Story: Laughing Gor (Michael Tse) landet für den Mord an dem Gangster Michael im Gefängnis. Dort versucht er an einen Mitgefangenen heranzukommen,
Tai Chit (Chapman To), der früher Polizist war und jetzt wegen Korruption eine Haftstrafe absitzen muss. Allerdings scheint Tai Chit psychisch krank zu sein
oder er gibt dies nur vor. Glücklicherweise ist Laughings neuer Zellennachbar der Psychologieprofessor Fok Tin Yam (Francis Ng), der wegen Drogenvergehen
einsitzt. Dieser kann ihm ein paar Tipps geben, doch scheint Fok selbst ein Interesse an Tai Chit zu haben. Laughing ist tatsächlich ein Undercover Agent,
der an einem schwierigen Fall dran ist und als die einzige Person getötet wird, die von seiner Identität weiß, sieht es für ihn schlecht aus. Allerdings kommt
Fok bald aus dem Gefängnis frei und erklärt ihm, dass er ebenfalls als Undercover Agent tätig war. Laughing weiß aber nicht, ob er dem Professor vertrauen kann,
da seine manipulative Art nichts Gutes verheißt. Außerdem behandelt er die Freundin des Gangsters Michael therapeutisch, die Fok für ihren verstorbenen Freund
hält. Es scheint, als würde Fok mit Laughing ein gefährliches Psychospiel treiben.
Kritik: Regisseur Herman Yau ist bekannt dafür, mit wenigen Mitteln Filme zu schaffen, die nach großen Produktionen aussehen. Das bedeutet,
dass er mit seinen Film durchaus immer wieder überraschen kann. In "Turning Point 2" steckt genug Story, um damit gleich mehrere Thriller zu füllen. Der
vertrackte Plot erfordert höchste Aufmerksamkeit und die diversen Wendungen können ebenso für sich begeistern. Allerdings wird der Film bei seinem
halsbrecherischen Tempo der Informationsvermittlung schnell unübersichtlich und die Charaktere bleiben auf der Strecke. Das Potential des Films ist
unweigerlich zu erkennen, hätte Regisseur Yau sich etwas mehr Zeit mit seiner Erzählweise genommen, hätte er dieses auch durchaus ausschöpfen können. So
bleibt der Thriller aber eine gemischte Angelegenheit.
Der Charakter Laughing entstammt eigentlich der TVB Serie "E.U.", welcher dann mit "Lives of Omission" seine eigene Serie bekam. Der erste Film stellte
eigentlich ein Prequel dar, dennoch gab es einige Ungereimtheiten und noch dazu kam die Serie mit einem offenen Ende daher. "Turning Point 2" soll den
Abschluss darstellen. Wer eben nicht ganz mitkam, steht nicht alleine da, denn wie gesagt haben selbst die Macher irgendwann den Überblick verloren.
"Turning Point 2" kann aber von jedem, ohne irgendwelche Vorkenntnisse, angeschaut werden. Dass Francis Ng wie im ersten Teil des Films eine Hauptrolle hat,
aber einen ganz anderen Charakter spielt, darf niemanden stören - sowas kommt halt mal vor... Herman Yau führt wie im ersten Teil die Regie und liefert
einen durchwegs runderen Film ab als bei seinem ersten Versuch.
Kommen wir zu den Stärken des Thrillers. Mit seinen 84 Minuten ist der Film extrem kompakt erzählt. Das bedeutet, dass zu jedem Zeitpunkt etwas passiert.
Die Geschichte entfaltet sich immer weiter und zahlreiche Verwicklungen zeigen sich auf, die man stellenweise als erstaunlich intelligent bezeichnen muss.
Das Problem dabei ist nur, dass der Zuschauer oft gar nicht mitkommt, die Informationen zu verarbeiten und ein großes Gesamtbild herzustellen, denn schon
erwartet uns die nächste Überraschung. Gerade die Vielzahl an Wendungen und Charakteren hätte einen Film mit längerer Laufzeit vollkommen gerechtfertigt und
so bleibt es merkwürdig, dass Herman Yau seine gute Geschichte geradezu herunterrattert. Gerade den Charakteren merkt man an, dass sie mit mehr Zeit auf dem
Bildschirm richtig hätten aufblühen können.
Das sorgt dann auch dafür, dass Laughing Gor zu eigenschaftslos bleibt, um uns wirklich mit sich zu reißen. Anders verhält es sich da bei Francis Ng
("Exiled", "On the Edge") als Professor. Er besitzt ein ungemein subtiles Charisma, mit dem er uns immer im Unklaren darüber lässt, ob er zu den guten oder
bösen Jungs gehört. Obwohl der Film genau genommen gleich zu Anfang klar macht, dass es ihm darum geht, den Unterschied zwischen dem, was richtig ist
und was vom Gesetz her rechtens ist, aufzuzeigen. Oftmals muss man das Gesetz brechen, um das Richtige zu tun, und so sieht sich der Professor als ein
Revolutionär, der vieles opfern muss, auch wenn er nicht will. Ng verkörpert diesen ambivalenten Charakter mit Bravour und so ist es einzig und alleine er,
der den Film tragen kann.
Überraschend sind auch einige intelligente Dialoge, doch irgendwann wirkt der Thriller dann auf moralischer und politischer Ebene doch etwas zu aufgesetzt.
Besonders in der letzten Minute zeigt sich das. Auch die vielen Wendungen sind irgendwann zu viel des Guten. Immer wieder werden auch "Schlüsselszenen" im Film
als Rückblick rekapituliert, was irgendwann etwas unnötig erscheint. Der Soundtrack drängt sich oft zu sehr in den Vordergrund und selbstverständlich müssen
sich bei der komplexen Story auch einige Logiklöcher ergeben. Alles in allem scheint "Turning Point 2" damit einfach etwas zu schnell abgedreht worden zu sein,
denn er hätte das Zeug zu wesentlich mehr gehabt.