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Original Title:
Shigan

South Korea 2006

Genre:
Drama

Director:
Kim Ki-duk

Cast:
Ha Jung-woo
Park Ji-Yeon
Seong Hyeon-a
Seo Yeong-hwa


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Time

Story: Ji-woo (Ha Jung-woo) und Seh-hee (Park Ji-Yeon) sind schon seit 2 Jahren ein Paar. Ji-woo ist zwar glücklich mit seiner Freundin, aber wie Männer nun einmal so sind, schaut er auch anderen Frauen hinterher. Seh-hee wird dabei immer unwahrscheinlich eifersüchtig und fragt ihn schließlich, ob er ihr altes Gesicht nicht mehr sehen kann. Ji-woo versteht nicht, was das Problem seiner Freundin ist, denn er liebt sie doch immer noch. Urplötzlich verschwindet Seh-hee jedoch ohne auch nur ein Wort des Abschieds.
Es vergeht ein halbes Jahr und obwohl Ji-woo nach einer Weile wieder versucht, sich mit Frauen zu treffen, so scheint es dennoch nie zu funktionieren. Zum einen weil ihm irgendjemand zu folgen scheint und seine Dates unterbricht und zum anderen weil er seine Freundin nicht aus dem Kopf bekommen kann.
Eines Tages trifft Ji-woo in seinem Stamm-Cafe die hübsche Bedienstete See-hee (Seong Hyeon-a), die großes Interesse an ihm zeigt. Auch Ji-woo ist von ihr angezogen. Als sie ihn jedoch fragt, ob er sie liebt oder immer noch auf seine Freundin wartet, kann Ji-woo nicht antworten. Tatsächlich ist See-hee aber Seh-hee! Vor 6 Monaten hat sie sich in die Hände eines plastischen Chirurgen begeben, der ihr ein neues Gesicht gegeben hat...

Kritik: "Time" ist mit Sicherheit einer der schlechteren Kim Ki-duk Filme der letzten Zeit. Dennoch ist er weitaus unterhaltsamer und leichter verdaulich als z.B. sein "The Bow". Als Einführung in das Werk des Regisseurs ist der Film somit also nicht ganz ungeeignet und trotz einiger Fehler, auf die noch genauer eingegangen wird, ist der Film alles andere als schlecht. Dafür hat Kim einfach zu viel Erfahrung in dem Genre. Man kann also nicht behaupten, dass "Time" enttäuschend ist, aber er besitzt doch weniger Tiefe und vor allem mehr Schönheitsfehler (was dann wohl zum Thema des Films passt) als wir es von dem Regisseur gewohnt sind. Trotzdem kann der Film bewegend und manchmal auch verstörend sein. Kritik am Schönheitswahn in Korea und die Frage nach Identität werden in einem für Kim ungewöhnlichen Rahmen vermittelt. Trotz einiger Mängel können wir dem Regisseur aber nicht böse sein, denn sein Drama bietet immer noch mehr als die vieler seiner Kollegen.

Eine provokative und unerwartete Einführung bereitet uns auf das vor, das da kommen mag. Wir bekommen Bilder einer realen Gesichtsoperation zu sehen, unverblümt, mit allem Blut und aller Gewalt, die dabei involviert ist, so dass wir am Ende glauben, Metzger vor uns zu haben. Wer einen schlechten Magen hat, sollte den Anfang also lieber vorspulen.
Daraufhin werden wir in das Leben des Paars Ji-woo und Seh-hee geworfen. Jedes Paar hat nach einer gewissen Weile seine Probleme, aber Seh-hee verhält sich dabei außergewöhnlich hysterisch und irrational. Ji-woo schaut zwar in der Tat den Röcken anderer Frauen hinterher, aber er schaut eben nur. Die Reaktionen Seh-hees sind bei weitem übertrieben und so verwundert schlussendlich auch nicht ihre Entscheidung, sich operieren zu lassen. Dabei will sie nicht vom Arzt, dass sie besser aussieht, sondern einfach nur anders.
Ganze 6 Monate lässt sie ihren Freund ohne eine Nachricht alleine, allerdings nicht ohne ein Auge auf ihn zu haben und ihn davon abzuhalten, sich eine neue Freundin zuzulegen.

