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The World of Us - Filmposter
Original Title:
U-ri-deul

South Korea 2016

Genre:
Drama

Director:
Yoon Ga-eun

Cast:
Choi Soo-in
Seol Hye-in
Lee Seo-yeon
Kang Min-joon
Kim Hee-joon
Kim Chae-yeon


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The World of Us

The World of Us - Film Screenshot 1

Story: Seon (Choi Soo-in) geht in die vierte Klasse und ist eine Außenseiterin. Sie wird immer als letzte ins Sportteam gewählt und in den Pausen gehen ihr ebenfalls alle aus dem Weg. Der Grund dafür ist die beliebteste Schülerin in ihrer Klasse, Bora (Lee Seo-yeon). Sie sorgt dafür, dass Seon von den anderen gemobbt wird. Zuhause weiß niemand davon, zumal Seons Vater (Son Seok-bae) und ihre Mutter (Jang Hye-jin) stets arbeiten, um irgendwie über die Runden zu kommen. Ihr Großvater liegt außerdem im Krankenhaus und auch wenn ihr Vater ihn wegen seiner unschönen Kindheit nicht besuchen will, so muss er dennoch die Behandlung bezahlen. Weil die Eltern so viel arbeiten, muss Seon auch oft auf ihren kleinen Bruder Yoon (Kang Min-joon) aufpassen. Am letzten Schultag vor den Sommerferien trifft das kleine Mädchen jedoch die neue Mitschülerin Ji-ah (Seol Hye-in), die im nächsten Schuljahr in ihrer Klasse ist und sich schon einmal in der Schule umschauen wollte. Die beiden freunden sich schnell an und verbringen fast jeden Tag der Sommerferien miteinander. Ji-ah scheint aus einer ganz anderen Welt wie Seon zu kommen. Ihre Mutter arbeitet in England und sie wohnt bei ihrer Großmutter, weil der Vater erfolgreich ist und viel arbeitet. Für sie ist es auch finanziell kein Problem, eine Nachhilfeschule zu besuchen. Allerdings freundet sich Ji-ah dort mit Bora an. Seons Befürchtungen werden wahr, denn als die Schule wieder anfängt, benimmt sich Ji-ah so, als wäre sie nie mit Seon befreundet gewesen...

Filmroll The World of Us - Film Screenshot 2 The World of Us - Film Screenshot 3 Filmroll
The World of Us - Film Screenshot 4

Kritik: Wenn man bei der abendlichen Filmwahl den Zufall mitspielen lässt, treten manchmal ganz unerwartet kleine Perlen ans Tageslicht - so wie "The World of Us". Dabei ist der hohe Qualitätsgehalt des Dramas gar nicht so unerwartet, denn der Film wurde bereits auf den Filmfestspielen in Berlin gezeigt und hat viele positive Kritiken bekommen. Der Grund dafür ist recht simpel: Wir sehen die typische Welt zweier Kinder mit all ihren Problemen in der modernen Welt durch die Augen einer Viertklässlerin. Diese Perspektive auf die Welt ist erstaunlich klar und zugleich überraschend komplex. Das liegt nicht nur daran, dass erwachsene Zuschauer, an die der Film ganz klar gerichtet ist, durch Erfahrung mehr mit den Situationen anfangen können als Seon, sondern dass das Leben der kleinen Kinder eben auch weitaus komplizierter ist, als uns das bewusst war. Kinder sollten doch einfach nur spielen. Aber so einfach ist die Welt eben auch für sie nicht.

The World of Us - Film Screenshot 5

Wie düster die Welt für Kinder aussehen kann, wird uns sehr bald bewusst. Seon wird in der Schule gemobbt, zuhause erzählt sie aber nichts davon, selbst als ihre Mutter nachfragt, ob alles in Ordnung ist. Und auch wenn ihre Familie eigentlich sehr liebevoll ist, gibt es auch zuhause genug Probleme. Der Vater ist eigentlich so gut wie ein Alkoholiker, die Mutter hat wenig Zeit für die Kinder und Seon muss sich daher auch um ihren kleinen Bruder kümmern, einen kleinen Racker, den man sofort ins Herz schließt. Die Kinderdarsteller sind durchgehend hervorragend, speziell Choi Soo-in ("I Can Speak") überzeugt durch sehr subtiles Schauspiel. Die Kamera verweilt eigentlich so gut wie immer auf ihr und alleine durch kleine Veränderungen in ihrem Gesicht oder ihrem Verhalten erfahren wir mehr über ihren Gemütszustand. Seol Hye-in als Ji-ah komplementiert die gute Besetzung, sodass uns bald bewusst wird, wie unterschiedlich die beiden Freundinnen eigentlich sind.

