Story: Die junge Autorin Sakura Asuka (Yuki Uchida) schreibt für einen Comedy-Sender. Sie hat ein hektisches,
aber anscheinend glückliches Leben. Eines Tages wacht sie allerdings in einer psychiatrischen Anstalt auf. Sie ist
an ein Bett gefesselt und kann sich nicht erinnern was passiert ist. Die Oberschwester Eguchi (Ryo) klärt sie
darüber auf, dass sie versucht hat sich mit einer Überdosis Schlaftabletten und Alkohol umzubringen. Drei Tage lang sei
sie bewusstlos gewesen. Sakura versucht die Schwester und Ärzte davon zu überzeugen, dass es sich bei der Sache um
ein Missverständnis handeln muss, da sie sich bestimmt nicht selbst das Leben nehmen wollte. Außerdem hat sie einen
Abgabetermin, den sie unbedingt einhalten muss, weshalb sie so schnell wie möglich wieder raus aus der Anstalt möchte.
Doch das entpuppt sich als gar nicht so einfach, zumal ihr Freund Tetsuo (Kudo Kankuro) dafür erst sein OK geben
müsste.
Während Sakura in der Anstalt langsam Freunde findet und von der bullemiekranken Miki (Yu Aoi) in das Leben dort
eingeführt wird, erinnert sie sich langsam immer mehr daran, was eigentlich passiert ist. Es scheint so, als wenn
Sakuras Leben doch nicht nur voller Freude war. Vielleicht hatte sie tatsächlich einen Grund sich umzubringen...
Kritik: Wenn man einen Film zu sehen bekommt, der in einer Irrenanstalt spielt, dann weiß man nie so recht,
was man erwarten soll. Erst recht nicht, wenn der Film aus Japan kommt. Interessanterweise beweist sich "Welcome
to the quiet Room" aber als gar nicht so lustig oder abgedreht, wie man das vielleicht erwarten würde. Gerade zu
Anfang fährt der Film zwar eindeutig auf komödiantischer Schiene, und muss sich deshalb Vergleiche mit dem koreanischen
Genre-Eintrag "I'm a Cyborg but that's ok" gefallen lassen, aber gegen Ende baut der Film immer mehr dramatische
Elemente ein. Man kann darüber streiten, ob der Film deshalb in gewisser Weise eine 180-Grad Kehrtwende macht, oder
uns lediglich zeigt, dass Irrsinn eben nicht nur lustig, sondern auch traurig ist. Oder eben anders herum. Persönlich
empfand ich die Hinwendung zum mehr Tragischen und Dramatischen am Schluss als recht gelungen, denn dieses Element
verleiht dem Film einfach mehr emotionalen Gehalt und Tiefgang, was ich z.B. beim koreanischen Pendant vermisst habe.
"Welcome to the Quiet Room" schafft es vor allen Dingen sehr gekonnt, den Zuschauer nicht zu sehr mit seinem
abstrakten Humor abzuschrecken. Es gibt zwar einige Szenen, die leicht merkwürdig anmuten, aber das doch immer auf
jene Art und Weise, dass uns bewusst ist, dass wir hier z.B. eine Traumsequenz oder ähnliches vor uns haben. Somit
schafft es der Film stellenweise bonbonbunte Bilder zu präsentieren, ohne den Zuschauer zu sehr in eine abstrakte Welt
zu entführen, die er nicht verstehen kann.
Regisseur, sowie Verfasser der Romanvorlage, Suzuki Matsuo schafft es außerdem gekonnt durch einen kleinen aber effektiven
Storybogen Spannung zu erzeugen. Anfangs glauben wir, dass Asuka nicht absichtlich eine Überdosis Schlaftabletten
genommen hat, aber durch Rückblenden wird das immer mehr in Frage gestellt. Asukas Leben scheint keineswegs so
glücklich gewesen zu sein, wie es zuerst den Anschein hat, und so wartet der Zuschauer gespannt auf die dunklen
Abgründe, die sich auftuen mögen. Kein Wunder also, dass der Film im gesamten gegen Ende etwas dramatischer werden
muss. Doch wie gesagt bekommt ihm das ziemlich gut.
