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Original Title:
Zatoichi

Japan 2003

Genre:
Chambara, Action, Drama

Director:
Takeshi Kitano

Cast:
Takeshi "Beat" Kitano
Tadanobu Asano
Gadarukanaru Taka
Michiyo Ookusu
Daigoro Tachibana
Yuuko Daike
Yui Natsukawa
Akira Emoto
Ittoku Kishibe
Saburo Ishikura
Ben Hiura
Kohji Miura
Hideboh
Ron II
Suji
Noriyasu


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Zatoichi

Story: Ein blinder umherwandernder Masseur (Takeshi "Beat" Kitano) kommt in ein Dorf, das von einer Bande von Dieben tyrannisiert wird. Der Masseur hilft einer alten Dame ihre Ernte nach Hause zu tragen und bekommt aus Dank eine Unterkunft bei ihr für die nächsten Tage. Mit dem Neffen der alten Dame, Shinkichi (Gadarukanaru Taka), vertreibt er sich die Zeit bei Glückspielen und bekommt dort mit wie eine Bande von Dieben sich ihre Vormachtsstellung in der Stadt erkauft, und dabei nach und nach die ganze Konkurrenz, sowie die anderen Bosse ausschaltet.
Die Diebesbande wird noch mächtiger als sich ein ehrloser Samurai, Ronin Hattori Genosuke (Tadanobu Asano), ihnen anschließt um Geld für die Heilung seiner kranken Frau zu verdienen. Obwohl der blinde Masseur eigentlich nichts mit der Sache zu tun hat, hilft er doch immer wieder den armen Bauern und handelt sich damit den Zorn der Diebesbande ein.
Es stellt sich jedoch heraus, dass nicht nur der Masseur ein Problem mit den Dieben hat. Die zwei Geishas Seitaro (Daigoro Tachibana) und Okinu (Yuuko Daike) vermuten hinter dem Anführer der Bande den Mann, den sie schon seit Jahren suchen um an ihm Rache zu nehmen. Am Ende bleibt es jedoch am Masseur/Zatoichi wieder für Frieden in dem Dorf zu sorgen.

Kritik: "Zatoichi" ist Takeshi Kitanos Wiederbelebung einer Filmreihe, die sich über Jahrzehnte hinweg bis in die 80er gehalten hat. Eine Geschichte über einen blinden Samurai, der durch das Land wandert und den armen Menschen hilft sich von der Tyrannei zu befreien. Warum sich ausgerechnet Kitano an einem modernen Chambara-Film versucht ist in der Tat merkwürdig, aber interessanterweise schafft er es einen außergewöhnlichen Film zu schaffen, der besonders für Takeshi Kitano-Verhältnisse äußerst leichtherzig und unterhaltsam ist. Ich erinnere mich noch gut daran, dass der Film, aus welchen Gründen auch immer, selbst in Deutschland eine ziemlich gute Promotion bekam und ich "Zatoichi" somit sogar im Kino sehen durfte. Damals war meine wahre Begeisterung für asiatisches Kino noch nicht vollkommen entfacht und ich wusste nur sehr wenig über Kitano und seine anderen Werke, dennoch war mir sofort klar, dass dies ein wirklich außergewöhnlicher und gelunger Film ist.

Wie für Takeshi Kitano ("Sonatine", "Hana-bi") üblich ist das Tempo oft recht gemächlich, aber in "Zatoichi" bedeutet das keine Langeweile, sondern entspannte Momente, in denen man sich von der Atmosphäre und den Bildern verzaubern lassen darf. Besonders am Anfang als wir ins Dorf kommen und dort nach und nach die Bewohner kennen lernen ist dies der Fall. Kitano, der hier nicht nur für Regie, Drehbuch und Schnitt verantwortlich ist, sondern auch die Hauptrolle übernimmt, gestaltet sein Werk wesentlich freundlicher und humorvoller als seine anderen Werke. Das bedeutet allerdings nicht, dass es nicht auch einige ziemlich düstere und brutale Szenen gibt. Kitano mischt gekonnt verschiedene Genres und schafft es trotzdem niemals zu sehr in eine Schublade zu fallen, obwohl er sich mehr als alles andere darum bemüht einen Chambara-Film zu drehen. Das bedeutet natürlich auch, dass es einige Schwertkämpfe gibt, doch sind diese immer recht schnell, und für viele Schwertkampfenthusiasten auch einfach zu schnell vorbei.

Wo wir gerade bei den Schwertkämpfen sind muss leider auch eine der größten Schwachstellen des Films herausgestellt werden. Kitano hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Special Effects Leute unwahrscheinlich verschwenderisch und übertrieben viel Blut in den Film integrieren, was nicht wirklich überzeugen mag, da das Blut viel zu künstlich aussieht. Da es komplett CGI-animiert ist spritzt es absolut lächerlich in der Gegend rum und ist erst nach dem nächsten Schnitt an den Körpern der Opfer zu sehen. Das trifft auch auf einige Schwerter zu, die manchen Gegner durchbohren und dabei unverkennbar CGI-animiert "herumflackern". Kitanos Intention war es tatsächlich die krasse Gewalt des Films zu mindern, in dem er das Blut etwas verschönert und künstlich wirken ließ, doch es bleibt fraglich ob das tatsächlich irgendjemandem im Endeffekt gefällt.
Die Kämpfe sind wie gesagt alle sehr schnell, und somit erweist sich der Endkampf auch als einfach zu unspektakulär. Irgendwie fehlt hier das Gefühl eines Showdowns. Die einzige Szene, die wirklich im Gedächnis bleibt ist die, in der Zatoichi gegen eine Bande von Dieben im strömenden Regen kämpft.

