

Story: Wan-seo (Lee Jae-in) hat ein Herz transplantiert bekommen und die Ärzte sind ziemlich ratlos, da sie direkt danach vollkommen fit ist. Dennoch lässt ihr Vater (Oh Jung-se), ein Taekwondo-Trainer, sie nicht weiter Sport machen. Er hat Angst auch noch seine Tochter zu verlieren, nachdem seine Ehefrau schon gestorben ist. Wan-seo entdeckt aber, dass sie nicht nur wieder völlig gesund ist, sondern sogar unglaublich stark und schnell geworden ist. Sie ist jedoch nicht die einzige Person mit Superkräften. Sie trifft Ji-seong (Ahn Jae-hong), ein gescheiterter Drehbuchschreiber, der sich mit Superheldengeschichten auskennt, dank einer transplantierten Lunge mächtige Stürme verursachen kann und weitere Helden finden will. Es scheint nämlich, dass die Organe, die er und Wan-seo bekommen haben, von einem verstorbenen Superhelden stammen. Und es müssen demnach noch vier weitere Menschen mit besonderen Fähigkeiten existieren. Erkennen kann man diese auch an einem besonderen Tattoo, das nach der Operation auf dem Körper aufgetaucht ist. Bald treffen sie die Joghurt-Verkäuferin Seon-nyeo (Ra Mi-ran), die allerdings nicht weiß, was ihre Superkraft ist, und Gi-Dong (Yoo Ah-in), der elektronische Geräte beeinflussen kann. Ji-seong, der Experte im Team, weist darauf hin, dass es dort draußen auch noch einen Superschurken geben muss. Bei diesem handelt es sich tatsächlich um den erfolgreichen Sektenführer Seo Yeong-choon (Shin Goo), dessen Untergebener (Kim Hee-won) zudem die Fähigkeit besitzt, andere zu heilen. Der Sektenführer bzw. seine Tochter, die das Heft an sich reißen will, sind nun auf der Suche nach den Superhelden, um ihnen ihre Macht wegzunehmen und für sich zu nutzen.

Kritik: Kaum jemand kann sich heute noch für Superhelden-Filme erwärmen. Die Übersättigung ist mindestens so hoch wie bei Zombie-Streifen. Trotz allem gibt es immer wieder Geschichten, die das Thema aus einer neuen Perspektive angehen und damit erstaunlich erfolgreich sein können. "Hi-Five" ist genau ein solcher Fall, denn mehr als an einen klassischen Superhelden-Streifen erinnert der Film an solche Genre-Einträge wie "Arahan" oder "Kung Fu Hustle". Es wird sich also nicht allzu ernst genommen und man hat einfach Spaß. Und das ohne die lockeren Sprüche, die bei Marvel alle dreißig Sekunden kommen müssen, alles andere als lustig sind und nur Hintergrundrauschen darstellen. Darüber hinaus kann "Hi-Five" auch mal dramatisch sein oder ernste Themen anschneiden. Manche Szenen, wie die OP an einem nicht-narkotisierbaren Menschen, wirken sogar grauenhaft, aber es ist dieses Ungehobelte, der Verzicht darauf, es jedem recht zu machen, was erfrischend und ehrlich wirkt. Es dürfte daher nicht verwundern, dass diese Action-Komödie einige Ecken und Kanten hat, aber am Ende doch viel Unterhaltung bietet.

Das durchgehend hohe Tempo des Films erlaubt keine ewig lange Einleitung, in der uns die zahlreichen Charaktere vorgestellt werden. Sie finden ziemlich schnell zusammen und das ist eine gute Entscheidung des Drehbuchschreibers, denn die wahre Stärke der Geschichte liegt nicht in den einzelnen Charakteren - diesen fehlt es, wie zu erwarten, an echter Tiefe -, sondern der Chemie zwischen ihnen. Ji-seong und Gi-Dong können sich nicht ausstehen, gerade letzterer kann durch seine arrogante Art nicht jedem auf Anhieb gefallen, auch wenn er sich als erstaunlich vertrauenswürdig und zuverlässig entpuppt, während Seon-nyeo stets darauf bedacht ist, die Harmonie in der Gruppe zu wahren. Wir erfahren im Zusammenspiel der Charaktere mehr über die Individuen, als in den kleinen Einschüben, wie jenem, in dem Seon-nyeos Schuld umzeichnet wird. Wenn man bedenkt, wie viele Personen im Mittelpunkt stehen, war das wohl die bestmögliche Wahl, allen etwas Farbe zu verleihen, ohne sich in etlichen Subplots zu verlieren. In jedem Fall geht die Rechnung auf, weil wir uns für jeden der Charaktere interessieren. Einzig das ehemalige Sektenmitglied tritt der Gruppe etwas zu spät bei und wirkt damit tatsächlich wie das fünfte Rad am Wagen.

