Story: Jo-won (Bae Yong-jun) ist ein Frauenheld, der seine Eroberungen gerne auf Leinwand zeichnet. Neben der Kunst und den Frauen beschäftigt
er sich nicht mit viel im Leben. Eines Tages lässt seine Cousine Jo (Lee Mi-suk) ihn rufen und erzählt ihm von der 16-jährigen So-ok (Lee So-yeon),
die bald die Konkubine eines Aristokraten werden soll. Jo-won soll sie erobern und schwängern, damit sie ihrem Los entkommen kann. Jo-won ist
allerdings nicht an einer so leichten Eroberung interessiert. Er hat viel eher die jungfräuliche Suk (Jeon Do-yeon) im Auge, die sich nach dem
Tod ihres noch nicht einmal angetrauten Mannes ein Leben in Enthaltsamkeit geschworen hat. Jo hält es für unmöglich, dass er sie für sich gewinnen
kann und geht mit ihrem Cousin eine Wette ein. Sollte er sie tatsächlich erobern, verspricht sie ihm eine Nacht mit ihm, da sie weiß, dass er schon
lange davon träumt. Doch Jo-wons Charme scheint nicht auszureichen, um Suks Sympathien zu gewinnen. Schon bald erkennt er, dass er alle seine
Tricks und Kniffe anwenden muss, um überhaupt eine Chance bei ihr zu haben, aber das steigert sein Interesse nur umso mehr. Mit der Zeit verstrickt
er sich aber immer weiter in einem Netz aus Täuschung und Untreue, sodass nicht nur für ihn bald ein gefährliches Spiel aus der Angelegenheit wird.
Kritik: Der Stoff der Geschichte sollte mittlerweile bekannt sein. Choderlos de Laclos Briefroman "Les Liaisons dangereuses" hat unter dem
Titel "Gefährliche Liebschaften" bereits eine bekannte Hollywood-Verfilmung erhalten und hat darüber hinaus auch für weitere Filme Pate gestanden.
Nun bemächtigt sich der koreanische Regisseur Lee Jae-yong des Materials und verlagert seine Geschichte in die konfuzianisch geprägte Joseon-Dynastie.
Dorthin passt der Plot auch perfekt, wie sich schnell zeigt, und Regisseur Lee kann nach seinem Erfolgsdebut "An Affair" und
"Asako in Ruby Shoes" einen äußerst überzeugenden
Kostümfilm abliefern, der gekonnt zwischen Drama und dezenter Komödie balanciert. Die schönen Bilder und Sets, die herausragenden Darsteller und
die durchweg interessante Geschichte machen "Untold Scandal" zu einem Film, bei dem man eigentlich nicht viel falsch machen kann. Eine gute Prise
Erotik, die man so in einem koreanischen Film aus dem Jahr 2003 nicht unbedingt erwarten würde, gibt dem guten Gesamteindruck noch ein Sahnehäubchen.
Lee Jae-yong liefert damit schon zwei Jahre vor "The King and the Clown" ein Kostümdrama ab, das zwar nicht so viel Hype erfahren haben mag, dafür aber
qualitativ mindestens auf einem ebenbürtigen Level arbeitet.
Bae Yong-jun ("April Snow", "Winter Sonata") spielt den lüsternen Fraueneroberer und er macht dies mit solcher Überzeugungskraft, dass wir ihn
spätestens als absolut verachtenswert empfinden, wenn er eine 16-Jährige verführt, der er eigentlich zeigen sollte, wie sie ihrem tatsächlichen
Geliebten einen ansprechenden Liebesbrief schreibt. Ab diesem Moment hat Jo-won alles Wohlwollen, das man ihm vielleicht vorher entgegengebracht hat,
verloren. Die reine und unschuldige Liebe der 16-Jährigen zu einem naiv-gutmütigen Mann ihres Alters hat in der verabscheuungswürdigen Welt der
Aristokratie keine Chance. Jo-won zerstört etwas, als er das junge Mädchen in die Welt der Lüste einführt, die für ihn und alle anderen Aristokraten
lediglich ein Mittel sind, um ihre innere Leere mit irgendetwas auszufüllen. Mitleid können wir deswegen mit Jo-won aber nicht haben. Das ist
auch eines der Probleme des Films, denn, auch weil er sich nicht wirklich vom Original-Material entfernt, es bleibt ohne Zweifel, welchen Weg
das Schicksal für Jo-won bereithält und der Zuschauer bleibt dabei mit einem Gefühl der Genugtuung zurück, wenn Jo-won das bekommt, was er verdient.
