Story: Black Phoenix (Cecilia Cheung) ist eine reiche und verwöhnte Schülerin an einer Mädchenschule. Nach einem
Musikwettbewerb, den sie natürlich gewinnt, erfüllt sich auch ihr größter Traum. Prinz Tian Yang (Andy On) lädt sie in
seinen Palast ein. Doch genau zu jenem Zeitpunkt wird einer von Phoenix' Lehrern von dem gefürchteten blinden Killer
Chicken Feathers (Francis Ng) getötet. White Dragon (Nay Suet), die Jagd auf ihn macht, wird in einem Kampf schwer
verwundet. Sie überträgt ihre Kraft auf Black Phoenix, die fortan mit Akne zu kämpfen hat. Nur wenn sie gute Taten
vollbringt und sich dadurch ihr Blutfluss verbessert, kann sie dem entgegenwirken. Fortan kämpft sie also als White
Dragon Jr. für die gute Seite.
Als White Dragon Jr. erfährt, dass Prince Tian Yang das nächste Ziel von Chicken Feathers sein soll, macht sie
Jagd auf ihn. Bei einem Kampf gegen ihn bricht sie sich jedoch das Bein. Chicken Feathers nimmt sie bei sich auf und
pflegt sie wieder gesund. Dabei kommen die Beiden sich näher und White Dragon Jr. erfährt, dass Chicken Feathers nur
Personen tötet, die es auch wirklich verdient haben. Mit dem Geld, das er verdient möchte er eine teure
Augenoperation bezahlen, um wieder sehen zu können. White Dragon Jr. nutzt die Gelegenheit um Chicken Feathers'
Schwachstelle ausfindig zu machen und ihm seiner Kräfte zu berauben, so dass er nicht mehr in der Lage ist Prince
Tian Yang auszuschalten, der White Dragon Jr./Black Phoenix mittlerweile einen Heiratsantrag gemacht hat. Doch für wen
schlägt denn nun White Dragons Herz?
Kritik: "The White Dragon" ist ein Genremix, der nicht wirklich weiß, wo er hingehören will, aber dennoch gut
unterhalten kann. Das liegt vor allem an den liebenswürdigen Darstellern und Regisseur Wilson Yip (SPL: Sha Po Lang),
der visuell das Beste aus seinem wenig originellen Drehbuch macht.
In einer eigentlich typischen Wuxia-Welt angesiedelt
wird hier neuzeitlicher Kommerz in Form wenig subtiler McDonalds-Werbung mit eingebracht, und auch das Verhalten von
Black Phoenix erinnert mehr an das eines verwöhnten Großstadtmädchens mitsamt der dazugehörigen Clique, als an das eines
Wuxia-Helden. Doch zum Glück ändert sich das im Laufe des Films. Besagte Gags, in denen z.B. White Dragon Black
Phoenix ihre Kräfte in einer "Windows Breitband-Übertragung" Visialisierung übereignet, sind allerdings
nach wie vor über den
ganzen Film verteilt. Manche dieser komischen Einwürfe sind ganz gut gelungen, andere wiederum lassen einen höchstens
die Augen verdrehen.
Eines ist jedenfalls sicher: "The White Dragon" nimmt sich selbst nicht ganz ernst. Was an sich ja
nichts Schlechtes wäre. Wenn dieser Stil auch kontinuitiv durchgehalten worden wäre. Leider versucht sich der Film aber
weniger als Wuxia-Film, trotz einiger schöner Wire-work Kämpfe, sondern viemehr als Liebesdrama. Das dieses besser
funktioniert, als man es hätte erwarten können, liegt an den beiden Hauptdarstellern, hauptsächlich an
Francis Ng. Dank ihm verkommt die Geschichte zu keiner kitschigen Romanze.
Storytechnisch gibt es nichts Neues. Nein, im Gegenteil hat man sogar das Gefühl alles schon mal gesehen zu haben. Trotzdem
scheint der Film auf mind. zwei verschiedenen Ebenen abzulaufen. Einmal als Wuxia-Film und ein andermal als ernstes
Liebesdrama. Und oftmals werden dann noch ein paar Gags eingeworfen. Das irritiert den Zuschauer und lässt den Film
auf keiner Ebene wirklich erfolgreich sein.