Die vielen Rückblenden sind gut in den Film eingearbeitet und lassen uns manche Szenen vom Anfang erst später wirklich
verstehen. Die Insassen des Irrenhauses bekommen auch alle ihre Zeit auf dem Bildschirm, müssen dabei aber natürlich
etwas platt bleiben. Sie sind hauptsächlich dafür verantwortlich etwas Humor in den Film zu bringen, obwohl einige
von ihnen auf eine angenehme Art tatsächlich unser Herz erobern können. Es gibt aber auch ein paar wichtige Personen
unter ihnen. Die bedeutsamste ist Miki, die von Yu Aoi hervorragend süß mit einem dezenten Gothic-Look dargestellt wird.
Sie begleitet unsere Protagonistin durch die Anstalt und führt sie in das Leben dort ein. Auch wenn das Drehbuch leider
zu wenig mit ihr arbeitet, denn gerne hätte man noch mehr über ihre Hintergrundgeschichte und ihre Essstörung
erfahren, so kann Yu Aoi doch das Maximale aus ihrer Rolle rausholen und manchmal sogar Yuki Uchida an die Wand
spielen.
Asuka ist gutaussehend, führt ein hektisches Leben und hat Probleme mit ihren Eltern. Was eine solche Frau genau
an jemanden wie Tetsuo findet, einem äußerst merkwürdigen Gesellen, der aus welchen Gründen auch immer vom japanischen
Fernsehen als zum Wegwerfen lustig vermarktet wird, steht in den Sternen. Tetsuo dient wahrscheinlich eher als Abziehbild
des abgedrehten, nicht für jedermann verständlichen Humors, der Japan eben zum Teil ausmacht. Aber gerade der Fakt,
dass Asuka sich in jemanden wie ihn verliebt hat, sagt schon etwas über ihren Charakter aus. Asuka flüchtet sich vor
ihrem harten Leben und ihrer nicht ganz so rosigen Vergangenheit. Schon vorher war sie immer darum bemüht dem Ernst
des Lebens aus dem Weg zu gehen, indem sie sich z.B. mit Freunden zu intellekt-armen Karaoke-Sessions traf. In der
Irrenanstalt muss sich Asuka aber plötzlich mit ihrer verdrängten Vergangenheit auseinandersetzen und sich selbst
besser kennenlernen. Der Zuschauer begleitet sie dabei und muss feststellen, dass wir am Ende eine veränderte Asuka
vor uns haben. Für diesen übergangslosen Wandel von Asukas Charakter hat Yuki Uchida ganz klar ein Lob verdient.
Wie gesagt bietet "Welcome to the quiet Room" ein paar witzige Szenen, aber alles in allem hält sich der Humor doch
mehr zurück als man das vielleicht erwartet hätte. Für einen japanischen Film mit dieser Thematik erweist sich dieses
Komödien-Drama außerdem als überraschend wenig abgedreht. Was nicht heißen soll, dass es hier gar nichts Überdrehtes
zu sehen gibt. Zumindest eine Tanz-und Gesangsszene hat ihren Weg in den Film gefunden. Wie gesagt braucht man aber
keine Angst zu haben zu sehr von solchen Szenen entfremdet zu werden. "Welcome to the quiet Room" beleuchtet auf
erstaunlich berührende Art das Leben einer Frau, die sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, um einen
Schlussstrich ziehen und einem neuen Anfang Weg machen zu können. Asuka ist verloren in dieser Welt, was wir auch
in Form der immer wieder eingebrachten Geschichte von "Der Zauberer von Oz" zu sehen bekommen. Auch Asuka möchte ihre
Fersen zusammenschlagen und wieder nach Hause. Doch weiß sie gar nicht wo ihr zuhause ist...
"Welcome to the quiet Room" ist ein unterhaltsamer, aber eben auch bewegender Film, der mich gerade wegen seiner
mitnehmenden und unaufdringlichen Dramatik für sich gewinnen konnte. Eindeutig die bessere Alternative zu "I'm
a Cyborg, but that's ok".