Weak Hero - Class 1

Story: Yeon Si-eun (Park Ji-hoon) ist einer der besten Schüler an der Schule. Seine Eltern leben getrennt und er wohnt bei seinem Vater, der sich kaum um ihn kümmert. Für Si-eun gibt es nur das Lernen, doch in seiner Klasse befinden sich ein paar Problemschüler, angeführt von Seok-dae (Shin Seung-ho), die ihre Mitschüler schikanieren. Auch Si-eun gerät in ihr Visier. Zwar mag der Junge schwächlich aussehen, aber er lässt sich nichts gefallen und seine hohe Intelligenz, sein Wissen über Physik und seine Aufmerksamkeit lassen ihn seine Umgebung optimal nutzen, sodass er sich gegen Seok-dae verteidigen kann. Außerdem ist da noch Su-ho (Choi Hyun-wook), ein hervorragender Kämpfer, der nach der Schule jobbt, anstatt wie alle an eine Nachhilfeschule zu gehen, und eigentlich nur seine Ruhe haben will. Er sorgt dafür, dass in der Klasse niemand über die Stränge schlägt. Auch Si-eun hat er schon einige Male in Schutz genommen, doch eines Tages muss er sogar diesen in seine Schranken verweisen. Su-ho ist aber darum bemüht, sich mit ihm anzufreunden und als dann noch ein neuer Schüler, Beom-seok (Hong Kyung), in die Klasse kommt, der wegen seiner Schüchternheit zum nächsten Opfer auserkoren wird, springt Su-ho wieder als Beschützer ein. Die drei werden schließlich Freunde, legen sich dabei aber immer wieder mit Seok-dae an, der Verbindungen zu Gangstern hat. Seok-dae hetzt letztlich seine Gangsterbekannten auf die drei Jungs und bald ist das Ganze kein Spiel mehr ...

Kritik: Eigentlich bin ich mehr oder weniger nur zufällig über "Weak Hero" gestolpert. Die Serie war mal kurz in den Netflix-Top-Ten und die Atmosphäre im Trailer zwischen tragischem Drama um Mobbing an der Schule und überraschend harter Action hat neugierig gemacht. Zudem umfasst die Serie gerade einmal acht Episoden. Die ersten drei Episoden können auch sofort gefangen nehmen, da wir einen Helden haben, der nicht das typische Opfer von Mobbing ist. Er scheint beinahe inselbegabt zu sein, da er mit erschreckender Sicherheit seine Umgebung zu seinem eigenen Vorteil nutzen kann. So ist es ihm möglich, auch physisch eindeutig stärkeren Kontrahenten Paroli zu bieten. Das ist nicht das, was man typischerweise von einem "Nerd" erwarten würde. Und Si-eun ist eigentlich genau das: Er interessiert sich nur für das Lernen und fragt sich, warum man ihn nicht einfach in Ruhe lässt. Und da wird die Serie dann auch wirklich interessant. Neben den diversen Verwicklungen mit Gangstern sind es die Zeichnungen der Charaktere, die faszinieren können. Jeder von ihnen hat seine eigenen Stärken und Schwächen und letztlich ist es gar nicht so einfach, eine klare Grenze zwischen Gut und Böse zu ziehen. Denn selbst Si-eun übertritt jene Grenze immer wieder und muss von Su-ho im Zaum gehalten werden. Es entwickelt sich so auch eine spannende Dynamik zwischen den Schülern.

Als dann Beom-seok dazukommt, der typische schüchterne Junge, wird es zunächst noch interessanter. Das Trio ist sehr bunt zusammengewürfelt. Si-eun will eigentlich keine Freunde, Beom-seok ist froh, endlich irgendwo dazuzugehören und mit Su-ho einen starken Beschützer zu haben, und Su-ho ist zwar ein Freigeist und Kämpfer, ist aber schlauer, als dass er der Clique von Schlägern beitreten würde. Er schützt gerne die Schwachen, zeigt aber auch diesen, wenn sie es mal zu weit treiben. Er bringt Balance in die Klasse. Auf der anderen Seite ist es dann wiederum doch nicht ganz so einfach. Denn man kann Su-hos ständiges Einmischen auch als Bevormundung verstehen. Für Beom-seok kommt der Moment, in dem er sich durch ihn genauso entmündigt sieht wie durch seinen Vater, einen mächtigen Politiker. Dieser Wechsel in der Freundschaftsdynamik - alles scheint auseinanderzubrechen - führt zu einer recht langatmigen Episode, nach der ich der Serie fast schon keine weitere Chance mehr gegeben hätte. Aber genau danach wird es richtig spannend und die Charaktere bekommen sogar noch mehr Tiefe. Nichtsdestotrotz muss angemerkt werden, dass vieles von dem, was in den Charakteren vorgeht, eher auf subtile Art vermittelt wird. Das kann man sowohl positiv als auch negativ aufnehmen.

