AsianMovieWeb logo
Aloners - Filmposter
Original Title:
Hon-ja sa-neun sa-ram-deul

South Korea 2021

Genre:
Drama

Director:
Hong Sung-eun

Cast:
Gong Seung-yeon
Jung Da-eun
Kim Hae-na
Kim Mo-beom
Won Hyun-joon
Lee Sun-joo
Park Jung-hak


Search AsianMovieWeb


Aloners

Aloners - Film Screenshot 1

Story: Jin-ah (Gong Seung-yeon) arbeitet im Call-Center einer Kreditkartenfirma. Sie erledigt ihre Arbeit stets zuverlässig und ist daher immer wieder die Mitarbeiterin des Monats. In ihrer Mittagspause geht sie alleine etwas essen und schaut dabei genauso wie auf dem Weg nach Hause auf ihrem Handy irgendeine Sendung. Sie geht den Menschen, wo es nur geht, aus dem Weg. Allerdings muss sie sich bald mit ihrem Vater (Park Jung-hak) treffen, da das Testament ihrer Mutter unterschrieben werden muss. Sie ist vor Kurzem gestorben und Jin-ahs Vater hatte sich vor 17 Jahren von ihrer Mutter getrennt, nur um vor ein paar Jahren wieder mit ihr zusammenzukommen. Jin-ah hat das alles noch nicht emotional verarbeitet und will von ihrem Vater nichts wissen. Auf der Arbeit lässt man sie aber auch nicht in Ruhe, da ihre Vorgesetzte (Kim Hae-na) von ihr möchte, dass sie eine neue Kollegin einarbeitet. Sie weigert sich zunächst, muss aber nachgeben, da sie keine andere Wahl hat. Soo-jin (Jung Da-eun), die neue Kollegin, ist sehr jung und unerfahren. Zudem will sie mit Jin-ah engeren Kontakt knüpfen und lässt sich von deren kühler, abweisender Art nur schwer davon abbringen. Eines Tages stirbt dann Jin-ahs Nachbar, was jedoch tagelang niemand mitbekommen hat. Daher muss sich Jin-ah nun fragen, ob sie nicht auch eines Tages tot aufgefunden werden könnte, und niemanden würde es interessieren...

Filmroll Aloners - Film Screenshot 2 Aloners - Film Screenshot 3 Filmroll
Aloners - Film Screenshot 4

Kritik: "Aloners" ist ein Drama über das Alleinsein und Einsamkeit. Im Zentrum der Geschichte steht der Unterschied zwischen diesen beiden Zuständen und eine Protagonistin, die sich langsam fragen muss, ob sie noch alleine ist oder eben schon einsam. Dabei ist Jin-ah auch eine hochproduktive Angestellte, die ein Sinnbild des Kapitalismus ist. Sie ist stets freundlich und zuvorkommend, wenn sie am Telefon ist, und es macht ihr auch nichts aus, sich zum fünfzehnten Mal für etwas zu entschuldigen, wofür sie nichts kann. Hat sie Feierabend, will sie aber mit niemandem mehr etwas zu tun haben. Das alles könnte zu einem sehr tristen Abriss des Lebens in der Großstadt verkommen, wenn "Aloners" nicht auch eben ein gewisses Leben versprühen würde. So wie Jin-ah eigentlich vollkommen unnahbar und kühl scheint, aber durch ein leises Charisma als Motor des Films fungieren kann, kann auch Regisseurin Hong Sung-eun die typischen Fallen eines Indie-Dramas umgehen.

Aloners - Film Screenshot 5

Wie unnahbar die Protagonistin ist, lässt sich auch daran erkennen, dass sie unterwegs stets mit ihrem Handy vor der Nase läuft, was heutzutage nicht unbedingt ein seltenes Bild ist. Doch sie schaut dabei ganze Serien. Überhaupt scheint ihre einzige Freizeitbeschäftigung das Konsumieren irgendwelcher unbedeutender Serien zu sein. Ihr Nachbar, der manchmal ein Gespräch sucht, wird von ihr ignoriert, und als er schließlich in seiner Wohnung stirbt, scheint sie das auch nicht wirklich etwas anzugehen. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass sie ihn noch gesehen hat, als er eigentlich schon tot war. Einem potentiell neuen Nachbarn erzählt sie aber völlig unbeeindruckt, dass sie einen Geist gesehen hat. Natürlich auch mit dem Zweck, ihn zu vergraulen. Dieser übernatürliche Einschlag mag nur von kurzer Dauer sein, ist aber eigenartig und lässt fragen, was von dem Gezeigten alles in Jin-ahs Psyche vor sich geht.