Worum es in "Time" wirklich geht wird dann erst offenbar. Kims Werk ist nämlich nur in sehr geringem Maß eine Kritik am Schönheitswahn Koreas. Ein wenig schade ist das schon, denn in einem Land in dem mehr als die Hälfte aller 20-Jährigen schon unter dem Messer lagen, wäre dies doch ein geeignetes Thema gewesen. Der Regisseur entfernt sich aber schnell von diesem Aspekt seiner Story und schneidet sie nur hin und wieder leise an. Tatsächlich geht es in dem Film nämlich darum, wer wir eigentlich sind. Was ist unsere Identität? Wird sie nur durch unser Äußeres definiert? Natürlich nicht, aber der Film wird etwas verdreht, wenn auch interessant als See-hee fragt, ob er sie liebt oder seine Freundin Seh-hee. Ji-woo hat tatsächlich noch Gefühle für seine Freundin und so kann er ihr auf diese Frage nicht antworten. See-hee wird daraufhin eifersüchtig, aber auf wen denn eigentlich? Auf sich selbst... Hier scheint sich ein Teil von ihr abzuspalten und obwohl sie die Lächerlichkeit ihrer Eifersucht anfangs noch erkennt und mit einem Grinsen untermalt, so wird sie im weiteren Verlauf richtiggehend obsessiv und möchte sozusagen über sich selbst triumphieren.

Schauspielerisch bekommt man hier die von Kim Ki-duks Werken gewohnt hohe Qualität. Ha Jung-woo spielt überzeugend den männlichen Part mit dem wir uns schnell identifizieren können, auch wenn er seine Freundin eben tatsächlich ab und an "hintergeht", wenn er anderen Frauen hinterhersieht. Park Ji-Yeon baut als seine Freundin schonmal sehr glaubwürdig das Grundgerüst von Seh-hee/See-hee auf und an Seong Hyeon-a ("The Customer is always right", "Lover") obliegt es dann, den Charakter zu vertiefen. Das schafft sie dann auch mit Bravour und sie zeigt, dass sie mehr kann, als in Filme nur eine gewisse Erotik mit einzubringen. Gerade ihre Hysterie und der emotionale Zusammenbruch später können wirklich begeistern.

Normalerweise würde man jetzt zu den etlichen Symbolen und Motiven kommen, die Kim Ki-duk in seinem Film untergebracht hat. Tatsächlich aber gibt es hier diesmal erstaunlich wenig zu sagen. In dem "Skulpturpark" gibt es zwar einiges zu sehen, das der geneigte Zuschauer deuten kann und auch der kleine Einschub mit dem Blind Date ist ganz nett, aber viel mehr gibt es da nicht. Wir haben noch ein kleines Mädchen, das Ji-woo in einem Feen-Kostüm eine Liebesnachricht überbringt und dann arbeitet Ji-woo außerdem als Cutter oder ähnliches. Der Film, den er bearbeitet? "3-Iron" natürlich...
Selbstverständlich kann man darüber hinaus noch einige Dinge in den Film hineininterpretieren, aber Kim scheint diesmal gar nicht diesen Anspruch zu haben. Das ist erfrischend, ebenso wie der Fakt, dass der Film durchgehend Dialoge bietet und nicht wie für Kim typisch ein Fest des Schweigens ist. Dennoch verheddert sich der Regisseur irgendwann in seinem eigenen Script. Es scheint so, als wenn er nicht wüsste, wohin er will und was er eigentlich sagen will. Die Szenen wirken manchmal willkürlich aneinandergereiht und was genau hat der Titel eigentlich mit dem Film zu tun? Nun, das offenbart sich wohl am Ende, als alles sehr abstrakt wird und wir einen "Time"-(Zeit-)Kreislauf zu sehen bekommen. Das ist zwar sehr schön, wirkt aber irgendwie etwas merkwürdig. Hat See-hee schließlich schlussendlich komplett ihre Identität verloren!?

Narrativ ist "Time" sicherlich nicht wirklich schlüssig und einige Szene müssten eigentlich fast schon lächerlich wirken, wie z.B. die, in der See-hee mit einem Foto ihres alten Gesichts um den Kopf sich mit ihrem Freund trifft. Danach scheinen auf ihrer Maske sogar plötzlich Tränen aufgemalt!? Warum diese Szenen trotz allem bewegen können, ist ganz einfach: Kim Ki-duk. Der Mann hat einfach mittlerweile so viel Erfahrung, dass er selbst wenn er augenscheinlich den Faden verloren hat, immer noch einen guten Film schaffen kann.
"Time" behandelt wieder mal die Liebe, setzt sein Augenmerk diesmal aber auf den Liebesteilaspekt der Obsession. Die Kritik am Schönheitswahn hätte man gerne noch deutlicher durchscheinen gesehen, dennoch kann der Film dafür mit seinem Motiv der verlorenen Identität punkten. "Time" zählt nicht zu Kims besten Werken, aber dafür scheint er diesmal endlich auch ein wenig in eine leicht andere Richtung gehen zu wollen. Gerade weil er diesmal nicht unbedingt nur die Art-Housekino-Kritiker überzeugen will, ist der Film definitiv empfehlenswert.

(Autor: Manfred Selzer)
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