Story: Financial secretary Simon Fan (Andy Lau) bringt 1996 ein Gesetz auf den Weg, das Hong Kong noch attraktiver für Firmen machen soll. Allerdings sorgt das dafür, dass es ziemlich einfach ist, hochgefährliche Stoffe in recyclebarem Elektroschott über den Hong Konger Hafen zu schmuggeln. Als auf einem Container-Schiff ein Feuer ausbricht und es wegen der illegalen eingeführten Stoffe zu einer Explosion kommt, stirbt Simons Frau, die bei der Feuerwehr arbeitet. Zehn Jahre später ist Simon ein Experte für ins Land geschmuggelte gefährliche Materialien. Bei einem augenscheinlich harmlosen Feuer auf einem Schrottplatz zeigt sich schnell, dass nicht nur hochexplosive Stoffe dort gelagert werden, sondern auch Radioaktivität austritt. Simon wird als Berater zu einem Krisenstab hinzugezogen, der unter der Leitung von Cecilia Fong (Karen Mok) den Einsatz leiten soll. Die Lage wird aber immer kritischer, da sich bald herausstellt, dass sich irgendwo auf dem brennenden Schrottplatz Cesium befindet. Das Feuer lässt sich derweil nicht unter Kontrolle bringen und sollte es auf den radioaktiven Stoff übergreifen, würde das zu einer Katastrophe führen. Noch schlimmer ist aber, dass die Löscharbeiten nicht durchgeführt werden können, da Cesium ebenso explodiert, wenn es mit Wasser in Berührung kommt. Unglücklicherweise bahnt sich auch ein Unwetter mit Starkregen seinen Weg nach Hong Kong. Simon verschafft sich nicht nur vor Ort ein Bild der Lage, wo unter anderem Lifeng (Bai Yu), der Bruder von Simons verstorbener Ehefrau, gegen das Feuer ankämpft, sondern der Berater muss sich auch mit Politikern herumschlagen, die den Ernst der Lage nicht wirklich verstehen wollen.
Kritik: Katastrophenfilme aus China können eine ziemlich lustige Angelegenheit sein. "Skyfire" war beispielsweise eine Low-Budget-Produktion, die nach den typischen Regeln des Genres gestrickt war, aber so dämlich ausfiel, dass es wieder Spaß gemacht hat. Etwas ernstzunehmender war da schon das Feuerwehr-Spektakel "The Bravest", letztlich gab es aber auch hier einiges an Melodrama. "Cesium Fallout" soll nun die Messlatte mit seinen ordentlichen Produktionskosten noch ein wenig höher legen, muss sich aber mit denselben Problemen wie letztgenannter Film herumschlagen. Ist man ehrlich, erwartet man aber wohl auch nichts anderes. Dennoch ist es ziemlich schockierend, wie flach Personen bei einer Laufzeit von 136 Minuten ausfallen können. Eine Vielzahl von Charakteren wird in den Film gestopft, von denen aber jeder nur ein paar wenige Szenen bekommt, um so etwas ähnliches wie eine Hintergrundgeschichte zu skizzieren. Der Grund dafür ist natürlich auch völlig offensichtlich: Einige der heldenhaften Feuerwehrmänner müssen sich opfern. Ja, nur die, nicht die Frauen, obwohl es von denen hier auch einige gibt. Diese fallen aber, von der Politikerin einmal abgesehen, ohnehin nochmal ein gutes Stück farbloser aus.
Wahrscheinlich kann man diesen Kritikpunkt aber abkürzen, denn selbst Andy Lau ("Shock Wave 2") wirkt in der Hauptrolle ziemlich seelenlos. Dabei wird sich viel Zeit gelassen, immer wieder die familiären Verhältnisse aufzuzeigen, schließlich ist Simons Schwager, der ihm für den Tod seiner Schwester nie verziehen hat, in dem Katastrophenfall auch im Einsatz, und die eigentliche Geschichte wird auch immer wieder mit Einschüben zum Verhältnis zwischen Simon und seiner Tochter unterbrochen. Zwar soll damit kein Zweifel aufkommen, dass wirklich etwas auf dem Spiel steht, aber die einzelnen Personen interessieren uns trotzdem kein bisschen. Darüber hinaus arbeitet sich das Drehbuch daran ab, so viele Zufälle wie möglich zusammenspielen zu lassen, damit die Katastrophe richtig große Ausmaße annehmen kann. Dass dabei die mangelnden Gesetze bzw. Schlupflöcher beim Recycling von Elektromüll kritisiert werden, ist schon ziemlich interessant, aber da das wieder einmal mit dem Dampfhammer und sogar einer Texttafel zum Abspann an den Kopf geklatscht wird, fühlt man sich ziemlich manipuliert. Außerdem wird so die Frage nach der Intention aufgeworfen: Will der Film etwa, dass man gegen die Politik/Gesetze auf die Straße geht und protestiert? In China?!? Interessant, dass die Zensurbehörde hier keine Probleme sah.
