Story: Su-Hyun (Chae Min-Seo) wird nach einer Chemotherapie aus dem Krankenhaus entlassen. Ihre Schwester
Ji-Hyun (Yoo Seon) kümmert sich um sie und erzählt ihr, dass sie geheilt sei, was jedoch nicht der Wahrheit
entspricht. Um ihrer Schwester, die wegen der Therapie keine Haare mehr hat, ihr Selbstvertrauen wieder zu geben,
schenkt Ji-Hyun ihr eine Perücke.
Su-Hyun sieht seitdem sie die Perücke trägt nicht nur besser aus, sondern ihr geht
es auch gesundheitlich besser. Ji-Hyun bemerkt an ihrer Schwester jedoch, dass sie sich immer merkwürdiger
verhält. Sie versucht sogar den Ex-Freund ihrer Schwester zu verführen.
Als Ji-Hyun ihr die Perücke wegnimmt, bekommt Su-Hyun einen Rückfall und muss wieder ins Krankenhaus. Für
Ji-Hyun ist klar, dass die Perücke ein Eigenleben hat und Su-Hyun mit der Zeit in eine andere Person verwandelt.
Ji-Hyun macht sich auf die Suche nach der Herkunft des Haarteils und kommt einem grausamen Geheimnis auf die Spur...
Kritik: Ja, es ist kein Witz, der Film dreht sich tatsächlich um eine geisterbesessene Perücke. Als ich zuerst
von dem Film gelesen hatte, dachte ich, es handele sich um einen schlechten Scherz. Danach kam mir in den Sinn, dass
es sich vielleicht um eine Horrorkomödie handeln könnte. Das wäre mal eine willkommene Abwechslung gewesen
und hätte dem Film
bestimmt gut getan. Regisseur Won Shin-yeon macht in seinem Debut aber einen großen Fehler. Trotz des Plots um eine Perücke
(ich muss es nochmal betonen!) geht Won den Film sehr ernst an und bedient sich außerdem dem bekannten Rezept vieler
Horrorfilme. Das Endresultat ist ein nicht wirklich gruseliger, aber immerhin solider Horrorfilm.
Die Story dreht sich um zwei Geschwister, die beide vom Schicksal gezeichnet sind. Su-Hyun leidet an Krebs und hat nicht
mehr lange zu leben. Ji-Hyun dagegen hat bei einem Autounfall ihre Stimme verloren. Tatsächlich ist der Film dann
auch oftmals mehr ein Drama als ein Horrorfilm, aber die Mischung will einfach nicht funktionieren. Das liegt zum
Großteil daran, dass alle Charaktere unwahrscheinlich flach gezeichnet sind. Wir erfahren nie etwas über die
Motivationen der einzelnen Personen und selbst die relativ spät eingestreuten Rückblenden in die Vergangenheit
bringen kein Licht ins Dunkel. Am Auffälligsten ist das zu bemerken als Ji-Hyun erwähnt, dass sich ihre Schwester
anders als sonst benimmt. Dem Zuschauer bleibt diese Analyse völlig schleierhaft, denn wie benimmt sich Su-Hyun denn
normal?
Ebenso merkwürdig sind die Nebenfiguren. Was genau hat es mit Ji-Hyuns Ex-Freund auf sich? Am Ende bekommen wir zwar
eine Erklärung, aber trotzdem bleibt die Figur, genauso wie alle anderen, unbedeutend. Das ist es auch, was
einer der großen Kritikpunkte an "The Wig" ist. Obwohl sich der Film oft die meiste Zeit im Drama-Genre bewegt,
verpasst er es die Charaktere scharf zu zeichnen. Somit ist es auch unmöglich für den Zuschauer sich mit den beiden
Schwestern zu identifizieren, geschweige denn mit ihnen zu leiden. Positiv zu vermerken ist, dass der Plot
tatsächlich von den Protagonisten vorangetrieben wird, allerdings wirken diese halt wie hölzerne Puppen. Dabei
versuchen die Darsteller sichtlich das Beste aus ihren Rollen rauszuholen, es scheitert aber am Script...
Technisch gesehen ist "The Wig" recht gut geworden. Das Bild ist scharf und in Grautönen gehalten, die dem Film den
gewissen Horrorfilm-Look geben. Auch einige Kameraeinstellungen sind ganz nett geworden, doch reicht das alles nicht um
das vorhersehbare Drehbuch wieder auszugleichen. Immerhin war ich froh, dass man nicht zu offensichtlich auf die
"Ring" -Linie gesetzt hat, was sich bei einem Film, der sich um eine Perücke dreht, ja mehr als angeboten hätte.
Nein, kein Mädchen mit schwarzen Haaren lässt uns hier den Atem stocken, sondern... Eigentlich ist es dann irgendwie
doch das Mädchen mit den schwarzen Haaren, aber immerhin etwas subtiler und anders... Wie auch immer, die
Auflösung mag für einige ganz überraschend sein, im Grunde ist es aber doch dasselbe Lied.
Erstaunlich ist außerdem, dass sich die Protagonistin erst ziemlich spät auf die Suche nach dem dunklen Geheimnis der
Perücke macht und dann auch gleich alle Antworten findet. Das ist enttäuschend und zerstört vollkommen den
Suspense-Thrill.
Von einem Horrorfilm sollte man ja des Weiteren erwarten können, dass man sich ab und zu gruseln darf. Nicht bei
"The Wig", denn hier konnte ich ohne große Bedenken die Lichter im Zimmer den ganzen Film über lang aus behalten ohne
mich wegen eingebildeter Geräusche nonstop umdrehen zu müssen. Hier und da gibt es zwar ein paar Schockmomente, doch
sind diese nichts Neues. Die Katze, die aus dem Schrank springt schlägt dem Fass dann auch noch den Boden aus.
Jene,
für die "The Wig" ihr erster Asien-Horrorfilm ist, können sich vielleicht gruseln, wer aber schon ein bisschen
Horrorfilmerfahrung hat, kann nur müde lächeln.
Außerdem unglücklich gelungen ist die Erzählstruktur. Man ist es zwar vom asiatischen Kino gewohnt, dass anfangs nicht
ganz klar ist, wer was warum macht, aber in "The Wig" wird erzähltechnisch gerne mal hin- und hergesprungen, ohne
dass uns tatsächlich mehr Hintergrundwissen gegeben wird. Und wenn sich später dann herausstellt, dass ja alles einen
ganz simplen Sinn hat, dann vorkommt diese Erzählweise fast schon zu einem billigen Stilmittel.
"The Wig" ist nicht wirklich gruselig, trotz einiger recht blutiger Szenen, und kann auch was den Drama-aspekt angeht
nicht überzeugen. Das Ende soll uns zwar eigentlich nochmal emotional mitnehmen, doch wegen der platten Charaktere
behalten wir die gleiche Distanz zum Geschehen bei, wie schon den ganzen Film über.
Bei all der Kritik mag sich der eine oder andere jetzt fragen, ob "The Wig" denn überhaupt was taugt. Als solider
Horrorfilm kann einen der Film 106 Minuten lang beschäftigen. Immerhin habe ich mich trotz der Längen des Films nicht
wirklich gelangweilt. Man sollte jedoch beachten, dass es in dem Film tatsächlich um eine Perücke geht. Auch wenn das
Thema während des Schauens gar nicht so lächerlich erscheinen mag, wenn man sich das wieder ins Gedächtnis ruft,
muss man unweigerlich grinsen...