Story: Inspector Q (Francis Ng) und Agentin Ding (Charmaine Sheh) arbeiten für das CIB. Als sie eines Tages von jemandem kontaktiert werden,
der sich Blackjack nennt, glauben sie einen lange verlorenen Undercover-Agenten wiedergefunden zu haben. Nachdem die einzige Kontaktperson Blackjacks gestorben
war und dessen gelöschte Computerdaten nicht alle wiederhergestellt werden konnten, hat man lange um die Identität Blackjacks gerätselt. Es handelt sich bei
diesem um Shiu Yeh (Louis Koo), der für Boss Ah Lam (Nick Cheung) arbeitet. Die beiden haben zusammen schon viel erlebt und sich bereits einige Male
gegenseitig das Leben gerettet, doch für Lam besteht mittlerweile kein Zweifel mehr, dass es in seiner Organisation einen Maulwurf gibt und auch Shiu will er
nicht ausschließen. Für Shiu wird es unter diesen Umständen schwierig, Ding Informationen über einen bevorstehenden großen Drogenhandel in Brasilien zu
übermitteln, bei dem Triaden-Boss Tung Pak Ho die Leitung übernimmt. Tung ist äußerst paranoid und Lam ist darauf bedacht, sich in der Organisation
hochzuarbeiten, sodass verschiedene Interessen aufeinandertreffen. Besonders für die Ermittler wird das Katz-und-Maus-Spiel immer gefährlicher...
Kritik: "Line Walker" ist eine überaus unterhaltsame und temporeiche Adaption der sehr erfolgreichen TVB-Serie gleichen Namens. Tatsächlich
ist der Film so temporeich, dass dies beinahe schon als eine seiner Schwächen zu zählen ist. Das liegt daran, dass zu viele Verwicklungen, Charaktere und
Handlungsstränge in gerade einmal knapp 110 Minuten gepackt wurden. Es sollte nicht verwundern, dass es in einem Film in dieser oder ähnlicher Form Probleme
gibt, wenn das Original den Luxus eines Serienumfangs hatte, um seine Geschichte zur vollen Entfaltung zu bringen. Abstriche muss man bei "Line Walker"
daher auch bei den Charakteren machen, die zwar alle Persönlichkeit besitzen, aber ganz eindeutig nicht die Art von Tiefe, die man bei dieser Form des
Dramas um Freundschaft zwischen Polizist und Gangster und dem unweigerlichen Verrat, der stets in der Luft liegt, erwarten würde.
Positiv angemerkt werden muss jedoch, dass es trotz der vielen Fakten und Namen keine Probleme darstellt, der Geschichte zu folgen. Manchmal werden zur
Erklärung der Beziehungen auch einige Rückblenden eingeworfen, was den Crime-Thriller aber zuweilen auch etwas überladen wirken lässt. Schon mit seiner
Haupthandlung hat der Film mehr als genügend zu tun. So scheint es oft, dass Regisseur Jazz Boon, der sich auch für die Original-Serie verantwortlich
zeichnet, krampfhaft bemüht ist, durch seine Geschichte zu eilen. Eine Atempause bekommt man hier an keiner Stelle. Das sollte eigentlich ein Grund für
lobende Worte sein, und zum Großteil sind diese auch angebracht, aber es gibt dem Film auch etwas Gehetztes. Man hat schlichtweg keine Zeit, um über das
Geschehene oder die Charaktere zu reflektieren und das sorgt spätestens gegen Ende für ein wenig Frust.
Zweifellos bekommt man recht schnell den Eindruck, dass es sich bei "Line Walker" um einen neuen "Infernal Affairs" handeln
könnte. Das ist beim Aufhänger der Geschichte um einen Maulwurf und das Drama um den psychischen Druck, den dies auslöst, naheliegend. Aber schon bald zeigt
sich, dass der Film seinen eigenen Weg geht. Die Charaktere haben Potential und es ist nicht zuletzt Nick Cheung ("Unbeatable",
"Keeper of Darkness") und Francis Ng ("Two Thumbs Up") sowie in geringerem Umfang Louis Koo
("Three") zu verdanken, dass die verschiedenen Individuen ausgefeilter ausfallen, als es bei dem geringen Umfang des Films in Relation
zu der erzählten Geschichte zu erwarten gewesen wäre. Der innere Kampf in den Polizisten und Gangstern ist durchaus spürbar.
Wendungen und Enthüllungen gibt es am laufenden Band und zum größten Teil ist die Geschichte gut durchdacht. Bei der Vielzahl an Überraschungen kann man aber
nicht umhin zu erkennen, dass Regisseur Jazz Boon besser daran getan hätte, seinen Film auf drei Stunden auszuweiten, um "Line Walker" das epische Ausmaß zu
verleihen, das er verdient hätte. Allerdings muss der Streifen natürlich auf ein breites Publikum zugeschnitten werden und so fühlt sich der Film einfach zu
überladen an. Die Notwendigkeit, den Film möglichst erfolgreich an den Kinokassen zu machen, zeigt sich auch in der Implementierung der Actionszenen. Während
die Schießerei in Brasilien beeindruckend anzusehen ist und "Line Walker" den Grad an Epik verleiht, der ihn grundlegend auszeichnen müsste, wirkt das Finale
äußerst forciert und gar störend. Auch ein paar der Attentatsversuche wirken etwas willkürlich und nur des Fakts wegen eingeschoben zu sein, um den Actiongehalt
anzuheben.
Dabei ist das gar nicht nötig, da der Streifen auch so genug Spannung bietet. Die Gespräche zwischen den Charakteren bieten die Art von Spannung, bei der man sich stets fragt, ob der andere seine Worte ernst meinst oder um die Identität des anderen bereits Bescheid weiß und somit ein intrigantes Spiel spielt. Oder ob der andere sogar weiß, dass der Gegenspieler um die eigene Identität weiß und mit einem spielt, um dies seinerseits auszunutzen. Zu Anfang mag der Film manchmal auch etwas Humor bieten, Charmaine Sheh als Ding, die neben Benz Hui als einzige ihre Rolle aus der Serie übernimmt, ist diesbezüglich sogar etwas nervend, aber genauso wie sich ihr Schauspiel zum Düsteren wendet, kann auch "Line Walker" sehr dunkle Töne anreißen und damit den geliebten Ton eines Hong Kong Crime-Thillers tragen. "Line Walker" mag wie gesagt zu viel auf einmal in seine Geschichte legen, aber es handelt sich hier ohne Zweifel um einen gelungenen Genre-Eintrag!