Story: Shuhei Sakata (Toma Ikuta) ist ein professioneller Killer, der für seinen Auftraggeber eine ganze Gangsterbande ausschaltet. Danach möchte er sich zur Ruhe setzen und mit seiner Frau und kleinen Tochter in Frieden leben. Der aufsteigende Gangsterboss Ryu Sunohara (Matsuya Onoe) hat jedoch andere Pläne. Er will die Stadt mit seinen Freunden einnehmen und dabei steht ihm lediglich Sakata im Weg, da er glaubt, dieser sei der Dämon einer örtlichen Legende, der alle 50 Jahre auftaucht. Also besucht er ihn mit seinen Freunden und tötet vor seinen Augen seine Frau und Tochter. Sakata bekommt einen Kopfschuss, allerdings überlebt er. Fortan lebt er paralysiert und ohne etwas von seiner Umgebung mitzubekommen in einem Pflegeheim. Als er von seinem früheren Partner nach zwölf Jahren abgeholt wird und durch einen Angriff verletzt wird, landet er im Krankenhaus und ruft damit die Aufmerksamkeit von Sunohara auf den Plan. Dieser ist mittlerweile Bürgermeister der Stadt und hat durch allerlei illegale Geschäfte die Stadt zu einem Paradies für Geschäftsleute und Touristen gemacht. Als einer seiner Männer im Krankenhaus auftaucht und Sakata umbringen will, erwacht der Ex-Killer aus seinem komatösen Zustand. Die Noh-Maske, die sein Angreifer trägt, hat seine Erinnerungen wieder wachgerufen. Da alle Einbrecher vor zwölf Jahren Masken trugen, weiß Sakata nicht um ihre Identität, aber er hat seine Möglichkeiten, seinen Rachefeldzug dennoch in die Tat umzusetzen ...
Kritik: Die mittlerweile schier unüberschaubare Anzahl an Rachethrillern oder Actionfilmen, in denen ein Killer sich durch all jene metzelt, die auch nur im Entferntesten etwas mit dem Mord an seinen Geliebten zu tun hat, verlangt heutzutage, dass ein weiterer Eintrag in das Genre gewisse Besonderheiten aufweisen muss, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Das mag dann eventuell der etwas ruhigere Vertreter des Genres sein, aber wie "A Man of Reason" beweist, klappt auch das nicht immer. Die Erwartungen an "Demon City" waren vergleichsweise hoch, weil ein düsterer und blutiger Actionstreifen aus Japan, der keine Kompromisse eingeht, zumindest Fans des Genres zufriedenstellen sollte. Unglücklicherweise kann der Film genau das nicht liefern. Die Action ist vielmehr, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen, Standard. Die Geschichte selbst ist natürlich vernachlässigbar, aber es gibt mit den "Oni" und den dazu passenden Masken einen Aspekt, der dem Film durchaus eine übernatürliche Note hätte verleihen können. Darauf wird letztlich aber verzichtet und das nimmt dem Actionstreifen auch noch die letzte Chance auf Originalität.
Man muss bei Geschichten dieser Art die Logik natürlich ganz hintanstellen. Das fängt mit dem Kopfschuss an, der überlebt wird (ok, durchaus möglich), geht weiter über das plötzliche Erwachen aus dem Halbkoma und die blitzschnelle Regeneration aller Muskeln, die über die Jahre völlig verkümmert sein müssten, bis zu einem der Bösewichte, der aus einem niederträchtigen Grund ein Mädchen über Jahre großzieht und ihr Vater wird. Das passt alles nicht zusammen und wirkt immer so, als hätte das Drehbuch es nur zum Fortschreiten der Geschichte gebraucht. Am schlimmsten ist es immer, wenn es um den Protagonisten geht. Dieser verträgt mehr Schläge, Messerstiche und Kugeln als alle Actionhelden der 80er Jahre zusammengenommen, aber anstatt dass sich in diesen Unsinn hineingelehnt und Sakata als Todesengel porträtiert wird, der die Macht eines Dämonen erlangt hat - für die Bösewichte soll er ja angeblich genau das sein! -, wird daraus nichts Verwertbares gestrickt. So hätte daraus wenigstens eine Hommage an "The Crow" werden können. Schlussendlich muss man sich also fragen, warum es all die Dämonenmasken in dem Film gibt und einige Szenen sogar etwas beunruhigend wie bei einem Horrorfilm ausfallen.
