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Cliff Walkers - Filmposter
Original Title:
Xuanya zhishang

China 2021

Genre:
Thriller

Director:
Zhang Yimou

Cast:
Zhang Yi
Yu Hewei
Qin Hailu
Zhu Yawen
Liu Haocun
Ni Dahong
Li Naiwen
Yu Ailei
Lei Jiayin


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Cliff Walkers

Cliff Walkers - Film Screenshot 1

Story: Nach einem Fallschirmsprung über Mandschukuo, dem in den Dreißigern von Japan errichteten Kaiserreich in der Mandschurei, trennen sich die zwei Spione Zhang (Zhang Yi) und das junge Mädchen Lan (Liu Haocun) von Zhangs Ehefrau Yu (Qin Hailu) und Chuliang (Zhu Yawen). Zhang und Lan befinden sich in einem Zug nach Harbin, doch eine Spezialeinheit der Regierung ist ihnen bereits auf den Fersen, sodass sie es gerade so an ihren Zielort schaffen. Ihr Auftrag ist es, einen Mann außer Landes zu schaffen, der in einem Lager der japanischen Regierung schlimmste Folter über sich ergehen lassen musste. Dieser soll als einziger Überlebender auf die Gräueltaten Japans international aufmerksam machen. Die anderen beiden Spione Yu und Chuliang wurden allerdings bereits von Leuten der Regierung abgefangen, die sich als ihre Kontaktpersonen ausgeben und so den Aufenthaltsort von Zhang und Lan ausfindig machen wollen. Tatsächlich fällt dem japanischen Militär Zhang in die Hände und er wird gefoltert. Zhang scheint aber nicht ohne Hilfe zu sein, denn unter den Japanern gibt es einen kommunistischen Spion. Xie Zirong (Lei Jiayin) hilft Zhang zu fliehen, aber schwer verletzt wie er ist, kann Zhang nicht hoffen, weit zu kommen. Überdies ist nicht sicher, ob Xie nicht vielleicht ein Doppelagent ist und es sich bei seiner Hilfe um eine perfide Strategie handelt, um alle kommunistischen Spione auf einen Schlag auszuschalten.

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Cliff Walkers - Film Screenshot 4

Kritik: Bei Filmemacher Zhang Yimou weiß man nie, in welche Richtung er als nächstes geht. Nachdem er mit seinen sozialkritischen Dramen wie "Raise the Red Lantern" zum Liebling der Filmfestivals geworden war und dann mit "Hero", dem bildgewaltigen Wuxia-Meisterwerk, sich der Linie der kommunistischen Partei Chinas etwas angenähert hat, ging seine Versöhnung sogar so weit, dass er die Olympischen Spiele für das Land in Szene setzen durfte. Mit "Shadow" hat er zuletzt erneut sein Ausnahmetalent für großartige Bilder unter Beweis gestellt, aber sein darauf folgender “One Second” durfte wiederum nicht auf der Berlinale gezeigt werden, weil die chinesischen Zensoren ein Problem damit hatten. Zeit also, erneut einen Film zu drehen, mit dem man sich der Regierung wieder als treuer Gefolgsmann beweist. "Cliff Walkers" dreht sich nämlich um die Gräuel der Japaner (und der berüchtigten Einheit 731) und welche Opfer die Helden Chinas gebracht haben, um darüber aufzuklären.

Cliff Walkers - Film Screenshot 5

Wenn sich das so anhört, als wäre der Streifen ein Propaganda-Machwerk, dann stimmt das so nicht ganz. Es handelt sich vielmehr um einen Spionage-Thriller, der dank seiner schneebedeckten Sets und der großartigen Regie berauschend wirken kann. Leider gibt es davon abgesehen aber kaum etwas Außergewöhnliches zu sehen. Die Geschichte ist im Kern relativ simpel und die ganzen zwei Stunden geht es eigentlich nur darum, allem und jedem zu misstrauen. Sollte man darauf verzichten, bekommt man sogleich die Rechnung präsentiert. Dabei wimmelt es in dem Film nur so von Doppelagenten und gerade Xie Zirong, auf den sich der Fokus des Streifens später verlagert, bleibt diesbezüglich undurchschaubar. Unglücklicherweise spielt der Film etwas zu sehr mit solchen Ungewissheiten, sodass es irgendwann fast schon auf die Nerven gehen kann. Anfangs ist es auch gar nicht so leicht, die verschiedenen Agenten auseinanderzuhalten bzw. zu erkennen, wo ihre Loyalitäten liegen.

