Story: Young-eon (Kim Ok-bin) übt nach dem Unterricht im Musikraum ein paar Lieder. Ihre beste Freundin Sun-min
(Seo Ji-hye) will sie nach Hause begleiten, doch Young-eon bleibt und beginnt plötzlich eine Stimme zu hören. Als sie
einer merkwürdigen Gestalt folgt, die durch die Gänge der Schule schreitet, wird sie plötzlich von dieser attackiert.
Am nächsten Tag muss Young-eon feststellen, dass sie ein Geist ist und das Schulgebäude nicht verlassen kann. Die
einzige Person, die Young-eon zumindest hören kann ist Sun-min. Diese will zuerst nicht glauben, dass Young-eon tot
ist und ist überdies sehr verängstigt. Aber mit der Zeit versucht sie mit der neuen Situation zurechtzukommen und
ihrer toten Freundin zu helfen ihren Mörder zu finden. Außerdem bleibt immer noch die Frage warum Young-eon sterben musste.
Hatte es mit ihrer wunderbaren Gesangsstimme zu tun? Ist die Musiklehrerin (Kim Seo-hyeong) in die Sache verwickelt,
von der man sich sagt, dass sie eine lesbische Beziehung zu einer ihrer Schülerinnen hatte? Und wo ist Young-eons
Leiche?
Als die Antworten ausbleiben findet Sun-min heraus, dass ihre Mitschülerin Cho-ah (Cha Ye-ryeon), schon seit ihrer Kindheit
ebenfalls die Stimmen der Toten vernehmen kann. Sie klärt Sun-min darüber auf, dass Geister sich nur an das erinnern, woran sie
sich erinnern wollen... Welche Geheimnisse verbirgt also Young-eon unterbewusst?
Kritik: "Voice" ist der vierte Teil der "Whispering Corridors" Reihe und schafft es wie der zweite Teil
"Memento Mori", das Genre um einige Facetten zu bereichern. Der Film bleibt seiner Linie allerdings treu und präsentiert
sich nicht als reiner Horrorfilm, sondern arbeitet stark auf Drama- und Charakterebene, was dann eben auch die Stärke
des Films ausmacht. Diesmal bekommen wir die Geschichte außerdem aus einem etwas anderen Blickwinkel präsentiert, denn
der Geist in Form von Young-eon scheint hier sehr friedfertig zu sein und nur darauf bedacht herauszufinden warum sie
getötet wurde.
Besonders die Freundschaft zwischen den beiden Mädchen steht auch diesmal wieder im Vordergrund. Natürlich fehlen
auch subtile emotionale Szenen nicht, denn Young-eon wird irgendwann wohl auch ihren Geisterzustand aufgeben müssen
um schließlich Frieden zu finden. Sie
selbst ist aber noch nicht bereit dazu und möchte lieber bei ihrer Freundin bleiben. Trotz all diesen Aspekten, die
"Voice" mehr als ein Drama als alles andere erscheinen lassen, gibt es auch einige schön-schaurige Szenen,
die besonders durch die hervorragende Atmosphäre getragen werden.
Wer dachte, dass er in dem 4. Teil der Geisterstoryreihe nur alte Ideen wieder aufgewärmt bekommt oder mit einem
typischen Asien-Horrorstreifen gelangweilt wird, so wie dies mit "Wishing Stairs" der Fall war, der hat sich zum
Glück geirrt. "Voice" ist auch in der Hinsicht ungewöhnlich, als dass er die Story aus der Sicht des Geistes zu
erzählen beginnt. Später mag sich das zwar etwas verlagern, aber gerade dieser Einstieg lässt Young-eon sehr human
und fast schon sympathisch wirken. Es gibt zwar einige Ungereimtheiten, wie sich mit der Zeit herausstellt, aber gerade
die eigenen Erinnerungslücken scheint Young-eon ja ebenfalls auffüllen zu wollen. Außerdem scheint sie den Fakt nicht
akzeptieren zu können, dass sie tot ist. Sie klammert sich an das Leben, wie jeder von uns, und muss darauf achten, dass
ihre Freundin sie nicht vergisst, denn ansonsten wird selbst diese sie nicht mehr hören können,
was dazu führen würde, dass sie diese Welt endgültig verlassen müsste.
Der Aspekt der Stimme hat wie nicht anders zu erwarten in einem Film der "Voice" heißt einen besonderen Stellenwert.
