Story: Qiu Jin (Huang Yi) ist ihrer Zeit weit voraus. Sie ist als Frau geboren und wird deshalb von der Gesellschaft daran gehindert,
effektiv etwas für ihr Land zu tun. Einzig das Schreiben von Gedichten bleibt ihr, um ihre Gedanken in die Welt zu tragen. Durch ihren Mann
(Kevin Cheng) versucht sie, ihren Einfluss auszuweiten und den Menschen zu helfen, doch sieht sich dieser keinen revolutionären Aufgaben
verpflichtet. Aber genau das möchte Qiu Jin: eine Revolution gegen die korrupte Mandschuren-Regierung. Sie will China wieder aus den Händen
der westlichen Mächte zurückgewinnen und außerdem die Gleichberechtigung der Frauen durchsetzen. Schließlich lässt sie ihre Familie zurück und geht
nach Japan, um dort zu studieren. Dort lernt sie Xu Xilin (Dennis To) kennen, mit dem sie eine Revolution in China plant. Wieder in China leitet
Qiu Jin eine Schule, die Revolutionäre ausbildet, während Xu einen Anschlag auf einen hochrangigen Beamten plant. Während des Anschlags soll auch
Qiu Jin ihre Revolutionäre an die Front führen. Ein blutiges Gemetzel ist die Folge...
Kritik: Mittlerweile gibt es etliche Biopics über historische Persönlichkeiten Chinas. "The Woman Knight of Mirror Lake"
ist allerdings keine Big-Budget-Produktion, sondern versteht sich tatsächlich als eine epische Nacherzählung des Lebens von Qiu Jin, und
konzentriert sich dabei auf die Charaktere anstatt auf epische Schlachten. Das erweist sich als klare Stärke des Films. Dennoch hat
es der Film anfänglich etwas schwer. Wer sich nicht wirklich gut mit der Geschichte Chinas auskennt, wird zuerst einmal erschlagen werden von den
vielen Informationen zu Anfang. Diese in sich aufzunehmen benötigt etwas Zeit und so fällt es uns zuerst auch schwer, ein emotionales Band zu
Qiu Jin und den anderen Personen aufzubauen.
Zum Glück erweist sich fast ausschließlich die erste halbe Stunde als problematisch. Der Film wird als Rückblende erzählt und wir bekommen die Ereignisse
aus der Sicht von Qiu Jin erzählt, deren Aufstand fehlgeschlagen ist und die nun vor Gericht steht. Wir lernen die Frau näher kennen und
die eigentlichen geschichtlichen Ereignisse werden als Randnotiz geliefert. Langsam bekommen wir auch einen emotionalen Draht zu den Geschehnissen.
Qiu Jins Einsatz für das Recht der Frauen ist sehr interessant, steht aber fast ausschließlich unter der Überschrift, dass diesen wie Männern erlaubt
sein sollte, ihrem Land zu dienen. Damit ist in dem gesamten Film über ein sehr patriotischer Ton vorzufinden, der zuweilen recht ermüdend sein kann.
Immerhin bedarf es aber schließlich einer Revolution um das geliebte Vaterland tatsächlich wieder zu alter Stärke zu führen.
Qiu Jins Kampf für ein besseres China scheint auswegslos, denn als Frau sind ihr die Hände gebunden. Erst als sie Xu Xilin trifft, ändert sich
das und ihr lang gehegter Traum einer Revolution scheint in greifbarer Nähe. Grundlegend steht diese aber überhaupt nicht wirklich im Vordergrund
sondern vielmehr Qiu als Person. Dabei werden geschichtliche Fakten natürlich nicht allzu genau genommen, so erweist sich die Poetin als
außergewöhnliche Kampfkunstexpertin, aber das dreidimensionale Bild, das von ihr gezeichnet wird, macht aus "The Woman Knight of Mirror Lake"
auch ein Charakterdrama. Für ihre Überzeugungen muss Qiu schließlich ebenfalls ihre Familie aufgeben und das mehr als einmal. Immer wieder sehen wir,
dass sie trotz allem auch eine Frau und Mutter ist, sodass diese Entscheidung ihr viel Schmerz bereitet.
Huang Yi ("Overheard 2") füllt die Rolle der Nationalheldin ziemlich gut aus. Manchmal bleibt sie etwas zu steif, hat man das Gefühl, aber das könnte
auch daran liegen, dass sie eine ernste Rolle auszufüllen hat und neben ihr die anderen Charaktere keinesfalls farblos erscheinen. In Nebenrollen
brillieren Anthony Wong und Dennis To ("The Legend is Born - Ip Man") und auch Qiu Jins Ehemann wird nicht nur als feiger Beamter gezeichnet, der
lieber von dem Geld seiner Eltern lebt, als damit die Welt zu verändern. Die Charaktere sind erstaunlich komplex, es dauert nur leider eine Weile,
bis man sich wirklich für ihr Schicksal interessiert. Das liegt hauptsächlich an der Erzählstruktur des Films, die öfters durch die Jahre springt und
mehrere Jahrzehnte umreißt, ist aber damit auch typisch für Biopics.
Trotz des Charakterdramas, und im späteren Verlauf des Films schafft es "Woman Knight" tatsächlich uns zu berühren, gibt es auch ab und zu ein
paar Actioneinlagen. Regisseur Herman Yau fängt diese in gleich hoher Qualität ein wie für sein "The Legend is Born - Ip Man". Das Kung Fu ist sparsam
eingesetzt, aber stellt tatsächlich die Actionhighlights im Film dar, besonders das Finale weiß diesbezüglich zu überzeugen. Huang Yi macht in ihren
Kämpfen auch eine gute Figur und deshalb ist es eigentlich schon schade, nicht noch mehr davon zu sehen zu bekommen.
Herman Yaus neuester Film ist ein Biopic, das es mit der historischen Genauigkeit nicht so ernst nimmt und leider auch lange braucht, bis man mit
den Charakteren warm wird. Doch dann überrascht der Film als Charakterdrama, welches das Leben der außergewöhnlichen Frau Qiu Jin angemessen auf
die Leinwand bringt.