Was die Technik des Films angeht muss man Wilson Yip ein großes Lob aussprechen. Die Anfangs-Kampfszene im Bambuswald
beeindruckt mit satten Farben, tollen Kamerafahrten und obwohl sie fast schon obligatorisch für chinesische Martial
Arts Filme ist, steht sie qualitativ den Szenen aus "House of Flying Daggers" in kaum etwas nach. Die Kämpfe sind
vollgepackt mit beeindruckendem Wire-Work. Die Schauspieler/Stuntmen wirbeln um ihre eigene Achse, schlagen etliche
Saltos und fliegen durch die Gegend, als wenn Newtons Gravitationsgesetz totaler Unsinn wäre. Trotz aller Schönheit
dieser Szenen vermisst man aber doch ein wenig die gute alte Kung Fu Schule, denn die Kämpfe an sich sind nicht sonderlich
beeindruckend choreografiert worden.
Neben der guten Regie wissen auch die Kostüme und Settings zu gefallen, auch wenn man ihnen manchmal ansieht, dass man
einfach kein so großes Budget, wie bei z.B. "Hero" hatte. Trotzdem hat man das Beste aus dem gemacht, was einem zur
Verfügung stand und das ist was die Cinematografie angeht eine sehr schöne Leistung geworden.
Cecilia Cheung gibt eine ganz ordentliche, wenn auch keine außergewöhnliche Darstellung ab. Immerhin schafft sie es den
Wandel von der verwöhnten Göre zum "reiferen" Wuxia-Helden überzeugend rüber zu bringen.
Andy On wirkt als Prince
Tian Yang unwahrscheinlich hölzern und distanziert. Auch der Rest der Besetzung ist nicht weiter erwähnenswert.
Glanzpunkt des Films ist eindeutig Francis Ng. Seine Darstellung des blinden Chicken Feathers ist einfach
grandios. Anleihen von Zatoichi, dem blinden Samurai, sind nicht ganz unbeabsichtigt. Doch Ngs Darstellung ist ungleich
dümmer, wenn auch auf eine charmante und liebenswürdige Art. Wenn er zu White Dragons Flötenmusik durch die Gegend
tanzt, dann hat man das Gefühl ein kleines Kind vor sich zu haben. Doch Ngs Darstellung ist zum Glück um einiges
vielschichtiger und so schafft er es einem ansonsten eher eindimensionalen Charakter Leben einzuhauchen.
Allerdings ist es nicht alleine Francis Ngs Leistung, die den Film erstaunlich gut funktionieren lässt, sondern die Chemie
zwischen ihm und Cecilia Cheung. Wider manchen Erwartungen stimmt diese nämlich absolut. Die gemeinsamen Szenen in
der Hütte sind sogar die kleinen Highlights des Films. Da ist es auch nicht weiter schlimm, dass man hier ab und zu ins
übertrieben Melodramatische abdriftet.
Ebenfalls hervorzuheben ist die Musik, die das Geschehen recht gelungen untermalt. Auch wenn es zu offensichtlich ist,
dass Cecilia Cheung ihre Flöte nicht wirklich spielt, so haben doch gerade diese Stücke etwas Nettes, wobei so manches
westliche klassische Stück wiederverwertet wird.
Wer sich nicht daran stört einen nett anzusehenden Wuxia-Film, der im Kern eigentlich ein Liebesdrama ist, immer mal
wieder von fast schon deplazierten Gags, wie z.B. Rollerskating auf dem Tempelhof und mittaglichen Tennis-matchs,
unterbrochen zu wissen, der kann mit "The White Dragon" sicherlich seinen Spaß haben. Francis Ng ist wieder mal in
Höchstform und auch Cecilia Cheung wird die meisten Zuschauer überzeugen können.
Auch wenn der Genre-mix nicht ganz
aufgeht, so bleibt der Film doch nett anzusehende, unbeschwerte Unterhaltung.