Jeon Do-yeon ("Secret Sunshine", "My Dear Enemy") spielt die unnahbare und keusche Suk. Sie geht allen Männern aus dem Weg und scheint emotional
ein Eisklotz zu sein. Ein Grund mehr für Jo-won, sie zu verführen. Endlich scheint er eine wahre Herausforderung gefunden zu haben.
Suk lebt dabei auch noch gemäß der christlichen Lehre und von der Welt zurückgezogen, was Jo-wons Eroberungsversuche natürlich
noch schwieriger machen. Tatsächlich scheint es sogar zuerst unmöglich für ihn, Zugang zu Suk zu finden, aber
selbstverständlich ist Jo-won ein Meister seines Fachs, sodass er einige subtile und zum Teil gemeine Tricks in der Hinterhand
hat. Er ist ein Meistermanipulierer und die Frauen der Joseon-Dynastie scheinen bezüglich ihres Selbstbehauptungsvermögen nur
wenig einem aufdringlichen Mann entgegensetzen zu können. Irgendwie stört das, da die Frauen im Film tatsächlich wie Freiwild
wirken, das nur darauf wartet, gefangen zu werden. Allerdings täuscht dieser Eindruck, denn wie Jo ihrem "Schützling" So-ok
erzählt, haben auch die Frauen der Aristokratie ihre geheimen Liebhaber. Man spricht bloß nicht darüber.
In der konfuzianisch geprägten Joseon-Dynastie ist es schon verpönt, wenn eine Frau einen Mann offen anschaut. Umso
skandalöser wirkt das Verhalten der Protagonisten in diesem Kontext. Nach außen wird der schöne Schein gewahrt, aber
hinter verschlossener Tür offenbart sich das wahre moralisch verwerfliche Leben der Aristokratie. Regisseur Lee stellt
diesen Fakt besonders effektiv dar, indem er das Leben der Aristokraten bis ins Detail zeichnet. Die Kostüme, das
Essen, die Kunst und die schönen Gärten tragen alle zu einem perfekten Bild bei, das im starken Kontrast zum
faulen Kern dieser Menschen steht. Die wunderschönen Sets und Aufnahmen können gar nicht genug gelobt werden und so
ist "Untold Scandal" selbst für jene empfehlenswert, die eigentlich nur allzu vertraut mit der Geschichte sind. Davon
abgesehen sind aber auch die einzelnen Charaktere interessant genug, um über die gesamte Laufzeit des Films zu
unterhalten. Nicht zu vergessen, dass der Film auch ein paar heiße Erotikszenen bereithält. Fast jede weibliche
Darstellerin ist oben ohne zu sehen, aber all diese Szenen wirken nicht unnötig, sondern für den Gehalt der Geschichte notwendig.
Der historische Rahmen und die tollen Bilder des Films geben der Geschichte eine gelungene Form und die Charaktere
sind allesamt glaubwürdig und können den Zuschauer jeder auf seine Weise mit sich reißen. Das Tempo des Films
ist zu jeder Zeit ansprechend genug, auch wenn es in der Natur des Dramas liegt, das es durchgehend etwas ruhigere Töne anklingen lässt.
Aufgelockert wird das Drama aber durch einige gelungene, unaufdringlich humoristische Momente, die "Untold Scandal" eine besondere
Note verleihen. Das trifft vor allem auf den Anfang zu, der eher noch die Unbeschwertheit im Fokus hat, mit der Jo-won
seine Frauengeschichten handhabt. Als Jo-won dann vollständig Suk als sein Ziel auserwählt, schleicht sich
natürlich etwas mehr das Drama in den Film, doch der Zuschauer ist nicht unvorbereitet darauf. Irgendwie weiß
er, wie die Geschichte ausgeht, selbst wenn er nicht vertraut ist mit der Originalstory, doch das ist nicht
sonderlich schlimm, da Regisseur Lee mit sicherer Hand seinen Film zum unausweichlichen Ende steuert. "Untold Scandal"
ist damit ein gelungenes Kostümdrama, von denen Korea gar nicht so viele vorweisen kann. Schon alleine deshalb ist
der Film empfehlenswert. Die wunderschöne technische Umsetzung und die tollen Darsteller runden das positive Gesamtbild
noch ab.