drama, das sich um die Beziehung zwischen Mutter und Tochter dreht. Hier hätte "My Mother, the Mermaid" aber mehr leisten können. Überdies schadet es der Glaubwürdigkeit der Beziehung, dass zwischen der Rahmengeschichte und dem Mittelteil nur mangelhaft eine Brücke geschlagen wird. Trotzdem soll das keineswegs die Magie des Films schlechtreden. Park schafft hier einen Film, bei dem einem das Herz aufgeht. Die nostalgische Rückbesinnung auf die goldene Zeit koreanischer Filme vor zehn Jahren hat also seine Gründe.