Besonders bei Si-eun fällt das auf. Es wäre schön gewesen, man hätte noch etwas mehr über sein Leben und vor allem seine Beziehung zu seinen getrenntlebenden Eltern erfahren. Hier ist vieles nur umrissen. Darsteller Park Ji-hoon, ehemals Teil der Boygroup "Wanna One", kann aber eine ziemlich überzeugende Darstellung abliefern. Er hat oft einen Blick aufgesetzt, dass man ihn doch einfach in Ruhe lassen soll, manchmal wirkt er aber auch geqäult oder wiederum so, als wäre er besser als alle anderen. Der Held der Geschichte ist somit mal komplett anders als das, was man normalerweise in solchen Geschichten zu sehen bekommt. Das liegt wohl auch daran, dass die Serie auf dem gleichnamigen Webtoon von Seopass und Kim Jin-seok basiert. Oftmals bekommt man bei solchem Material weitaus mehr Innovation als bei schlicht für das Fernsehen geschriebene Serien. Wie gesagt hat man aber das Gefühl, dass man die einzelnen Personen gerne noch etwas mehr hätte beleuchten können. Speziell gegen Ende, wenn in Rückblenden nochmal neue Szenen aus der Freundschaft des Trios gezeigt werden, fragt man sich, warum man sich nicht ein wenig mehr Zeit genommen hat, die Freundschaft zwischen den Schülern etwas mehr auszubauen. Dass man dies verpasst hat, nimmt der emotionalen Achterbahnfahrt auch etwas von der möglich gewesenen Intensität.

Jeder der porträtierten Persönlichkeiten ist irgendwie kaputt und trägt Ballast mit sich herum. Wie die einzelnen Personen damit umgehen, unterscheidet sich in Details, aber letzten Endes kommt es doch immer zu Gewalt. Hier ist "Weak Hero" alles andere als das typische Schuldrama, denn es kann ziemlich düster und brutal werden. Anfänglich kann die kleine Gangsterbande schon etwas mehr Ernst in die Sache bringen, aber auch unter ihnen gibt es ein paar Personen, die ganz ok sind. Später aber eskaliert die Spirale aus Rache so sehr, dass es zu ein paar recht unangenehmen Szenen kommt. Bei so gut wie jedem wird irgendwann der Punkt erreicht, an dem das Fass zum Überlaufen gebracht wurde. Während die Schlägereien zu Beginn noch recht unspektakulär sind, gibt es später ein paar richtige Highlights. Allerdings darf man hier keine fein abgestimmte Choreographie erwarten. Vielmehr überzeugen die Kämpfe durch ihre ungefilterte Gewalt. Si-eun beispielsweise ist eben kein guter Kämpfer, aber ein ungemein guter Beobachter mit schneller Auffassungsgabe und kann so in einigen Auseinandersetzungen als Gewinner hervortreten, auch wenn man dies nicht für möglich gehalten hätte. Aber eben nicht immer, und genau das macht es so glaubwürdig. Zudem ist er nicht der strahlende Held der Geschichte.

Im weiteren Verlauf kommt es dann immer wieder zu Momenten, in denen man sich fragt, wie es nur dazu hat kommen können. Das spricht für die organische Entwicklung der Geschichte, obwohl angemerkt werden muss, dass gerade in der zweiten Hälfte einiges etwas übereilt wirkt. Vor allem gefällt aber, dass hier nicht die typische Geschichte von Mobbing an der Schule erzählt wird, obwohl es im Kern eben genau darum geht. In einer besonders starken Szene habe ich mich auch an "Once Upon a Time in High School: The Spirit of Jeet Kune Do" erinnert gefühlt. Das ganze System (nicht nur die Lehrer) ist blind für die Probleme der Schüler und bringt diese somit in einen Strudel der Gewalt, der auch durch individuelle Probleme zuhause hervorgerufen wird. "Weak Hero" ist eine hervorragende Serie, in der die Charaktere im Vordergrund stehen, auch wenn sie gerne noch etwas mehr Dichte hätten bekommen können. Wer sich fragt, warum jetzt schon so bald eine zweite Staffel kommt, sollte wissen, dass die Serie aus dem Jahr 2022 ist und von Netflix aufgekauft wurde, nachdem der Streamingdienst eine zweite Staffel in Produktion gegeben hat. Es bleibt nur zu hoffen, dass nicht die gleichen Themen aus der ersten Staffel aufgewärmt werden und die Serie ihr hohes Niveau halten kann.

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