Die Geschichte basiert auf dem Manga "Oni Goroshi" von Masamichi Kawabe. Dementsprechend lassen sich einige Szenen auch besser verstehen, z.B. die Masken, welche von der Gang fast durchgängig getragen werden, und auch das viele Blut, das oft leider in CGI-Form über den Bildschirm spritzt, sowie die ungewöhnliche Waffe des Helden. Aber einen wahrlich coolen Helden bekommen wir hier nicht. Sakata ist einfach auf Rache aus, keine weitere Ebene einer Persönlichkeit bekommen wir jemals zu sehen. Nicht mal in seinen Szenen mit seiner Tochter kommt wirklich ein Mensch hervor, der mehr ist als nur ein Mann, der seine Familie geliebt hat. Toma Ikuta ("Brain Man") kann da auch nichts ändern. Einzig in den Actionszenen darf er sich richtig einbringen. Das ist zwar immerhin etwas, aber die Action selbst ist auch eher enttäuschend. Es gibt genug Momente, in denen man Schläge und Schnitte richtig zu spüren glaubt, aber die Kämpfe selbst sind zumeist kaum auffallend durchchoreografiert. Selbst das Finale, auch wenn stylish und mit ein paar guten Szenen, hätte als Showdown mehr herausholen müssen. Zu jeder Zeit denkt man, dass man das alles schon besser gesehen hat.
Da uns das Drama und das Leid, das den Protagonisten plagt, niemals glaubhaft dargebracht wurde, ist uns auch egal, was mit Sakata passiert. Und gibt es doch eine Szene, die in irgendeiner Weise einen Charakter ausstaffieren will, dann wirkt das äußerst ungeschickt umgesetzt. Warum genau bekommen wir erst im Finale den Bruder des Bösewichts samt einer Rückblende vorgestellt? Damit der Epilog funktioniert? Das ist jedenfalls ziemlich holprig und bietet auch keinen Mehrwert. Vielleicht hat man sich bei manchen Szenen sogar etwas gedacht, aber die meiste Zeit kommt es nicht rüber. Regisseur Seiji Tanaka hat in "Melancholic" bereits viel entspannter eine Geschichte um einen Killer erzählen und dabei auch mehr Atmosphäre erzeugen können. Was nämlich genau die Farbe oder der Ton von "Demon City" ist, kann kaum beschrieben werden. Ein bisschen von allem und doch am Ende nichts. Eben genauso wie die Action: ein wenig Schießerei, hauptsächlich Messerstecherei, ein paar Schläge - aber eben nichts, was durch eine rote Linie wie eine gelungene Choreografie zusammengehalten würde.
Ein paar positive Punkte gibt es dann doch noch. Der "dreckige" Gitarrensound der Musikuntermalung von Tomoyasu Hotei - vielen durch seinen Beitrag zu "Kill Bill" bekannt - unterstützt die Action auf gelungene Weise. Auch die Soundeffekte leisten ihr Übriges, obwohl man sie andererseits auch als etwas übertrieben einstufen kann. Generell ist auch gegen die Action nichts einzuwenden, sie ist auch gut über die ca. 107 Minuten des Films verteilt. Das alles reicht aber heutzutage nicht mehr, um zu unterhalten. Und so dümpelt der Film einfach vor sich hin. Selbst der etwas düstere Ton kann den Streifen nicht vor der absoluten Mittelmäßigkeit bewahren. Wer wirklich auf der Suche nach einem Actionstreifen in diesem abgedroschenen Subgenre ist, darf vielleicht einen Blick riskieren, denn man wird wenigstens nicht absolut gelangweilt. Alle anderen können aber getrost einen Bogen um den Film machen. Damit zementiert Netflix leider immer weiter den Eindruck, dass sie es einfach nicht hinbekommen, gute Actionstreifen zu produzieren.