Story: Seon-hee (Yeom Jeong-ah) arbeitet seit fünf Jahren für eine Supermarktkette und ihr Fleiß soll sich bald auszahlen, da sie
fest angestellt werden soll. Das kann sie auch gut gebrauchen, da sie ihre beiden Kinder so gut wie alleine großziehen muss - der Vater ist über Monate am
Stück immer wieder für seine Firma weit weg von der Familie. Doch plötzlich wird sie zusammen mit zahllosen anderen Angestellten gefeuert. Hye-mi (Moon
Jeong-hee) will sich sofort zur Wehr setzen, da dies einem Vertragsbruch gleichkommt. Sie ruft ihre Kolleginnen auf, sich mit ihr zu verbünden und sich beim
Management zu beschweren. Obwohl Seon-hee sich eigentlich nicht für diese Position interessiert, wird sie zusammen mit Hye-mi und Soon-rye (Kim Yeong-ae)
als Sprecherin der gefeuerten Arbeiterinnen gewählt. Das Management ignoriert jedoch vollkommen den Wunsch seiner Mitarbeiterinnen nach einem Gespräch. Einen
Monat haben die Frauen noch zu arbeiten, also beschließen sie zu streiken. Dong-joon (Kim Kang-woo) ist bemüht darum, zwischen den beiden Parteien zu
vermitteln, aber die Fronten sind bereits verhärtet. Und niemand scheint sich für das Schicksal der Arbeiterinnen zu interessieren...
Kritik: "Cart" basiert auf einer wahren Begebenheit des Jahrs 2007, weshalb der gesellschaftskritische Aspekt des Films ganz klar im Vordergrund
steht. Dem Film kann zudem zugute gehalten werden, dass er eher in einem kleinen Rahmen arbeitet und darauf aus ist, den Zuschauer auf emotionaler Ebene
anzusprechen. Genau bei letzterem Punkt ist jedoch auch eine der großen Schwächen des Streifens zu finden. Zu oft erweist sich das Drama als manipulativ und -
was noch schlimmer ist - generisch. Man hat das Gefühl, als wäre "Cart" gemäß einer Liste abgedreht worden, was alles in einen Arbeitsrecht-Film gehört.
Darüber hinaus bleiben die Frauen zu schwach gezeichnet, obwohl es leicht ist, mit ihnen zu sympathisieren. Im Endeffekt führt das dazu, dass man zwar ein
unterhaltsames Drama bekommt, aber die Botschaft des Films irgendwo in einem unbedeutend anmutenden Drehbuch verloren geht.
Seon-hee, hervorragend gespielt von Yeom Jeong-ah ("Spy", "A Tale of Two Sisters"), ist eine stets
fleißige und auch etwas unterwürfige Arbeiterin, die durch die Ungerechtigkeit, mit der sie konfrontiert wird, jedoch einer starken, dennoch glaubwürdigen
Änderung ihres Charakters unterworfen ist. Sie ist außerdem die einzige Person, deren Privatleben etwas näher beleuchtet wird. Ihr Sohn bekommt sogar eine
eigenständige Geschichte, die jedoch wieder den Bogen zur Hauptgeschichte spannt. Leider ist schon ganz zu Anfang ersichtlich, dass der Nebenplot schlichtweg
die Hauptgeschichte spiegeln und Verständnis des Sohns für seine verzweifelte Mutter und ihren Kampf schaffen soll. Dennoch bereichert dieser
Einschub den Film, da die anderen Charaktere leider allesamt ziemlich verschwommen bleiben.
Das betrifft auch Moon Jeong-hee ("Hide and Seek", "Deranged"), die als Frontkämpferin
zwischenzeitlich ebenfalls anders handelt, als wir es von ihn erwarten würden. Ihre Gründe sind zwar nachvollziehbar, aber das Gefühl bleibt, dass ihre Person
eine plastischere persönliche Geschichte verdient hätte. Etwas enttäuschend ist überdies, dass man den Eindruck gewinnt, "Cart" würde sich um das Arbeitsrecht
der Frauen im Speziellen drehen, doch dann taucht mit dem liebenswerten Manager, gespielt von Kim Kang-woo ("Tabloid Truth",
"The Taste of Money"), jemand auf, der wohl in letzter Sekunde verdeutlichen soll, dass es hier nicht um ein
geschlechterspezifisches Thema geht, sondern um das Recht der Arbeiter in Korea allgemein. Das ist eigentlich ein wichtiger Hinweis, doch zuvor wurde man zu
lange auf eine falsche Fährte gelockt.
Regisseurin Boo Ji-young ("Sisters on the Road") zeichnet den hoffnungslosen Kampf hilfloser Arbeiter gegen die geldgierigen Männer in den Führungspositionen
aber nicht nur auf eindimensionaler Ebene. Die Arbeiter müssen sich auch selbst Fragen, wie viele Opfer sie bringen, um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Letztlich
leidet die gesamte Familie unter fehlendem Einkommen. Mit Dong-joon gibt es zudem zumindest eine Person unter den Vorgesetzten, die ebenfalls nicht
glücklich mit den Entwicklungen ist, aber nicht riskieren will, seine eigene Position zu verlieren und deshalb nur sehr passiv die Frauen unterstützt, bis
er selbst von den Sparmaßnahmen der Bosse betroffen ist. Es wird also ein durchaus differenziertes Bild gezeichnet, auch wenn am Ende natürlich ganz eindeutig
unterstrichen wird, dass in Südkorea immer noch erhebliche Defizite beim Arbeitsrecht und dem Recht auf Demonstration zu finden sind, die in einem
modernen demokratischen Land nichts zu suchen haben.
Neben diversen obligatorischen dramatischen Szenen, in denen zunächst eine ältere Frau und dann auch ein kleines Kind im Krankenhaus landen, weil die Demonstrationen der Arbeiterinnen immer wieder von der Polizei und Schlägertrupps gewaltsam aufgelöst werden, erweist sich gerade die letzte Szene als zu pathosbehaftet und beinahe schon lächerlich durch die eingesetzte Zeitlupe. Vielleicht hätte die eher lebensbejahende Natur von "Cart", die immer wieder vom unsauberen Drama unterbrochen wird, durch einen etwas düsteren Ton ersetzt werden sollen. Außerdem hätten zumindest Hye-mi und Dong-joon eine eigene kleine Geschichte verdient, um das Drama dann tatsächlich auch mit dem nötigen Fundament auszustatten. So bleibt "Cart" zu oft an der Oberfläche und behandelt ein Thema, das mehr Aufmerksamkeit verdient, schlichtweg zu unbedeutend und fast schon klischeehaft.