Story: Gye-choon (Youn Yuh-jung) kümmert sich liebevoll um ihre kleine Enkelin Hye-ji. Doch bei einem Marktbesuch verschwindet das kleine Mädchen plötzlich
spurlos. Zwölf Jahre vergehen, in denen Gye-choon nie aufgegeben hat, nach ihrer Enkelin zu suchen, da taucht Hye-ji (Kim Go-eun) bei ihr auf und erzählt, dass sie von ihrer Mutter gekidnappt wurde und man ihr gesagt hat, dass ihre Großmutter gestorben sei. Hye-jis Mutter ist aber bald bei einem Autounfall ums Leben gekommen, weshalb Hye-ji ihr Leben in einem Waisenhaus verbracht hat und schließlich auf der Straße gelandet ist, wo sie mit einigen anderen Jugendlichen ihren Unterhalt durch Diebstahl und Erpressung bestritten hat. In dieses Leben wurde sie jedoch gegen ihren Willen hineingezogen und bei ihrer Großmutter eröffnen sich ihr nun neue Perspektiven, auch wenn sie sich erst langsam an das ungewohnte Leben in dem idyllischen Dorf anpassen muss. Sie geht wieder zur Schule und ihre Großmutter erkennt ihr künstlerisches Talent, weshalb sie ihren Kunstlehrer darum bittet, sie zu fördern. Hye-ji findet endlich in ein normales Leben. Einige Bekannte aus Seoul wollen sie aber erpressen, da sie ihre Freundin in ihrer Gewalt haben. Gye-choon besitzt ein Sparbuch und Hye-ji könnte von dort das Geld beschaffen. Weiterhin trägt sie noch ein Geheimnis mit sich herum, das ihr schwer auf der Seele lastet und das ihre Beziehung zu ihrer Großmutter vollkommen verändern könnte...
Kritik: Es gab eine Zeit, da hätte "Canola" eine mildere Kritik von mir bekommen. Doch wenn einem bewusst ist, wie sehr sich der Regisseur an typischen Werken des Genres bedient, kann man nicht umhin, vieles in dem Film als berechnend zu betrachten. Dazu gehören speziell Entwicklungen, die aus einer Drama-Serie stammen könnten. Kein Zweifel, sie werden besser präsentiert und auch generell entfalten sich die Ereignisse auf eine recht leichtfüßige Art. Auch die Hauptdarstellerinnen heben das Niveau des Films um einiges an. Das ändert allerdings nichts daran, dass Regisseur Chang ("The Target") erneut schlichtweg imitiert - wenn auch ziemlich gelungen. Es werden von einer Liste die wichtigsten Dreh- und Angelpunkte eines Dramas abgehakt und am Ende wirkt der Film dadurch auch überladen. Man kann dem Film aber zu Gute halten, dass er zwar ab und zu etwas zu melodramatisch wird, aber doch nie ernsthaft kitschig - nicht mal am Ende, da er dort gerade noch die Kurve bekommt.
Man sollte sich aber wie gesagt keine Illusionen machen. Neu ist etwas anderes. Zumal der Streifen manchmal recht simpel gehalten ist. Die Stadt wird als böses, alles verschlingendes Monster und in grau gezeichnet, während das Land voller Farben, nachbarschaftlicher Hilfe und Heimatgefühlen ist. Damit macht es sich der Regisseur zu einfach, aber er hat auch nie ernsthaft vor, die Geschehnisse zu komplex werden zu lassen. Dabei ist die Aussage des Films eine, die durchaus etwas komplexer betrachtet werden könnte. Auch Gye-choons Rätsel, ob das Meer oder der Himmel größer ist, fällt in die Rubrik "Daraus hätte man auch etwas zum Nachdenken machen können". "Canola" soll aber einfach nur zu Tränen rühren. Eigenartigerweise gelingt ihm das nicht zu hundert Prozent. An den überzeugenden Darstellern kann es nicht liegen. Ebensowenig an einem Mangel tränenschweren Dramas. Vielmehr überrascht hier nichts und man ist nicht bereit, sich so einfach manipulieren zu lassen.
Kim Go-eun ("A Muse") trägt sehr gekonnt die Narben einer schweren Vergangenheit mit sich und die Unbeholfenheit, mit der Hye-ji versucht, wieder zurück in ein Leben mit ihrer Oma zu finden. Ihr altes Leben hat Hye-ji aber nie ganz losgelassen, weshalb man sich fragt, ob die Enkelin nicht vielleicht letztendlich ihre Oma verrät. Hye-ji bleibt dennoch eine Person, mit der man sympathisieren kann. Youn Yuh-jung ("The Taste of Money") spielt die Großmutter mit vielen verschiedenen Facetten und ist die typische koreanische Großmutter, die ein schweres Leben hatte, aber sich immer noch für die jüngere Generation aufopfert, ohne dass die Rolle tatsächlich zu einem Klischee verkommen würde. Die wahrscheinlich größte Leistung im Film. Daneben gibt es noch einige Nebencharaktere, die allesamt liebenswürdig sind, aber nur oberflächlich ausgestaltet sind. Da wäre der Kunstlehrer als Mentor oder ein Freund und Kollege der Großmutter, der aufpasst, dass niemand Gye-choon über den Tisch zieht.
Es gibt sogar ein potentielles Liebesinteresse, das glücklicherweise nicht unnötig ausgiebig exploriert wird, da es ohnehin nicht funktioniert hätte. Die ganzen Nebengeschichten mögen zu viel des Guten sein, aber man erkennt in ihnen, wie Hye-ji langsam auftaut und aus sich herauskommt. In dieser Hinsicht kann man Regisseur Chang also keinen Vorwurf machen. Die verschiedenen Situationen dienen alle einem Ziel und lassen den Film nicht episodenartig wirken. Was allerdings kritisiert werden muss, ist, dass eben die Geschichte akribisch darauf ausgelegt ist, den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Jedem halbwegs kritischen Zuschauer muss das so sehr ins Auge springen, dass es die Magie des Films zerstört. Der wunderbare Nostalgie-Faktor eines ländlichen Zuhauses und die gutherzigen Menschen alleine können nämlich dafür sorgen, dass man sich einfach wohlfühlt. Doch das Drama macht schlussendlich, und keineswegs unerwartet, einen Rundumschlag.
Sobald das Drama volle Fahrt aufnimmt, wird "Canola" uninteressant. Seine Botschaft ist gut gemeint, die Umsetzung ist wie gesagt nicht als vollkommen kitschig zu bezeichnen, aber die Intention hinter dem Film ist so offensichtlich, dass sich zum Ende hin Desinteresse einstellt. Nichtsdestotrotz werden Fans des Genre hier vollkommen auf ihre Kosten kommen. Alle anderen werden von den Landschaften mitgerissen werden und sich einfach wohlfühlen. Eine Bilderbuch-Nachbarschaft, tolle Sets und eine langsam wieder aufblühende Beziehung zwischen Oma und Enkelin lassen "Canola" gut funktionieren. Das Drama dagegen ist uninspiriert und zieht den Film zwar nichts ins Klischeehafte, aber Profane. Sicherlich kann man es in dem Genre um einiges schlechter erwischen, dennoch wird "Canola" trotz toller darstellerischer Leistungen schnell im Berg tränenreicher Dramen verlorengehen.