Eigentlich hätte "Hi-Five" schon drei Jahre zuvor herauskommen sollen, aber der Skandal um Yoo Ah-in und seinen Drogenkonsum - was hierzulande in der Branche vielleicht sogar zum "guten Ton" gehört, in Asien jedoch immer noch über drei Generationen Schande über die Familie bringt - hat die Veröffentlichung verzögert. Mittlerweile ist aber nach "The Match" auch dieser Film mit ihm herausgekommen und passenderweise (?) spielt Yoo jemanden, den man nicht sofort liebgewinnen kann und bei dem man sich immer fragt, ob er die Gruppe noch verraten wird. Ein wenig Reibung ist in der Gruppe auch nötig, um die Dinge spannend zu halten. Und niemand der "Helden" ist perfekt. Im Kern geht es aber um Freundschaft und durch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten finden sich hier fünf Individuen zusammen, die verschiedener nicht sein könnten, aber gerade dadurch zusammenwachsen. Nichts Neues, aber gut umgesetzt. Für die Taekwondo-Schülerin erweist sich das Ganze auch als Geschichte um das Erwachsenwerden. Lee Jae-in kann überdies in den Kampfszenen überzeugen und bringt schöne Energie mit.

Überrascht war ich aber zunächst von dem Sekten-Motiv. Der Bösewicht ist nämlich der Anführer einer Sekte, von denen es in Korea anscheinend unzählige gibt. Zu sehen, mit welchen finanziellen Mitteln Shows aufgezogen werden, die den Anführer einer solchen Sekte als gottgleiches Wesen präsentieren sowie die unkritische, vollkommen euphorische Anbetung einer solchen Figur durch ihre Jünger ist faszinierend und erschreckend zugleich. Man muss sich bei solchen kritischen Tönen in Filmen immer wieder fragen, warum Koreaner so anfällig für derlei Sekten sind, gleichzeitig lässt sich das ganze aber hervorragend mit einem Superschurken verbinden, schließlich besitzt dieser in der Tat gottgleiche Fähigkeiten. Dennoch hat man manchmal das Gefühl, als würden sich die Teile um die Sekte nicht nahtlos in den Rest der Story rund um Freundschaft einfügen. Das betrifft besonders das Finale. Während es zuvor zwar hin und wieder eine kleine Zurschaustellung der Superheldenfähigkeiten gab, wobei eine Verfolgungsjagd besonders in Erinnerung bleibt, versucht man im Showdown den Regler für ein episches Finale auf Anschlag zu drehen. Mit mäßigem Erfolg.

Das bringt uns zur Action. Hier hätte ich mir gerade wegen der Protagonistin, die ihn Taekwondo versiert ist, etwas mehr Bodenständigkeit gewünscht. Vielleicht ist das unfair, da von Anfang an klar gemacht wird, dass alles over-the-top ist, und die Spezialeffekte wirken zum Teil auch sonderbar. Damit ist nicht unbedingt billig gemeint, da sie visuell an Comics erinnern und den bereits erwähnten "Kung Fu Hustle". Menschen werden Hunderte Meter weggekickt und während des Finales prügelt man sich durch Betonwände, ohne dass das sonderlich Konsequenzen hätte. Die Action hat deshalb für mich immer nur dann funktioniert, wenn sie sich auf den Comedy-Aspekt konzentriert hat. Trotz eines eher mittelmäßigen Finales, das einem klarmacht, dass die ruhigeren bzw. lustigeren Momente die eigentliche Stärke des Films darstellen, konnte der Epilog tatsächlich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit kreieren und die Geburt einer Superhelden-Truppe unterstreichen, von der man gerne mehr sehen würde. Regisseur Kang Hyeong-cheol ("Swing Kids") schafft somit Popcorn-Kino, das sein Herz am rechten Fleck hat, weshalb man die meisten Mängel auch problemlos übersehen kann.
