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Original Title:
Guk-ga-bu-do-eui nal

South Korea 2018

Genre:
Thriller

Director:
Choi Gook-hee

Cast:
Kim Hye-soo
Yoo Ah-in
Heo Joon-ho
Jo Woo-jin
Kim Hong-pa
Kwon Hae-hyo
Vincent Cassel


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Story: Yoon Jeong-hak (Yoo Ah-in) ist ein junger Finanzanalyst und scheint 1997 als einziger die Zeichen in Korea richtig zu lesen. Menschen verlieren ihre Arbeit, kleine und mittlere Betriebe müssen dichtmachen. Die Währung verliert an Wert. Während die Regierung dem Volk versichert, dass Koreas starke Wirtschaft keine Angst wegen der Asienkrise zu haben braucht, kündigt Yoon seinen Job, weil er sich sicher ist, dass das Land bankrott gehen wird. Sein Plan ist es, mit Hilfe einiger Investoren an der Misswirtschaft der Regierung zu verdienen.
Währenddessen hat Gab-soo (Heo Joon-ho) für seinen Betrieb einen großen Auftrag von einer Kaufhauskette an Land geholt. Er wird mit einem Schuldschein bezahlt, wie es in Korea üblich ist, auch wenn er lieber in bar bezahlt worden wäre. Plötzlich berichten die Nachrichten aber, dass die Kaufhauskette pleite ist. Gab-soo hat aber bereits alle Materialien für die herzustellenden Produkte bestellt und sitzt nun auf einem Berg von Schulden.
Die Regierung liest dann endlich den wochenalten Bericht von Geldpolitik-Leiterin Han Si-hyeon (Kim Hye-soo), der ein düsteres Bild von der Geld- und Währungspolitik des Landes zeichnet. Demnach ist das Land in einer Woche pleite. Immer mehr Firmen, darunter auch namhafte, melden Konkurs an und während das Volk weiterhin mit einer Lüge über ein vorübergehendes Schwächeln der Wirtschaft abgespeist wird, verhandelt man bereits mit dem Internationalen Währungsfonds bzw. dessen Stellvertreter (Vincent Cassel) über ein Hilfsprogramm. Han warnt jedoch, dass dies die koreanische Wirtschaft und Autonomie auf Jahre zerstören wird...

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Kritik: Ein Film über die Asienkrise 1997 weckt nicht wirklich das Vertrauen, ein spannender Thriller zu werden, bei dem man kaum eine Minute zum Verschnaufen hat. Doch zu meiner vollkommenen Überraschung ist "Default" genau das. Als jemand, der sich nicht unbedingt mit Finanzmärkten und den feinen Hintergründen auskennt oder sich für diese interessiert, waren meine Erwartungen gering. Aber genau solche Zuschauer werden von "Default" sofort abgeholt. Denn auch wenn man die verschiedenen Feinheiten im Hintergrund, wie den Hanbo-Skandal, womöglich nicht zuordnen kann, wird man doch an das große Gesamtbild herangeführt und kann nur den Kopf darüber schütteln, wie Politiker und Banken mit Geld und der Zukunft einer ganzen Nation gepokert haben und in Zeiten der Krise so viele der eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler unter den Teppich kehren. Politik wird hinter verschlossenen Türen gemacht, das Volk angelogen und die Verantwortlichen gehen ohne Bestrafung von der Bühne, während der einfache Arbeiter auf ewig ruiniert ist.

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Das kennt man aber - so funktioniert eben die Welt, mag der Zyniker sagen. "Default" zeichnet ein Bild Koreas, das wenig rühmlich ist, und zeigt, dass dieses Land, das so schnell und so stark wirtschaftlich gewachsen ist, noch viel lernen muss. Damit steht das Land nicht alleine dar, aber die Vetternwirtschaft, die in Form der Jaebol, von Familienklans geführte Großkonzerne, zu einer eigenen geheimen Konzernregierung hinter der offiziellen Regierung geführt hat, ist ein besonderes Problem des Landes. Außerdem ist es erschreckend für den Zuschauer zu sehen, mit welcher Unbedarftheit die Banken Geld verleihen. Heutzutage ist es, wenn man ehrlich ist, in den meisten Ländern immer noch nicht anders, aber vor Augen geführt zu bekommen, mit welchem Irrsinn Geldbeträge ungeheurer Größenbeträge ohne Absicherung herumgeschoben werden, kann nur Schadenfreude hervorrufen, wenn das ganze wackelige Kartenhaus unweigerlich zusammenbricht. Wäre da nicht die Unter- und Mittelschicht, die am meisten leidet.