Kitano greift selbst zum Schwert und da seine Bewegungen dank gutem Schnitt und Kameraeinstellungen auch immer sehr schnell wirken, sieht man nicht, dass er nicht gerade vertraut mit dem Umgang einer solchen Waffe ist. Tadanobu Asano, der hier eine tolle Leistung als Bösewicht abgibt, darf sich dagegen sehr überzeugend durch die Gegend kämpfen und beweist überraschendes Geschick. Asano ("Ichi The Killer", "Last Life in the Universe") ist mit Sicherheit Japans beliebtester Darsteller und hat eine auffällige Neigung komplexe und psychisch kranke Menschen zu porträtieren. Hier spielt er allerdings einen entehrten Samurai, der sich nur um das Wohl seiner Frau sorgt und dafür auch ohne Gewissensbisse tötet. Einen wirklichen Bösewicht stellt er damit also nicht dar, aber das macht ihn ja eben so interessant.
Ebenfalls bemerkenswert ist, und für manche auch ein wenig frustrierend, dass Zatoichi alles andere als im Mittelpunkt des Geschehens steht. "Zatoichi" baut voll auf die Nebencharaktere.
Andersweitig braucht man übrigens nicht nach einer Story zu suchen. Die Auflösung ist unspektakulär und vorhersehbar. Der Masseur bleibt immer etwas undurchsichtig, aber augenscheinlich ein Mann von Ehre. Eigentlich ist er nur derjenige, der die vielen Storyfäden den Nebencharaktere zusammenhält und sie schlussendlich auflöst. Eine andere Aufgabe hat er nicht.

Interessant ist, dass Kitano seinen Charakter in einem Interview selbst eher als einen Bösewicht bezeichnet hat, was ich so nur mehr oder weniger bestätigen kann. Manchmal ist er in seinem Handeln sehr unbarmherzig, aber an anderer Stelle beweist er dann wieder sehr viel Ehre.
Der Regisseur verpackt seine Geschichte in schöne Bilder und verpasst es nicht einigen Szenen eine gut funktionierende Portion trockenen Humor zu verleihen. Kitano selbst sagt zwar eigentlich nicht viel im Film, schafft es aber seinem Charakter das nötige Charisma und die Integrität zu verleihen, die er benötigt um beim Zuschauer dennoch als Hauptakteur durchzugehen. Mit dem langsamen Tempo kommt man, gerade wenn man den Film mit anderen Werken Kitanos vergleicht, recht gut zurecht, nur bei den vielen Rückblenden muss man aufpassen, da sie immer recht unangemeldet ihren Weg in den Film finden und evtl. für den ein oder anderen verwirrend werden können.
Viel Kritik hat auch die Tanzsequenz gegen Ende bekommen, die von "The Stripes" choreographiert wurden, welche auch in dem Film oftmals zu sehen sind, und die sehr "Stomp"artigen Charakter hat. Allerdings passt sich die Szene doch recht ordentlich in den Film ein, wenn einem denn schließlich bewusst wird, dass "Zatoichi" keineswegs versucht sich zu ernst zu nehmen.

Die Musik von Keiichi Suzuki spielt in "Zatoichi" auch eine große Rolle. Sie ist ungewöhnlich und vielleich auch etwas gewöhnungsbedürftig am Anfang, spielt sich aber schnell in die Herzen der Zuschauer, und steht oft stark im Vordergrund. Das fällt zum Beispiel auch in der Szene auf dem Feld auf, als die Bauern im Takt der Musik "stompen".
Was den Film schließlich so gut funktioren lässt ist, dass Kitano anders als sonst auf unnötige tiefgreifende Symbolik und Metaphern verzichtet. Die Charaktere, die er geschrieben hat sind allesamt sehr dreidimensional und am Ende des Films glauben wir auch wirklich sie zu kennen. Doch davon abgesehen gibt es hier nichts tiefschürfendes in der Story. Damit ist "Zatoichi" mit Sicherheit Kitanos bisher kommerziellster Film, aber trotz tollen Bildern und einer netten neuen Perspektive auf das Chambara-Genre fehlt dem Film trotzdem noch hier und da etwas. Die Kämpfe sind zu kurz, das Blut sieht einfach zu lächerlich aus (was sich wirklich als störend entpuppt) und man vermisst im Film das größere Ganze. So etwas wie einen interessanten Hauptfaden in der Story. Leider reicht es deswegen auch diesmal wieder nicht für eine bessere Wertung als sonst...
Dennoch sollten sich Chambara- und Kitano-Fans auf jeden Fall "Zatoichi" ansehen, denn dieser kann durchaus mit seiner Atmosphäre, tollen Darstellern und seiner überzeugenden Gratwanderung zwischen blutig-ernst und leichtherzig-unterhaltsam bezaubern.

(Autor: Manfred Selzer)
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