Story: Ein unbekannter Schwertmeister (Song Yang) will sich mit einem japanisch anmutenden Schwert durch die Gasse der Vier Schulen kämpfen,
da er der Tradition nach bei einem Sieg selbst eine Schule eröffnen darf. Doch wegen seiner japanischen Waffe ist der Schwertkämpfer von dieser Regelung
ausgenommen. Der oberste Meister aller vier Schulen Qie (Ma Jun) verbreitet daraufhin zudem das Gerücht, dass es sich bei dem Kämpfer um einen japanischen
Piraten handelt. Schließlich verbarrikadiert sich der Kämpfer mit der Tänzerin Sai Lan (Xu Fujing) in einem Haus und zeigt ihr eine geheime Kampftechnik, mit
der sie ungesehen die nahenden Meister besiegen kann. Währenddessen entkommt der Schwertmeister heimlich und kümmert sich um General Liu Kai (Liu Zhexin), der
ihm ebenfalls auf den Fersen ist. Nachdem die Tänzerin fast jeden Meister besiegt hat, tritt Meister Qiu (Yu Cheng-Hui) auf den Plan, der sich bisher auf
einen Berg zurückgezogen hatte, weil er seiner Frau (Zhao Yuanyuan) und ihrem Liebhaber Gan Gang (Ma Ke) nicht ihr Leben zerstören wollte. Aber seine Frau hat
trotz allem noch eine Rechnung mit ihm offen und Qiu könnte mittlerweile zu alt sein, um gegen den Schwertmeister bestehen zu können.
Kritik: Was soll man nur mit einem Problemkind wie "The Sword Identity" machen? Die hypnotischen Bilder und der dazu passende Soundtrack
sowie die Philosophie hinter den Kampfkünsten überzeugen. Auch die rätselhaften Charaktere können irgendwann für sich gewinnen, aber das alles geht in
einer verworrenen Erzählweise unter, die überdies die Geschichte in unnötige Länge streckt und uns über viele Personen im Unklaren lässt. Ebenso enttäuscht
werden all jene sein, die hier einen Martial Arts Streifen erwarten. Action gibt es hier keine, vielmehr steht der Sinn und die Philosophie der Kampfkünste
im Vordergrund, während gleichzeitig auch das Genre mit extrem trockenem Humor durch den Kakao gezogen wird. Das macht "The Sword Identity" zu
einem einmaligen Film, aber nicht unbedingt zu einem, den man gesehen haben muss.
Irgendwie sieht man es dem Film auch an: Die Geschichte basiert auf einem Roman von Xu Haofeng, den dieser hier als Regisseur selbst umgesetzt hat. Bei all
den Verschachtelungen und diversen Charakteren, die kaum etwas von sich preisgeben, ist es nur naheliegend, dass diese in einem Buch besser aufgehoben sind.
Im Film kann man anfangs kurzzeitig den Überblick verlieren, als die Vorstellung der verschiedenen Charaktere gar nicht aufhören will. Dabei lässt sich
Regisseur Xu eigentlich mehr als genug Zeit. Überdies gibt es zwischen allen Personen irgendeine Form der gemeinsamen Hintergrundgeschichte, die in feinen
Nuancen des Umgangs miteinander hervorscheint. Das hat zur Folge, dass man selbst am Ende immer noch Dinge entdeckt, die den Film wahrscheinlich beim zweiten
Ansehen viel ergiebiger machen würden.
Xu Haofeng hat bereits an Wong Kar-Wais "The Grandmaster" mitgewirkt und die subtile Form des Filmemachens mitsamt einem
Hang zum Realismus und Hypnotischen erkennt man auch in seinem Regiedebüt wieder. Nach einiger Zeit stellt sich die eigenartige Welt, die Xu hier auf den
Bildschirm bringt, als wahre Stärke des Films heraus. "The Sword Identity" ist eine Wuxia-Geschichte und gleichzeitig immer mal wieder auch eine Hommage
an diese Welt. Besonders stark wirkt aber der Einfluss von japanischen Chanbara-Filmen. Dieser bleibt stets offensichtlich und spiegelt sich auch in den
Kämpfen wider. Hier gibt es keine ausgefallenen Choreographien, vielmehr tänzeln die Kontrahenten voreinander herum. Wenn es zum Angriff kommt, dann ist der
Kampf innerhalb weniger Sekunden beendet.
Selbstverständlich macht das die Auseinandersetzungen sehr unspektakulär, zumal uns irgendwann klar ist, dass wohl niemand jemals getötet wird. Diese
Wegnahme von Spannung schadet dem Film enorm. Dafür gibt es einige sehr interessante Taktiken, die erläutert und auch umgesetzt werden. Allerdings gibt
es oft Szenen, von denen man nicht weiß, was man von ihnen denken soll. Das beinhaltet gerade die Szenen, in denen eine Tänzerin, der der Bodyguard eine
einzige Technik gezeigt hat, etliche Meister ausschaltet. Dabei handelt es sich wohl aber um eine der humoristischen Elemente, in denen sich über den Ehrenkodex
der Kampfkünste lustig gemacht wird und die Tänzerin lediglich deshalb gewinnt, weil sie zu ihren Bedingungen kämpfen darf. Gelungen ist dagegen, dass
neben dem Bodyguard auch Qiu, Qie sowie der Kommandant der Küstenarmee alle eine andere Philosophie der Kampfkunst mit sich tragen.
Vieles passiert zwischen den Zeilen und es ist durchaus lohnenswert aufzupassen, zumal sich die Charaktere mit der Zeit als ziemlich interessant erweisen. Auch die Darsteller, speziell die der älteren Meister, wissen zu überzeugen und die Chemie zwischen Qiu und Qie kann gefangen nehmen. Schade ist dagegen, dass die Geschichte sehr verwirrend präsentiert wird und damit sich und dem Zuschauer keinen Gefallen erweist. Denn trotz des Art-House-Charakters, den der Film auch dank seiner schönen Soundeffekte und meditativen Musik bekommt, bringt das lediglich Langeweile in den Film. Außerdem ist der Film mit seinen 110 Minuten eindeutig zu lang geraten. Die Subtilität und Philosophie der gezeigten Wuxia-Welt hat in mir aber einen Nachhall finden können und irgendetwas hat "The Sword Identity" auf jeden Fall. Aber den meisten Zuschauern kann man den Film wohl leider nicht empfehlen...