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"Default" ist auch deshalb so mitnehmend, da er eine dreigeteilte Erzählstruktur aufweist. So bekommen wir das große Gesamtbild durch die Augen Han Si-hyeons zu sehen, schön gespielt von Kim Hye-soo ("A Special Lady"), die auch mit ihrem Englisch überzeugen kann, während Gab-soo, verkörpert von Heo Joon-ho ("Silmido"), die Auswirkungen der Regierungsentscheidungen am eigenen Leib erfährt. Er ist der emotionale Kern der Krise, auch wenn es nicht bei ihm alleine bleibt. So sehen wir auch die Menschen um ihn herum, Angestellte, Gläubiger, Familie etc., die von der Finanzkrise in den Abgrund gerissen werden. Welche andere Wahl hat man in einer Situation, in der alles Geld, was man hat, in Form eines wertlosen Stück Papiers vor einem liegt, als über Selbstmord nachzudenken? Herausstechend ist aber vor allem die dritte Geschichte eines Finanzexperten, der Profit aus der Krise schlagen will. Es zeigt sich eine faszinierende moralische Ambivalenz des Charakters Yoon, gespielt von Yoo Ah-in ("Burning").

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Yoon hat einige interessante Momente. Er sagt das Vorgehen der Regierung exakt voraus, weiß um ihre Manipulationsversuche und Lügen und kann so mit den richtigen Investoren das große Geld verdienen. Als er diesen aufzeigt, wie die koreanische Wirtschaft aufgebaut ist, kann man nicht umhin, als an ein Pyramidensystem zu denken. Alles lebt auf Pump, von Geld, das faktisch eigentlich überhaupt nicht vorhanden ist. Er will an der Dummheit der koreanischen Regierung verdienen, aber macht ihn das zu einem besseren Menschen oder nicht eher zu einem noch schlechteren, da er das Leid der Leute zu seinem Glück verkehrt? Regisseur Choi Gook-hee liefert einige faszinierende Momente, in denen man ausmachen kann, dass Yoon selbst von der ganzen Situation angewidert ist, aber an anderer Stelle zeigt sich seine Abgestumpftheit. Oder besser gesagt ist der Glaube an das Gute in ihm gestorben. Das macht ihn aber zu einer ehrlichen Persönlichkeit, die nach dem Kauf einer Wohnung, in der ein Erhängter vorgefunden wird, erschreckend kühl wirkt. Aber an anderer Stelle gibt ein verzweifeltes Lachen Einblick in eine komplexere Psyche.

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Die koreanische Regierung ist aber nicht der einzige "Bösewicht". Der IWF, verkörpert durch Vincent Cassel (endlich mal ein ernstzunehmender internationaler Schauspieler in einer Nebenrolle), stellt Forderungen, die das Land letztlich zu einem Vasallenstaat Amerikas machen (wenn es das nicht vorher ohnehin schon war). Es ist unglaublich, welche Einschnitte das Land hinnehmen muss(te) und ein Wunder, das es sich wirtschaftlich tatsächlich erholen konnte. Hat Korea aber aus seinen Fehlern gelernt? Die Antwort scheint zum Ende hin ein klares Nein. Vielmehr versucht der Regisseur zu verdeutlichen, das nur kritisches Denken und kein blindes Vertrauen in die Regierung eine neue Krise abwenden kann. Zum Ende hin verliert sich "Default" zwar in zu vielen potentiellen Enden - und so gibt es sogar noch einen Schnitt in unsere Gegenwart, nachdem wir die Geschichte schon für beendet gehalten haben -, aber bis zu diesem Punkt ist es durchaus beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit Regisseur Choi das Thema in einen spannenden und unterhaltsamen Thriller verpackt. Einer der besten koreanischen Polit-Thriller seit Jahren.

(Autor: Manfred Selzer)
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