Der Film selbst "brilliert" natürlich nochmal mit den klassischen Fehlern. Nicht nur Eventualitäten greifen immer genau so ineinander, dass der absolute Supergau bevorsteht - so bewegt sich natürlich gerade ein riesiges Unwetter genau auf den Brand zu -, nein, es opfern sich gleich mehrere Feuerwehrmänner, obwohl man nicht genau versteht, warum eigentlich bzw. ob nicht auch einer ausgereicht hätte. Dass immer etwas schiefgeht und damit die Glaubwürdigkeit der Geschichte völlig über Bord geworfen wird, findet seinen Anschluss aber auch bei den Charakteren. Die Nadel des Geigerzählers schnellt in die Höhe, also schaut man sich erstmal schockiert an und bleibt stehen, anstatt entweder die Beine in die Hand zu nehmen oder so schnell wie möglich seine Aufgabe zu erledigen. Später werden Feuerwehrmänner dann auch noch zu Experten für Sprengstoffe. Das Schockierendste ist wohl aber, dass Michael Wong, der hier den Bösewicht spielt, viel zu spät seinen ersten englischen Satz raushaut! Da Wong schon ein Meme war, bevor das Wort überhaupt existiert hat, darf man ihm aber zumindest die karikative Ausarbeitung des Bösewichts verzeihen. Diese fällt neben den anderen Problemen des Streifens auch gar nicht so sehr ins Gewicht.
Immerhin kann Karen Mok ("So Close") als Leiterin des Krisenstabs eine ganz gute Figur abgeben. Dass zwischen schlechten und noch schlechteren Entscheidungen gewählt werden muss, ist sogar recht realistisch - wenn nur der Rest wenigstens einen Funken von diesem Realismus abbekommen hätte ... Die Geschichte bekommt auch immer wieder Einschnitte. Es funktioniert nach dem Prinzip, dass man ein Problem erstmal liegenlässt, weil man augenscheinlich nicht viel unternehmen kann, dann wächst dieses Problem um Faktor x an, nur leider kann man wieder kaum etwas unternehmen, sodass die Katastrophe letztlich epische Ausmaße annimmt. Klar, ein Katastrophenfilm lebt vom gigantischen Maßstab, aber wenn dann alleine das Unwetter schon so aussieht, als würde es eigenständig den Weltuntergang hervorrufen, kann man nur belustigt grinsen. Das sorgt aber immerhin dafür, dass immer wieder irgendetwas passiert und das Tempo nicht allzu stark abfällt. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die etwas ruhigeren dramatischen Szenen kaum einen emotionalen Einfluss haben und der Film einfach viel zu lang ausfällt.
Irgendwie will "Cesium Fallout" auch einen gewissen Anspruch der Authentizität haben, was bei den genannten Kritikpunkten durchaus ziemlich lustig ist. Der Film spielt nämlich vor ca. zwanzig Jahren, wenn man sich anschaut, dass es noch keine Smartphones gibt. Daneben bekommt man überall auch die Botschaft: So könnte es tatsächlich eines Tages passieren. Wer auch nur einen Katastrophenfilm gesehen hat, weiß um die Übertreibungen und Logikfehler dieses Subgenres. Die Frage ist also, ob man sich darauf einlassen kann. Falls man dies bejahen kann, bekommt man immerhin einige spannende Szenen. Und die Spezialeffekte sehen gelungen aus. Wahrscheinlich hat niemand irgendwas anderes erwartet und Fans des Genres werden ihren Spaß haben. Immerhin kann gesagt werden, dass sich hinter dem Titel auch ein Low-Budget-Streifen hätte verstecken können, doch das ist nicht der Fall. Es ist trotz allem schade, dass das Drehbuch wohl irgendwie wert auf Drama legen wollte, im Endeffekt aber gerade mal das Nötigste dafür getan hat - wenn überhaupt. Seichte Unterhaltung mit immerhin genug Feuerwerk.