Aloners - Film Screenshot 6

Der Tod des Nachbarn ist jedoch der Funke, der Jin-ah hinsichtlich ihres Lebens umdenken lässt. Dabei gibt es in dem Film auch immer mal wieder trockenen Humor, so z.B. die Todesursache des Mannes. Auflockernd ist auch die neue Mitarbeiterin, die es einzuarbeiten gilt. Jung Da-eun (in der Netflix-Serie "Bloodhounds" zu sehen) bringt als junges Mädchen Leben in den Film und stellt das Gegenbild zu Jin-ah dar. Jedoch kann selbst sie nicht an Jin-ah herankommen, die sie zwar zum Essen mitkommen lässt, aber sich dann alleine auf einen Platz setzt. Das Mädchen hat aber auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und als sie dann fragt, warum sie sich bei einem gereizten Kunden entschuldigen muss, obwohl sie nichts getan hat, versteht Jin-ah sie zunächst nicht. Die neue Mitarbeiterin führt auch auf menschlicher Ebene ein Gespräch mit einem verwirrten Mann, der sich für einen Zeitreisenden hält und wissen will, ob die Kreditkarte auch in der Vergangenheit funktioniert. Jin-ah hingegen hat dessen Fragen bisher immer rein professionell beantwortet.

Aloners - Film Screenshot 7

Gong Seung-yeon leistet großartige Arbeit, da man sich trotz ihres Desinteresses an ihrer Umwelt für die Protagonistin und ihr Leben erwärmen kann. Letztlich handelt es sich bei "Aloners" um ein Charakterporträt und dieses steht und fällt selbstverständlich mit seiner Hauptdarstellerin. Natürlich macht Jin-ah einen Wandel durch, auch wenn dieser subtil ausfällt, und vieles von dem Ballast, den sie mit sich herumträgt, hat mit ihren Eltern zu tun. Zu ihrem Vater hat sie verständlicherweise ein schwieriges Verhältnis, aber über eine Kamera, die noch wegen ihrer Mutter in der Wohnung installiert ist, kann sie ihren Vater beobachten und hofft auf diese Weise wohl, ihm näherzukommen. Daneben gibt es noch ihre Vorgesetzte, die sicherlich nicht ihre Freundin ist, aber mit der sie in Raucherpausen die Zeit teilt und die daher nicht unbedeutend für sie ist - auch wenn sie das nie zugeben würde. Letzten Endes realisiert sie dann auch, dass sie beispielsweise ihre neue Mitarbeiterin alles andere als nett behandelt hat, und man erkennt, dass sie als Charakter gewachsen ist.

Filmroll Aloners - Film Screenshot 8 Aloners - Film Screenshot 9 Filmroll

Aloners - Film Screenshot 10

Die größte Sorge bei Filmen dieser Art ist natürlich, dass das Tempo allzu gemächlich ausfallen könnte. Und tatsächlich nimmt sich die Regisseurin Zeit, das Leben der Protagonistin ausführlich zu beleuchten und sie bei ihren alltäglichen Handlungen zu zeigen. Dabei hält sie sich aber mit Trivialem zurück. Irgendwie hat mich "Aloners" an "This Charming Girl" erinnert, der noch ein gutes Stück langatmiger war, aber bis heute irgendwie in meinem Kopf geblieben ist. Dass "Aloners" dies auch schafft, bezweifle ich, aber dafür ist er oft nicht als Indie-Streifen zu erkennen. Mit seinen 90 Minuten wird die Geschichte auch nicht über das Nötige Maß in die Länge gezogen. "Aloners" ist einer jener Streifen, die einem ihre Botschaft nicht aufdrücken, aber auch erwarten, dass man sich auf die Geschichte einlässt. Als Belohnung wird man auf eine interessante Reise mitgenommen.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
Film kaufen:

Aloners - Yesasia Yesasia Logo