Story: Satoru Fujinuma (Tatsuya Fujiwara) ist ein erfolgloser Zeichner von Mangas, doch er ist mit einer außerordentlichen Gabe gesegnet.
Wenn in seiner unmittelbaren Umgebung ein Unglück geschieht, wiederholt sich das Ereignis für ihn solange, bis er es verhindern kann. So hat er schon einige
Leben gerettet. In seinem Privatleben bleibt er gerne alleine, aber das Mädchen Airi (Kasumi Arimura), das wie er in einem Imbiss jobbt, findet Gefallen an ihm.
Eines Tages wird jedoch seine Mutter (Yuriko Ishida) ermordet und Satoru hat allen Grund anzunehmen, dass dies mit einem Serienmord vor achtzehn
Jahren zusammenhängt. Die Polizei sucht nach ihm und Airi ist ihm eine große Hilfe, als er untertaucht. Dann dreht sich die Zeit für ihn allerdings
plötzlich um achtzehn Jahre zurück. Satoru (Tsubasa Nakagawa) ist wieder ein kleines Kind und versucht die kleine Hinazuki (Rio Suzuki), das erste Opfer
des Serienmörders, zu retten. Das Mädchen wird aber auch von ihren Eltern misshandelt und so muss der kleine Junge sie gleich vor zwei Gefahren schützen.
Aber was Satoru auch macht, er scheint den Mord an seiner Mutter nicht verhindern zu können, solange er den Täter nicht gefunden hat.
Kritik: Dieser auf dem gleichnamigen Manga (auch unter dem Alternativtitel "Erased") basierende Drama-Thriller mit Fantasy-Elementen setzt
interessante Akzente in seiner Geschichte und stellt damit eine originelle Abkehr von der typischen Superheldengeschichte dar. Drei Schwerpunkte in der
Geschichte sorgen dafür, dass die Geschehnisse sowohl spannend als auch emotional mitnehmend sind. Die Motive des Films besitzen außerdem Substanz und drehen
sich um Einsamkeit, Misshandlung und was es bedeutet, ein Held zu sein. Auch der Quasi-Zeitreiseaspekt ist angenehm in den Film eingewoben. Es gibt zwar
eindeutige Plot-Löcher, was bei Zeitreisen beinahe unvermeidbar ist, aber diese werden doch auf angenehm subtile Weise umschifft, zumal der Film hier keineswegs
seinen Fokus setzt. Vielmehr stehen die Menschen im Mittelpunkt der Geschichte.
Wenn ein Manga/Anime für die Kinoleinwand adaptiert werden soll, wird sogleich Tatsuya Fujiwara ("Rurouni Kenshin:
The Legend Ends", "Death Note") auf den Plan gerufen. Seine zuweilen emotional überzeichnete Darstellung ist aber bei dem
sehr in der Realität verankerten "The Town Where Only I Am Missing" gar nicht von Nöten. Das ist ihm durchaus bewusst, weshalb sein Schauspiel, von ein
paar wenigen Szenen abgesehen, recht subtil bleibt. Das steht dem Film gut zu Gesicht. Weiterhin steht ihm Kasumi Arimura ("Flying
Colors", "Strobe Edge") zur Seite, die ihren Charakter ebenfalls gut tragen kann. Allerdings hat man das Gefühl, dass man bei
ihrer Rolle ein paar Abstriche gegenüber dem Original hat machen müssen. Da ich das Original jedoch nicht gesehen habe, kann das nur eine Vermutung
bleiben.
Es zeigt sich jedoch ganz offensichtlich, dass bei der Ausarbeitung des Mörders und seiner Motive einiges geglättet wurde oder komplett entfallen ist. Es
scheint ein komplexes Motiv für die Taten zu geben und man hat sogar das Gefühl, dass versucht wird, dieses zu erklären. Aber es bleibt bei den gerade einmal
zwei Stunden Laufzeit nicht genügend Raum, um dieses angemessen und glaubwürdig darzulegen. Das ist dann auch eine der größten Schwächen des Films, zusammen
mit dem Ende. Letzteres will eine Botschaft transportieren und auch wenn das Finale durchaus emotional bewegen kann, bleibt es einem diese Botschaft doch
schuldig, da sie nicht richtig ausformuliert ist. Gerade so, als hätte der Regisseur nicht gewusst, wo er seinen Schwerpunkt hier setzen will. Das ist besonders
schade, da der Fokus im restlichen Film gut gewählt ist und auch Platz für Abwechslung gewährt.
Im Grunde glaubt man nämlich einen Thriller mit einem besonderen Superhelden-Aspekt vorgesetzt zu bekommen. Wenn wir aber den kleinen Satoru zu sehen bekommen,
wie er versucht, eine Mordserie aufzuklären, die erst noch geschehen wird, bekommt der Film originelle Züge. Die Geschichte dreht sich um Satoru, Airi und
die kleine Hinazuki in der Vergangenheit, die das erste Mordopfer darstellt. Das Mädchen wird außerdem auch von ihren Eltern misshandelt, sodass der kleine
Junge auch noch versuchen muss, das Mädchen vor diesen zu retten und ihren psychischen Schmerz zu heilen. Hier beweist der Streifen unerwartetes Feingefühl,
sodass "The Town Where Only I Am Missing" ein gelungenes Drama mit integrierter Detektivgeschichte darstellt bzw. umgekehrt, je nachdem worauf Regisseur
Yuichiro Hirakawa in den einzelnen Szenen mehr Gewicht legt. Dieser Mix funktioniert wirklich sehr gut.
Darüber hinaus bieten einige der Dialoge/Monologe erstaunlich viel Substanz - andere wiederum sind nicht so gelungen. Auch die Identität des Mörders ist sehr schnell offensichtlich, doch muss hinzugefügt werden, dass sich die Geschichte tatsächlich nur bedingt um die Suche nach diesem dreht. Atmosphärisch weiß der Film vor allem in den 80ern mit seiner verschneiten Kleinstadt zu faszinieren, die auch ein Stückweit die Einsamkeit und Kälte, die Hinazuki erfährt, widerspiegelt. Die Art, wie die Geschichten um die drei Charaktere dabei miteinander verwoben sind, weiß auch zu gefallen. So stellt "The Town Where Only I Went Missing" eine schöne Adaption eines Mangas/Animes dar, dem nur das Ende etwas schadet. Kann man darüber hinwegsehen, begeistert vor allem der Mix aus Krimi und Drama mit übernatürlicher Note. Wahrscheinlich werden lediglich, wie üblich, Fans des Originals ihre Erwartungen etwas zurückschrauben müssen. Für alle anderen klar empfehlenswert.