Story: In-ho (Yu Jun-sang), Leiter einer Taekwondo-Schule, hat im Moment nicht sonderlich viel Glück. Seine Schule läuft nicht
sehr gut und seine Frau überlegt, wieder arbeiten zu gehen, damit die gemeinsame Tochter keine Entbehrungen hinnehmen muss. Als die Nachbarschaft
beschließt wegen der vielen Einwanderer eine Nachbarschaftswache einzurichten, findet sich In-ho plötzlich an vorderster Front wieder. Bei einer
Vorführung in seiner Taekwondo-Schule wird In-ho dann von einem Immigranten aus Bangladesh herausgefordert, dessen Verkaufsstand er zuvor
demoliert hat. Der Immigrant schickt ihn mit einem Schlag zu Boden. Der Taekwondon-Lehrer ist nicht nur in seinem Stolz verletzt, sondern hat auch
fortan keine Schüler mehr. Er findet heraus, dass der Mann, der ihn besiegt hat, Ronny heißt und begibt sich auf die Suche nach ihm. Dabei soll ihm
der Einwanderer Duhin (Robin Shiek) helfen, der mit der Zeit versucht eine Freundschaft zu In-ho aufzubauen.
Kritik: Noch vor "Bandhobi" beschäftigte sich bereits dieser kleine Film mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit in Korea. Was
dabei gefallen kann, ist, dass der Film keineswegs mit der Moralkeule um sich schlägt oder zu schwer im Magen liegt. Es handelt sich nicht wirklich
um einen Arthouse-Streifen und das macht "Where is Ronny?" auch so leicht zugänglich. Dennoch fehlt es dem Film an etwas Besonderem. Die Freundschaft
zwischen In-ho und Duhin hätte besser ausgestaltet werden können und auch ansonsten verschenkt der Film ein paar Gelegenheiten, das Thema
plastischer zu bearbeiten. Leider bekommen wir hier keine Überraschungen, wenn man einmal von dem Ende absieht und der Wandlung, die In-ho durchläuft.
Aber auch die ist genau genommen vorhersehbar.
In-hos Leben geht immer mehr den Bach runter, nachdem er von einem unbekannten Immigranten in einem Duell geschlagen wird. Seine Taekwondo-Schule,
der es ohnehin an Schülern mangelte, hat daraufhin keine Besucher mehr, seine Frau muss wieder arbeiten gehen und er findet sich in einer Krise wieder.
Die Lösung dieser Krise scheint für ihn zu sein, den Immigranten zu finden, der ihm dies angetan hat. Was er dann genau mit ihm vorhat, bleibt
unbeantwortet, aber seine Suche nach diesem Mann ist vielmehr metaphorisch zu verstehen. Bemitleiden können wir In-ho allerdings nicht. Denn er selbst
hat diesen Immigranten ungerechtfertigterweise Tage zuvor angegriffen. Auch wenn In-ho grundlegend kein schlechter Mensch zu sein scheint, so hat
er doch nichts für Ausländer übrig.
Das ändert sich langsam, als er Duhin kennenlernt. Die aufdringliche Art des Immigranten geht ihm zwar bald auf die Nerven und er muss glauben, von
ihm an der Nase herumgeführt zu werden, aber schließlich hat er ihn dazu gezwungen, ihm bei der Suche nach Ronny zu helfen. Robin Shiek stellt
den Immigranten etwas amateurhaft dar, wirkt nicht wirklich wie ein Charakter in einem Film, interessanterweise deshalb aber mit der Zeit
umso glaubwürdiger, da seine Eigenheiten ihm Ecken und Kanten verleihen. Die sich anbahnende Freundschaft zwischen ihm und dem Koreaner wird jedoch
etwas holprig präsentiert. Hätte man sich etwas mehr Zeit mit dieser genommen und diese nicht fast ausschließlich auf die letzte halbe Stunde des
Films beschränkt, sähe das vielleicht anders aus.
Ebenso bekommen wir kaum etwas von In-hos Familie zu sehen. In ein paar Szenen bekommen seine Frau und Tochter zwar einige Minuten auf dem Bildschirm,
aber dadurch wird der Eindruck, dass sie vernachlässigt werden, nur verstärkt. Darüber hinaus gibt es aber auch keine besondere Botschaft, die der
Film vermitteln will. Natürlich, Ausländerhass ist ohne Fundament und überflüssig, gerade bei jemandem wie Duhin, der sich eigentlich perfekt in die
koreanische Gesellschaft integrieren will, aber als illegaler Einwanderer keine Möglichkeit hat, wirklich Teil der Gesellschaft zu werden.
Vorurteile gegen Südostasiaten aus ärmlichen Ländern spielen ebenso eine Rolle. Aber neue Facetten dieser Problematik kann der Film nicht ans
Tageslicht bringen.
Immerhin beschäftigt sich "Where is Ronny?" aber überhaupt mit diesem Thema und alleine deshalb ist er interessant. Ein breites Publikum wird
der Film zwar sicherlich nicht finden und auch als Kritikerliebling kann das Drama nicht überzeugen, da er dafür zu wenig prätentiös ist, aber das
ist auch eine seiner positiven Eigenschaften. Sim Sang-kooks Regiedebüt ist ein kleiner Film, der eben keine große Geschichte erzählt, aber sich selbst
treu bleibt und ein Thema behandelt, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Alleine dafür verdient er das Wohlwollen eines Kritikers.