The World of Us - Film Screenshot 6

Wenn es etwas Negatives über den Film zu sagen gibt, dann ist das nur, dass das Drehbuch einige Zufälle zu viel liefert. Seon läuft einmal zu oft ihrer Freundin Ji-ah über den Weg, wenn es gerade in die Geschichte passt. Außerdem könnte man kritisieren, dass die behandelten Themen an sich nicht wirklich neu und viele Entwicklungen sogar vorauszusehen sind. Wie es bei einer guten Geschichte aber der Fall sein sollte, ist es dann die Art, wie sich alles entwickelt, die hier begeistert. Alles befindet sich ganz natürlich im Fluss. Das Zerwürfnis zwischen Freundinnen wird genauso realistisch auf die Leinwand gebracht wie das nicht gerade perfekte Elternhaus der Kinder. Wir sehen eigentlich nur in einer kurzen Szene Ji-ahs Vater und wissen sofort, warum sie mit ihm unzufrieden ist. Von ihrer Mutter hören wir nur Ji-ahs Teil eines Telefongesprächs. Als Scheidungskind hatte es Ji-ah nicht leicht an ihrer alten Schule und um nicht auch an der neuen Schule ein Mobbingopfer zu werden, hat sie sich passende Strategien zurechtgelegt.

The World of Us - Film Screenshot 7

Seon ist dagegen arm und das ist genug, sie zum Opfer an ihrer Schule zu machen. Der psychische Druck, unter dem die Kinder stehen, ist enorm und die Noten leisten auch einen Beitrag dazu. Es ist erschreckend, wie stark die Welt der Kinder dann doch ein Abbild der Erwachsenenwelt ist und genau das will uns "The World of Us" zeigen. Im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen können die Kinder aber geistig noch wachsen, sodass stets die Hoffnung bleibt, es könnte sich doch noch alles zum Guten wenden. Das Drama ist dabei erstaunlich warm und drückt nie auf die Tränendrüse. Trotzdem oder gerade deshalb gibt es ein paar Szenen, die einen durchaus zu Tränen rühren können. Das sind vor allem jene Momente, in denen uns die Kinder vor Augen führen, dass sie etwas an ihrem Verhalten ändern können, wo Erwachsene schon zu festgefahren sind und Stolz oder Dickköpfigkeit einer Verbesserung der Situation einen Riegel vorschieben. Die bewegendsten Szenen des Films sind oft dann vorzufinden, wenn man sie gar nicht erwartet.

Filmroll The World of Us - Film Screenshot 8 The World of Us - Film Screenshot 9 Filmroll

The World of Us - Film Screenshot 10

Regisseurin Yoon Ga-eun hat hier ein Indie-Drama gedreht, das sich gar nicht wie ein solches anfühlt. Die Kamera verweilt zwar stets bei Seon, aber der Film bleibt in seiner Porträtierung eines Kinderalltags erstaunlich unterhaltsam und bietet auch hin und wieder Humor. Die Bilder selbst sind auch keinesfalls düster, sondern oft recht hell und freundlich. Damit fühlt sich "The World of Us" oft überhaupt nicht so niederdrückend wie ein Drama an. Von seinem Stil erinnert er demnach auch ein wenig an "Thread of Lies". Speziell eine Szene mit Seons kleinem Bruder offenbart die Art kindlicher Reinheit, die eine simple Wahrheit auf den Punkt bringt, welche uns sowohl zum Lachen bringt, als auch eine Träne ins Auge zaubert. Seon kann daraus lernen, aber können wir das heute auch noch? Ein wunderbarer Film, dessen Ende bei anderen Werken durchaus frustrierend hätte wirken können, hier einen aber absolut passend gleichermaßen traurig und glücklich zurücklässt.

(Autor: Manfred Selzer)
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