Story: Xu Lisheng (Nick Cheung) ist ein herausragender Psychologe, der vor Jahren mit seinen spektakulären Hypnosefähigkeiten auf sich aufmerksam gemacht hat. Seitdem seine Frau gestorben ist, unterrichtet er jedoch an der Universität, ohne sein besonderes Talent weiter auszuüben. Er kümmert sich liebevoll um seine Tochter (Ai Mi), die überdies von ihrem Onkel Yang Kai (Zhang Han) alles bekommt, was sie möchte. Eines Tages wird Xu als Jurymitglied einberufen. Der Fall schlägt in den Medien hohe Wellen, da eine junge Frau ihren Onkel erstochen haben soll, um somit an dessen Geld heranzukommen. Dieser war Eigentümer einer großen Firma. Der Fall zeigt einige Ungereimtheiten, zumal die Frau ihren Onkel gar nicht hätte umbringen müssen, um an dessen Geld zu kommen. Es scheint schnell klar zu sein, dass die Frau unschuldig ist und der wahre Mörder ihr die Schuld zuschieben will. Xu und sechs weitere Jurymitglieder ziehen sich in einen Raum zurück, um ihr Urteil zu fällen. Da bekommt Xu einen Anruf, dass seine Tochter entführt worden ist. Der Entführer (Eddie Cheung) verlangt von dem Psychologen, dass er die anderen Jurymitglieder von der Schuld der angeklagten Frau überzeugt. Dafür teilt er ihm die emotionalen Schwachstellen der anderen mit. Xu muss mithilfe von Hypnose nun versuchen, die anderen von der Schuld der Frau zu überzeugen. Gleichzeitig kontaktiert er Yang Kai, damit dieser seine Tochter ausfindig machen kann. Allerdings rennt ihm die Zeit davon und der Entführer will bald Ergebnisse sehen...
Kritik: Was man zunächst für ein Gerichtsdrama halten mag, entpuppt sich schnell als ein psychologischer Thriller, nur um uns dann zu offenbaren, dass mit der Psyche der Individuen gar nicht so viel gemacht wird, wie man es erwarten dürfte. Das Drehbuch ist alles andere als ausgefeilt, da man an keiner Stelle den Eindruck bekommt, dass sich die Drehbuchschreiber ernsthaft mit dem Thema Hypnose oder der Psyche generell auseinandergesetzt haben. Vielmehr scheint es, als hätten sie ihr Wissen in einem Brainstorming aus dem zusammengetragen, was sie in anderen Filmen gesehen haben. Traurigerweise können die Charaktere auch nicht positiv auffallen. Sie sind sogar ziemlich flach geschrieben und können kaum unser Interesse aufrecht erhalten. Ganz neutral betrachtet, ist "Guilt by Design" dennoch recht unterhaltsam. Genau das ist auch sein einziges Anliegen. Es mangelt aber an zu vielen Stellen, um einen richtig in den Film hineinzuziehen.
Stellen wir noch einmal ein wenig genauer die Probleme des Drehbuchs heraus. Dass dieses von gleich drei Personen geschrieben wurde, die ebenso die Regie übernahmen, wird schnell offensichtlich. So richtig flüssig fühlt sich die Entwicklung der Geschichte nicht an. Das beginnt bereits bei der Einleitung, die viel zu lang geraten ist und schnell langweilt. Als dann alle Jury-Mitglieder in einem Raum eingeschlossen sind, verspricht die Geschichte spannender zu werden. Schließlich soll Xu anhand der persönlichen Schwächen die anderen Leute im Raum dazu bringen, ihre Meinung zu ändern und die Angeklagte schuldig zu sprechen. Wie wird das bewerkstelligt? Einfach so... Xu verliert schlicht ein paar Worte, benutzt irgendeinen Ton, den Countdown einer Mikrowelle oder unterhält sich unter einem Tisch mit jemandem für gefühlt mehrere Minuten, ohne dass es den anderen wirklich auffallen würde. Schwachstellen werden hier nicht ausgenutzt. Dafür sind die Charaktere auch viel zu undeutlich geschrieben.
Nick Cheung ("Bodies at Rest") wird zwar von einigen Veteranen wie Kent Cheng ("The White Storm 2: Drug Lords") unterstützt, und diese können dem Film fast so etwas wie Leben einhauchen, aber der Hauptdarsteller selbst liefert lediglich Routinearbeit ab. Die Nebengeschichte um das entführte Kind soll noch ein wenig Emotionen ins Spiel bringen, aber diese bleiben dennoch vollkommen auf der Strecke. Es besteht schließlich nie irgendeine Form der echten Gefahr. Das Drehbuch ist so sehr nach Schema F gestrickt, dass für uns Xus Überlegenheit nie außer Zweifel steht. Seine Hypnosefähigkeiten wurden in der ausgedehnten halbstündigen Einleitung letztlich fast schon als übernatürlich dargestellt. Dementsprechend sind die Szenen zwischen den Jury-Mitgliedern auch bestenfalls milde spannend. Dass man sich der eigenen Mängel in diesem Bereich, der eben genau die Stärke eines Psychothrillers sein sollte, bewusst war, beweisen die Actionszenen, die immer wieder eingestreut werden.
Tatsächlich sind die Actionszenen aber zuerst gar nicht als solche zu erkennen. Denn die Verfolgungsjagd/Beschattung und eine kleine Auseinandersetzung in einem Lagerhaus sind alles andere als spektakulär. Das Finale versucht mit einem abstürzenden Helikopter noch einen kleinen Wow-Effekt reinzubringen, aber dadurch fällt nur auf, dass diese Actionszenen deplatziert sind und versuchen sollen, den mangelnden Nervenkitzel bei Xus Hypnoseunternehmungen aufzufangen. Die ganze Nebengeschichte führt uns vor Augen, wie wenig Vertrauen in das Drehbuch bestand. Es ist auch unverständlich, warum wir als Zuschauer schon von Anfang an über bestimmte Umstände Bescheid wissen, die man zumindest für eine Weile hätte geheim halten können. Dann sind noch einige dämliche Momente in den Film geschrieben, wie z.B. als die Tochter bei der Flucht über etwas stolpert, obwohl Rennen genau das ist, was sie kann! Schließlich hat sie kurz zuvor bei einem Wettbewerb einen Preis gewonnen!
Dafür dass es drei Regisseure gab, ist das Endprodukt aber solide anzusehen. Die Bilder wirken schön eingefangen, die Szenen im geschlossenen Raum erzeugen ebenfalls dank der Bildkomposition mehr Spannung, als sie es dürften, und die 90 Minuten vergehen wie im Fluge. Unterhaltung wird man hier bekommen, aber alles wirkt ungemein vertraut, Überraschungen sind nirgends vorzufinden und am Ende fragt man sich: "War das jetzt alles?" Wenn man ohne Erwartungen an den Film herangeht, wird man durchaus ein wenig Spaß haben können, aber für einen Psychothriller, bei dem das Katz-und-Maus-Spiel dermaßen fade ausfällt, kann man einfach keine Empfehlung aussprechen. Hinweise, die es zu erkennen und in einen größeren Kontext zu setzen gilt, sind hier Fehlanzeige. Stattdessen darf man das Gehirn ausschalten und sich einfach berieseln lassen. Dafür handelt es sich hier schlicht um das falsche Genre.