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Story: Jeong-hae (Kim Ji-soo) arbeitet in einem Postamt. Sie wohnt nicht weit von ihrer Arbeitsstelle entfernt,
zurückgezogen in einer Wohnung, in der ihr nur ihre Pflanzen und eine Katze, die sie von der Straße aufgenommen hat,
Gesellschaft leisten. Sie isst hauptsächlich Instantnudeln und bestellt sich öfters etwas aus der Werbung des
Home Shopping Kanals.
Außer, dass sie in ihrer Mittagspause öfters mit ihren Kolleginnen essen geht, meidet sie den Kontakt zu anderen
Menschen. Langsam erfährt man etwas über ihre Vergangenheit, ihre gestorbene Mutter und einen alten Freund, der
wieder in ihr Leben tritt.
Jeong-hae hat einige innere Wunden in der Vergangenheit davongetragen, doch sie beschließt weiter zu machen. Als sie
im Postamt des Öfteren einen Schriftsteller (Hwang Jung-min) trifft, beschließt sie diesen zu sich zum Essen
einzuladen. Kann Jeong-hae trotz ihrer Vergangenheit wirklich wieder lieben?
Kritik: "This Charming Girl" ist wahrscheinlich der Film unter allen Filmen, die ich bisher gesehen habe,
in dem augenschaunlich am wenigsten passiert. Dementsprechend schwierig war es auch, eine Storyzusammenfassung zu
schreiben. Was gibt es zu sagen?
Regisseur Lee Yoon-ki entführt uns in seinem Erstlingswerk in das normale und eintönige Leben von Jeong-hae. Wir
werden Zuschauer ihres ganz normalen Alltags, in dem nichts passiert. Wer keine Geduld hat, sollte hier gleich aufhören
weiter zu lesen und sich einen anderen Film aussuchen, denn Geduld ist bei diesem Film oberste Pflicht. Fast minutenlang
pro Szene beobachten wir die Hauptprotagonistin bei so absurd-normalen Dingen wie dem Pflanzen gießen, dem Bus
fahren oder auch einfach nur dem essen. Dennoch schafft es der Regisseur und vor allen Dingen Darstellerin Kim Ji-soo
unser Interesse an dem Leben dieser Person zu wecken.
In "This Charming Girl" passiert auf den ersten Blick nur sehr wenig. Wer allerdings unter die Oberfläche schaut,
wird sehen, dass der Film sehr vielschichtig ist und einige Aussagen und Denkanstöße beinhaltet.
Der Film lebt von seinen
unwichtigen Details, die das Leben Jeong-haes aber erst so glaubwürdig machen. Da wäre zum einen ihre Arbeitsstelle
im Postamt, wo wir öfters ihren teils hecktischen Alltag mitbekommen. Die verschiedensten Leute gehen aus und ein
und die Kolleginnen Jeong-haes sind auch nicht minder interessant gezeichnete Charaktere. Auch wenn ihnen nur
wenig Zeit gewidmet wird. Den ganzen Film sehen wir schließlich nur aus den Augen der Hauptakteurin und diese
verbringt nun einmal sehr wenig Zeit mit Menschen. Dementsprechend wenig Dialog wird man vorfinden. Doch ist dieser
auch gar nicht nötig um gewisse Dinge zu verstehen. Fast alle Handlungen haben eine tiefere Bedeutung, z.B. dass
Jeong-hae eine streunende Katze aufnimmt oder sich neue Schuhe kaufen will. Vom Zuschauer wird viel Nachdenken und
Analyse gefordert, doch wer sich darauf einlässt wird belohnt werden.
Mit der Zeit erfahren wir, warum Jeong-hae so zurückgezogen lebt und keinerlei Veränderung in ihrem Alltag möchte. In
sehr gut eingebrachten Rückblenden, die Jeong-haes Erinnerungen in die Gegenwart transportieren und mit ihr sogar
verschmelzen lassen, erfahren wir welche Schicksalschläge sie erlitten hat und welche Dinge ihr angetan wurden.
Sie versucht diese inneren Wunden zurückgezogen und alleine zu heilen, und sie merkt irgendwann, dass es Zeit ist
weiter zu machen.
Kim Ji-soos Darstellung ist nicht nur überzeugend, sondern sie schafft es sogar unter ihrer kühlen, abweisenden Oberfläche
äußerst charmant zu wirken. Mit nur wenig Mimik stellt sie die unterschiedlichsten Emotionen dar und verzaubert den
Zuschauer. Neben ihr wirken auch die anderen kurz autretenden Charaktere alle durch ihre Eigenheiten wie aus dem wahren
Leben gegriffen.
"This Charming Girl" ist eine Charakterstudie über eine Postamtangestelle, die den Mut aufbringen will weiter zu
leben und mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit abschließen möchte. Wegen den vielen kleinen Details, auf die der
Regisseur Wert gelegt hat, dem oftmals verwendetem Stilmittel der verwackelten Handkamera, trotz scharfem Bild,
und der tollen Darstellung Kim Ji-soos, ist es einfach faszinierend für fast 100 Minuten in den Alltag dieses
Menschen einzutauchen. Ein aktives Mitdenken und Reflektieren ist unabdingbar um dem Film in seiner ganzen
Bandbreite gerecht zu werden.
Wer keine Geduld und Faszination für diese Art von Kunstfilm aufbringen kann, sollte die Finger davon lassen.
Ansonsten ist der Film trotz einiger Längen sehr empfehlenswert.