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Original Title:
Se qing nan nu

Hong Kong 1996

Genre:
Drama, Comedy

Director:
Derek Yee

Cast:
Leslie Cheung
Shu Qi
Karen Mok
Law Kar-ying
Paul Chun
Anthony Wong
Lau Ching-Wan
Vincent Kok
Arthur Wong
Peter Ngor


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Viva Erotica

Story: Sing (Leslie Cheung) ist ein erfolgloser Filmemacher, der schon seit einem Jahr keinen Job mehr hat, da seine letzten Filme Flops waren. Doch endlich bekommt er die Gelegenheit einen neuen Film zu drehen. Zusammen mit seinem Producer Chung (Law Kar-ying) stellt er sein Script Wong (Paul Chun), dem Boss einer Filmfirma vor, der an dem Projekt interessiert ist. Schnell macht sich allerdings Enttäuschung breit, denn Wong ist eher daran interessiert einen Softcore-Porno zu drehen. Sing hat aber bestimmte Vorstellungen von seiner Arbeit und möchte Arthouse Kino schaffen. Mit seiner Freundin May (Karen Mok) bespricht er das Thema und diese ermutigt ihn dazu das Projekt zu übernehmen.
Am Set kommt es jedoch bald zu den ersten Problemen. Sing hat nicht die freie Hand, die er gerne hätte, da ihm der Producer Chun (Law Kar-ying) immer wieder in seine Arbeit reinpfuscht. Die Darstellerin Mango (Shu Qi) möchte nicht nackt drehen und versteht nicht die Wünsche Sings. Aber auch privat gibt es einige Probleme, denn May fühlt sich mittlerweile von Sing vernachlässigt und glaubt, dass er eine Affäre mit Mango hat.
Für Sing ist im Moment jedoch nur der Film wichtig und er beginnt in seiner eigenen Traumwelt zu leben. Wird er es schaffen Kunst mit billigem Kommerz zu verbinden?

Kritik: Jeder Regisseur hat irgendwann eine künstlerische Krise zu überwinden. Derek Yee ("Lost in Time") hatte diese wohl 1996 und sein Heilmittel sollte der CAT-III "Viva Erotica" sein, der sich um... CAT-III Filme dreht.
CAT-III Filme sind, um jene aufzuklären, die nicht so vertraut mit Hong Kong Filmen sind, meistens billige Streifen, in denen es um Sex oder Gewalt geht. Viele dieser Werke behandeln ihre Themen mit einem gewollt humoristischen Unterton, andere wiederum versuchen verstörend und blutig die menschlichen Abgründe der Perversion zu erforschen. Um es einfach auszudrücken: CAT-III Filme sind mit unserer "FSK 18" gleichzusetzen auch wenn vor allem in den 80ern und 90ern beinahe schon ein eigenes Kultgenre daraus wurde.

Derek Yees Werk über einen Regisseur, der um überhaupt wieder einen Film drehen zu können das Projekt eines Erotik-Films annehmen muss, ist ein auf jeden Fall interessanter Film. Nur funktioniert hier einiges recht gut, aber eben auch einiges nicht ganz so überzeugend. Das fängt schon bei der Grundstimmung des Films an. Eigentlich soll der Film wohl eine Satire auf ähnliche Werke sein, doch gleichzeitig versucht sich Yee daran mit einem ernsten Unterton seinen Film zu einer Art Katharsis für sich werden zu lassen. Das Endprodukt ist dann etwas unbefriedigend, denn der Film weiß sehr oft nicht wo er hin will und lässt den Zuschauer mehr als einmal mit einigen Fragezeichen zurück.

Die Cinematografie und die Beleuchtung der Szenen ist oftmals dunkel, die Kamerabewegungen manchmal etwas experimentell und fast schon hyperkinetisch. Yee macht darauf selbst einen kleinen Seitenhieb in seinem Film im Film, trotzdem bleibt es Geschmackssache, ob das einem gefällt.
Darüberhinaus hat der Film auch einige Traumsequenzen zu bieten, denn Sing ist wie viele Regisseure ein Tagträumer und so gibt es manchmal außergewöhnliche, wenn auch wenig Sinn machende Zwischensequenzen. Wenig Sinn machend, weil fast all das was in diesen Zwischensequenzen auf verquere Art angedeutet wird auch so ersichtlich gewesen wäre.
Die Erotik darf in einem CAT-III Film natürlich nicht zu kurz kommen und deshalb dürfen wir auch oft genug Shu Qi nackt bewundern. Ansonsten bleibt der Film aber im Rahmen eines "normalen" Films, auch wenn es eben einige gestellte Sexszenen gibt. Am Ende gibt es als Zugabe sogar noch Leslie Cheung mitsamt dem Rest der Film im Film-Crew nackt zu sehen. Nudisten werden also auf ihre Kosten kommen.

Schauspielerisch gibt es hier nicht viel zu sagen. Leslie Cheungs Charakter bleibt etwas farblos. Er ist der unsichere Regisseur, der zuerst nicht weiß wo er mit seinem Film hin soll, doch mit der Zeit wächst das Selbstvertrauen in ihm. Über sein wahres Innenleben erfahren wir aber nicht viel. Die einzig wirklich erwähnenswerte Darstellung ist die von Shu Qi (!). Man mag es nicht glauben, aber sie wirkt gegen Ende sehr menschlich, liebenswürdig und glaubwürdig. Das ist aber etwas merkwürdig, da sie anfangs das naive, dumme und zickige Mädchen ist, später dann aber die Lebensweisheiten mit Löffeln gefressen zu haben scheint. Hier hat der Scriptwriter wohl geschlafen...
Daneben ist der Film vollgepackt mit bekannten Gesichtern. Karen Mok, Paul Chun, Law Kar-Ying und etliche Cameo-Auftritte sorgen für den nötigen Starfaktor. Dabei lässt es sich der Regisseur auch nicht nehmen über sich selbst zu reflektieren. So spielt Lau Ching-Wan eben genau Derek Yee und sein Selbstmord ist eine weitere Kritik an der Medienwelt, denn die darauffolgenden Schlagzeilen lassen seinen gefloppten Film plötzlich zum Hit werden!

Natürlich bekommen auch noch andere Regisseure eine Erwähnung, wie z.B. Wong Kar-Wai, der das Kino zu neuen Höhen auffliegen lässt oder eben Wong Jing, der... nun, dargestellt von Anthony Wong selbst von seiner neuesten Idee spricht: Einem Musical mit Stephen Chow und Jet Li. Das bedarf wohl keiner weiteren Worte. Glücklicherweise hat sich Wong nicht tatsächlich dieser Idee angenommen. Zutrauen könnte man es ihm ja...
Letzten Endes zeigt uns Yee wie es hinter der Kamera der schmuddeligen CAT-III Filme aussieht. Die Filmemacher sind auch nur Menschen, die Spaß an ihrem Beruf haben und versuchen das Beste aus dem zu machen, was von ihnen verlangt wird, selbst wenn es sich dabei um Müll handelt.

Schade, dass "Viva Erotica" so inkonsistent ist. Manchmal erhebt der Film Anspruch gehobenes Arthouse Kino zu sein, dann stellt er sich als Satire dar und die Erotikszenen geben dem Film eben etwas CAT-III-artiges. Was soll man daraus mitnehmen? Yee weiß es wohl selbst nicht so genau, wie das versöhnliche Ende zeigt. Beim Zuschauer kann sich deshalb nur Enttäuschung breit machen, was aber nichts daran ändert, dass der Film auf jeden Fall... interessant ist...

(Autor: Manfred Selzer)
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