Cliff Walkers - Film Screenshot 6

Das Problem liegt hier vor allem bei der mangelnden Charakterausarbeitung und der Schwerpunktverlagerung von einem Spion auf den nächsten, ohne dass man wirklich etwas über diese erfährt. Da fragt man sich, wie man für ihre Aufopferung auch nur eine Träne vergießen soll. Anstatt sich um die zwischenmenschliche Ebene zu kümmern - und der Umstand dass ein Spionenehepaar seine Kinder aufgegeben hat, reicht da bei weitem nicht für ein wenig Drama aus, zumal das wenig Sympathien weckt -, wird man von Szene zu Szene gepeitscht. Das Tempo ist dabei durchaus gelungen und es gibt immer wieder Entwicklungen oder unterschwellig aufkochende Spannung, aber beim Schnitt kommt mehr als einmal das Problem auf, dass die Übergänge unsauber sind und wir uns erneut bewusst werden, hier kein gut gestricktes Ganzes vor uns zu haben. Daran können auch die Kapitelüberschriften nichts ändern, die subtil eingearbeitet wurden, um eben die Illusion eines fließenden Übergangs zu kreieren. Im Endeffekt wirken viele Szenen schlicht aneinandergereiht.

Cliff Walkers - Film Screenshot 7

Das Tempo ist stets hoch und zu diesem Zweck gibt es auch ein paar Verfolgungsszenen zu Fuß durch die Gassen der schneebedeckten Stadt. Die vielen Aufnahmen von oben erwecken den Eindruck, man würde durch ein Labyrinth eilen, und zeugen einmal mehr von Zhangs Gespür für Bildkomposition. Wenig begeistern können aber die Actionszenen. Weder die Schießereien, die sehr simpel gehalten wurden, noch die Nahkampfszenen besitzen Energie. In letzteren erkennt man wenigstens die Verzweiflung und den Wunsch zu überleben, aber speziell die zierliche Liu Haocun, welche Lan spielt, wirkt in den Kampfszenen wenig überzeugend, was aber auch ihrem mäuschenhaften Charakter geschuldet sein kann. Ein weiteres Problem hinsichtlich der Art, wie Spannung erzeugt wird, ist, dass Charaktere immer wieder kurz den Raum verlassen, um etwas zu erledigen, während die Zurückgebliebenen ihre heimliche Agenda besprechen, woraufhin dann der andere schnell zurückeilt und an der Tür lauscht. Dabei gab es überhaupt keinen Grund, plötzlich so misstrauisch zu werden. Ein billiges Stilmittel, um Spannung zu erzeugen.

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Cliff Walkers - Film Screenshot 10

Keinesfalls billig sind die Sets. Harbin ist stets verschneit und sieht einfach fantastisch aus. Aber auch die Innenräume sind mit viel Liebe gestaltet. Selbst die Kleidung, die Autos etc. sehen großartig aus. Auf visueller Ebene ist "Cliff Walkers" damit eindeutig über jeden Zweifel erhaben und man sieht gleich, dass ein Meister seines Faches am Werk war. Das Problem ist nur, was unter dieser wunderbaren Oberfläche liegt - und das ist eben leider nicht viel. Es handelt sich um einen klassischen Spionage-Thriller, bei dem man zu jeder Zeit Verrat fürchten muss, aber die Umsetzung jener spannungserzeugenen Szenen ist fragwürdig. Darüber hinaus ist uns das Schicksal aller Involvierten ziemlich egal. Vielleicht sollte man daher umso überraschter sein, dass der Film tatsächlich ziemlich spannend sein kann, aber das ändert nichts an den Verfehlungen. "Cliff Walkers" ist damit eher was für das Auge, in allen anderen Bereichen liefert Zhang Yimou hier nur mittelmäßige Kost ab.

(Autor: Manfred Selzer)
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