Sun-min hört die Stimme ihrer Freundin und kann sie damit noch in dieser Welt halten, Young-eon selbst beginnt auch
irgendwann die Stimmen des Geistes zu hören, der wohl Schuld an ihrem Tod ist, und die etlichen kleinen klassischen
Gesangseinlagen tragen ebenfalls dazu bei, dass der Film hauptsächlich durch seinen Ton lebt.
Allerdings ist das nicht nur so. Die Cinematografie ist sehr gelungen, das Schulsetting ist sehr lebendig auf den
Bildschirm gebracht, und es gibt einige sehr beklemmende und düstere Sets, wie z.B. der Boiler-raum oder der Flur
mit dem Glockenspiel, das von einer unsichtbaren Quelle in rötliches Licht getaucht ist. Der Film lebt von seiner
dichten Atmosphäre und kann einen mit dieser schnell in seinen Bann ziehen. Darüberhinaus punktet der Film mit einigen
guten Ideen und Schnitten. Immer wieder verschwimmen und verändern sich in dem Schulgebäude für Young-eon die Räume
und sie taucht ab in alte Erinnerungen. Die Effekte sind dabei besonders gut gelungen. Gerade bei den Schnitten und
Kamerafahrten hat man sich so einiges einfallen lassen.
Wie gesagt gibt es auch einige sehr gut funktionierende Gruselszenen, die von geisterhaft singenden Stimmen getragen
werden oder einfach von der Atmosphäre leben. Besonders beeindruckend ist die Aufzugsszene, die ja seit "The Eye"
in Horrorfilmen Hochkonkjunktur hat, bei der der Aufzug augenscheinlich im Nichts zu halten scheint. Als die Türen
sich öffnen scheint allerdings aus der Schwärze etwas immer näher zu kommen... Das ist der Stoff aus dem Albträume
sind, und "Voice" weiß wie man das auf den Bildschirm bringt. Nur schade, dass es nicht mehr solcher Momente gibt.
Alles in allem ist der Horrorfaktor nämlich eher als seicht einzustufen.
Nichtsdestotrotz stimmt die Verpackung des Films. Die Beleuchtung der einzelnen Szenen ist sehr gut und die Musik
erinnert mit den vielen choralen Stücken an den hervorragenden Soundtrack von "Memento Mori" und braucht sich
keinesfalls hinter diesem zu verstecken.
Interessant ist, dass wir hier ein nicht ganz so strenges Bild der Mädchenschulen in Korea gezeichnet bekommen, wie noch
in den anderen Teilen der Serie. Die Zeiten haben sich wohl geändert und so bekommen wir hier auch einige
lustige Szenen zu sehen, in denen rappende Mädchen um die im Lehrerzimmer schlafenden Lehrer herumspringen.
Einige Parallelen zu den Vorgängern, wie z.B. die lesbische Beziehung der Musiklehrerin zu einer ihrer Schülerinnen,
lassen sich dann aber doch finden. Alles in allem präsentiert sich "Voice" aber erstaunlich innovativ und arbeitet
mehr auf Charakterebene, als auf billige Schockeffekte zu bauen. Gegen Ende gibt es dann auch einen größeren Twist,
der vielleicht auch zur einzig größeren Schwäche des Films zählt. 180 Grad Wendungen sind zwar sehr nett, können aber
auch manchmal sehr frustrierend sein. Inwiefern man mit dem Twist in "Voice" zurechtkommt muss wohl jeder
selbst sehen, dennoch ist der Gedanke faszinierend, dass auch Geister sich nichts sehnlicher wünschen als noch länger
auf dieser Welt zu bleiben.
"Voice" ist zu jeder Zeit spannend, auch wenn das Tempo einem Drama angemessen nicht immer sonderlich hoch ist. Dennoch
wird es nie langweilig, da anfangs die Suche nach Antworten das Interesse aufrecht erhalten kann und später dann auch
noch die Entwicklung der Beziehung der beiden Hauptdarstellerinnen. Die beiden Darstellerinnen sind in ihren Rollen
sehr überzeugend, die wenigen Horrorszenen sind handwerklich top, die Effekte sind sehr gut gelungen und die
Atmosphäre ist fesselnd. Ob einem "Memento Mori" oder "Voice" besser gefällt ist wohl Geschmackssache. Letzterer ist
jedoch besser verdaulich ohne dabei auf einen gewissen Tiefgang verzichten zu müssen, und stellt damit eine
gelungene Fortsetzung der stark dramatisch angehauchten Horrorserie dar.