Story: Du Qiu (Zhang Hanyu) ist ein Anwalt, der für das Pharmaunternehmen Tenjin einige Fälle erfolgreich abschlossen hat. Nun will er sich
nach China zurückziehen, findet sich eines Morgens aber neben einer toten Frau wieder, mit der er sich bereits einige Male zuvor getroffen hat. Er ruft die
Polizei, doch der leitende Ermittler steckt mit dem Mann, der ihm den Mord anhängen will, unter einer Decke. Du Qiu flieht und Detective Yamura (Masaharu
Fukuyama) wird zum Fall hinzugezogen. Yamura ist äußerst verbissen und es gelingt ihm Du Qiu zu finden. Dieser schafft es aber erneut zu fliehen. Schließlich
kommen Yamura aber Zweifel an Du Qius Schuld, da der Mord zu perfekt auf den Anwalt als Täter weist. Du Qiu trifft sich derweil mit der Frau Mayumi (Qi Wei), die
ihm kurz vor dem Mord etwas über Tenjins wahre Ziele erzählen wollte. Es stellt sich heraus, dass der Anwalt einst einen Fall gegen ihren Ehemann gewonnen hat,
woraufhin dieser sich das Leben nahm. Du Qiu kann sich daher nicht mehr sicher sein, ob er der Frau vertrauen kann. Weiterhin sind nun zwei Killerinnen, Rain
(Ha Ji-won) und Dawn (Angeles Woo), auf ihn angesetzt. Da Rain den Anwalt jedoch bei einem schicksalshaften Treffen kennengelernt hat, hat sie Skrupel ihn
umzubringen...
Kritik: Oft wundere ich mich, wie harsch manche Kritiker mit Werken ins Gericht ziehen, die sich ihrer Schwächen bewusst sind und einfach nur
unterhalten wollen. Und dann gibt es jene seltenen Momente, in denen einfach nicht nachvollziehbar ist, wie Kritiker einen Film wie "Manhunt" mit einem
respektvollen Nicken als nettes Genrestück durchwinken konnten. "Manhunt" zeigt leider genau das, was wir schon seit langem befürchtet haben: John Woo's
Kugelballet-Kino ist tot. Seine Versuche, es wiederzubeleben, scheitern spätestens hier kläglich. Da hilft es auch nicht, dass der Film stellenweise so schlecht
geschrieben ist, dass es den Anschein hat, man würde hier alles mit einem Augenzwinkern darbringen wollen. Die Dialoge und die sinnlose Aneinanderreihung von
Enschuldigungen dafür, eine neue Actionszene präsentieren zu dürfen, sind einfach schauderhaft. Es kann einem das Herz brechen...
Wer also denkt, dass ein Film wie "Manhunt" wesentlich besser in den 80ern und 90ern funktioniert hätte, und dass es sich bei dem Lob Woo's alter Klassiker bloß
um nostalgisches Geschwafel handelt, der muss sich lediglich "Hard Boiled" oder "A Better Tomorrow"
ansehen und wird augenblicklich verstummen. Sicher, auch jene Filme waren nicht vor melodramatischem Kitsch gefeit, aber Themen wie Bruderschaft und die Chemie
zwischen den Charakteren haben zusammen mit der ausgefallenen Action das Heroic-Bloodshed Genre erst richtig zum Leben erweckt. Außerdem waren die Individuen
voller Grauzeichnungen, die es so faszinierend gemacht haben, mit ihnen zu leiden. Davon ist in "Manhunt" nichts zu sehen. Vielmehr sind die Charactere allesamt
einschläfernd flach gezeichnet. Und will endlich mal so etwas wie eine ungewöhnliche Freundschaft durchschimmern, wird diese durch gräßliche Dialoge
zerstört.
Die Dialoge sind auch deshalb so schlecht, weil diese zwischen den internationalen Darstellern oft in Englisch gehalten werden. Dabei fühlen sich die Darsteller
zum Teil anscheinend so überfordert, dass diese Szenen schauspielerisch um ein Hundertfaches schlechter ausfallen als jene, die in der Muttersprache gedreht
wurden. Und das, obwohl sie augenscheinlich von den Darstellern selbst noch einmal nachsynchronisiert wurden... Zhang Hanyu kann in seiner Rolle nicht ganz
überzeugen, auch wenn er noch die beste Darstellung des Schauspielensembles abliefert. Dabei hat Regisseur Dante Lam ihn in
"Operation Mekong" gelungen als Actionheld präsentieren können, während Lam ebenfalls zeigen konnte, dass er sein
handwerkliches Können im Genre aus den 80ern in die Neuzeit retten konnte. Zhang steht Masaharu Fukuyama ("Rurouni
Kenshin: The Legend Ends") zur Seite, aber trotz Handschellen und somit erzwungener Partnerschaft will es zwischen den beiden nicht Klick machen. Ha Ji-won
("As One") verkörpert ebenso auf wenig überzeugende Weise eine Killerin, die langsam Gewissensbisse bekommt. Interessanterweise kann die
recht unbekannte Angeles Woo als Dawn die beste Darstellung abliefern und das in einer kleinen Nebenrolle...
Bei den Charakteren und ihren Hintergrundgeschichten, wenn man diese so nennen will, verhält es sich genauso wie beim Rest des Films. Es handelt sich um eine ganz
schlechte Parodie dessen, was in John Woos früheren Werken so grandios funktioniert hat. Dass das Drehbuch auf einem Roman basieren soll, ist übrigens ein Witz,
denkt man sich spätestens als man herausfindet, dass es um eine neue Droge gehen soll, die Menschen zu Supersoldaten macht. Das war schon in einem C-Movie aus
den 90ern klischeehaft. Und als sich dann der Bösewicht wie erwartet die Droge selbst injiziert, ist das nur der Abschluss eines Augen-verdreh-Marathons.
Technisch nerven außerdem gar nicht mal wirklich die erwartungsgemäß zahlreichen Zeitlupensequenzen, sondern die eingefrorenen Bilder, die schon früher nicht
funktioniert haben, und einige Bildcollagen, die so aussehen, als hätte Woo ein Photoshooting für ein Modemagazin gemacht. Ja, "Manhunt" kann manchmal ziemlich
peinlich sein.
Der jazzlastige Soundtrack passt ebenfalls nicht zu den Geschehnissen. Die die Intelligenz beleidigende Geschichte wird auch dadurch an den Abgrund befördert, dass manchmal aus dem Nichts und ohne Motivation Killer und Polizei zur gleichen Zeit beim Flüchtigen auftauchen, um die nächste Actionszene einzuleiten. Die Geschehnisse sind dabei so unzusammenhängend, dass man den Film auch völlig anders zusammenschneiden könnte und es würde niemandem auffallen. Aber nach all der Kritik möchte ich auch kurz anmerken, dass es zwei, drei Actionszenen gibt, die zeigen, dass die eigentliche Originalität von John Woos Schießereien immer noch grandios funktioniert. Die Choreografie ist teilweise fantastisch und so sind die Schießereien die einzigen unterhaltsamen Momente im Film. Schade also, dass diese so rar gesäht sind. Neben diesen Szenen zeigt sich noch einmal umso deutlicher, was für einen Schrott der Rest des Films darstellt. Zum Glück kann man sich immer wieder die Perlen der 80er und 90er des Hong Kong Kinos ansehen. "Manhunt" ist jedenfalls Zeitverschwendung.