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Story: Es ist das Jahr 1979. Präsident Park Chung-hee (Song Jae-ho) regiert Südkorea weiterhin mit eiserner
Faust. Seit seinem militärischem Coup im Jahre 1961 ist er an der Macht und hat einen militärischen Dikataturstaat
geschaffen. Doch mittlerweile interessieren ihn die Dinge um ihn herum nicht mehr wirklich. Er vertreibt sich die Zeit
gerne mit nächtlichen Trinkgelagen und sucht die Gesellschaft hübscher Frauen.
Bei einer jener abendlichen Feiern ist auch KCIA-Geheimdienst-Chef Kim (Baek Yun-shik) anwesend. Ebenfalls am Esstisch
sitzen der Chefminister, Yang (Kwoon Byung-gil), sowie der Chefbodyguard des Präsidenten Cha (Jeong Won-jung) und zwei
junge Frauen, die die Unterhaltung des Präsidenten sichern sollen. Als die Gespräche wieder den Punkt erreichen, dass
man Kim den Vorwurf macht, dass die KCIA härter gegen Aufständige vorgehen sollte und der Präsident durch die Blume
sogar vom Gebrauch von Atomwaffen gegen Landesgegner spricht, reicht es Kim. Zusammen mit seinem direkten Untergebenen
Agent Ju (Han Suk-kyu) plant er die Ermordung des Präsidenten im Namen der Demokratie noch am selben Abend. Präsident Park
wird erschossen. Doch so einfach lässt sich Demokratie nicht erreichen...
Kritik: "The President's last Bang" wagt sich in extrem politisches Gebiet vor. Der Film basiert auf der wahren
Geschichte der Ermordung Präsident Parks, der bis dahin das Land mit militärischer Gewalt geführt hatte. Dennoch ist immer
noch strittig, welche Rolle Park in der Geschichte Koreas gespielt hat, denn seine Führung hat das Land zumindest aus
der Armut geholt. Allerdings zeichnet Im Sang-soo ein wenig schmeichelhaftes Bild des Präsidenten. Ein alter, einsamer
Mann, der kaum zu Gefühlen fähig ist, sich die Zeit mit Edelprostituierten vertreibt und keinerlei Ahnung zu haben
scheint was im Land um ihn herum passiert. Natürlich brachte das den Film in einige Probleme und so entschied ein
Gericht, dass 4 Minuten von authentischem Videomaterial aus dem Film geschnitten werden sollten. Regisseur Im ersetzte diese
Szenen einfach durch ein Schwarzbild, welches am Anfang und beim Abspann des Films zu sehen ist. Normalerweise wären
hier Szenen von der Niederschlagung Aufständiger und von Parks Bestattung zu sehen gewesen, doch man befürchtete, dass
Zuschauer Fakt und Fiktion durcheinanderbringen würden. Für so dumm hält man also das Publikum. Das dann wohl auch zum
Thema künstlerische Freiheit und Zensur...
Ims Film hält sich erstaunlich nahe an die wahren Begebenheiten des damaligen Attentats. Da der Film ausschließlich an
einem Tag spielt, nämlich Stunden vor, während und nach dem Attentat, wirkt er oftmals fast schon wie eine Dokumentation.
Nur, dass "The President's last Bang" wesentlich unterhaltsamer ist. Das liegt zum einen an den großartigen Darstellungen
der Schauspieler, ausgearbeiteten Charakteren und vor allem am genialen schwarzen Humor des Films. Wo andere
Regisseure auf Pathos und Patriotismus aufgebaut hätten, da überzeichnet Im gerne vieles und wirft uns ein konstantes
Augenzwinkern zu ohne die Integrität seines Werks dadurch zu mindern.
Vieles wird dem ausländischen Publikum jedoch verborgen bleiben. Als Beispiel sei hier gegeben, dass der Päsident gerne
mal japanisch spricht. Das hat natürlich eine tiefere Bedeutung, denn so soll die angebliche Sympathie des Präsidenten
zu den ehemaligen Besatzungskräften Koreas zum Ausdruck gebracht werden. Es gibt noch weitere solcher Anspielungen,
doch ist zum Glück kein weitreichendes politisches Wissen erforderlich um dem Film folgen zu können.
Anfangs hat es der Zuschauer wirklich nicht leicht. Etliche Charaktere werden einem vorgestellt und bei der erdrückenden
Masse an Namen verliert man auch mal schnell den Überblick. Doch irgendwann geht das vorbei und schließlich wissen wir
wer wie zu wem steht. Hauptdarsteller ist dabei Baek Yun-shik ("Save the Green Planet"), der wieder einmal eine
außerordentlich beeindruckende Leistung an den Tag legt. Sein ewiges Gemurmel zu sich selbst und sein Blick, der einem
das Gefühl gibt, dass er immer mal wieder geistig in anderen Gefilden weilt können begeistern. Somit gibt er einen guten
Antihelden ab, denn Regisseur Im macht es sich nicht so leicht KCIA-Chef Kim als strahlenden Helden darzustellen, sondern
vielmehr als einen Menschen, der tatsächlich weniger aus Liebe zur Demokratie das Attentat verübt hat, sondern mehr aus
persönlichem Hass und einem Impuls heraus. So wie es eben auch viele Historiker behaupten, dass es tatsächlich gewesen
sei. Wenn man sich dann noch die wirren und chaotischen Umstände während des Abends ansieht, denn von sorgfältiger
Attentatsplanung kann hier keine Rede sein, dann verstärkt das diesen Eindruck nur noch mehr.
Baek ist zwar eindeutig der Star des Films und spielt alle anderen mit Leichtigkeit an die Wand, doch Han Suk-kyu
("Shiri", "The Scarlet Letter") kann ebenfalls noch ins Auge stechen. Seine Darstellung ist feinfühlig und so darf er
nicht nur der Agent sein, der Kaugummi kauend und unzufrieden mit sich oder besser gesagt den anderen und der
Gesamtsituation hinter etlichen Leuten aufräumen muss, sondern er darf überdies auch noch die moralische Ambiguität
seines Charakters mit Bravour darstellen, als er z.B. einen langjährigen Freund umbringen muss.
Regisseur Im scheut bei seiner Darstellung der Geschehnisse keine Gewalt, gleicht diese aber wieder durch schwarzen
Humor gekonnt aus. Das Blue House (das koreanischen Pendant zum Weißen Haus) ist sehr schön gestaltet und wirkt mit
seiner Beleuchtung, sowie den etlichen Kamerafahrten durch die Räume fast schon wie das Set eines Kammernspiels.
Diesen Eindruck hat man des Öfteren, vor allem wenn es anfängt drunter und drüber zu gehen und jeder das zu machen
scheint, was er will. Ein äußerst gelungenes stilistisches Mittel.
Einen wirklichen Kitikpunkt gibt es aber. Interessanterweise steht im Film nicht nur das eigentliche Attentat auf Park
im Vordergrund, sondern auch was danach geschieht. Somit ist der Mord am Präsidenten und gleichzeitig der Höhepunkt des
Films in der Mitte untergebracht. Eine riskante Wahl, denn in der Tat lässt von da an das Tempo und Interesse des
Zuschauers nach. Emotional kann uns der Regisseur einfach nicht mehr einbinden, zumal die Charaktere ohnehin so
beschaffen sind, dass uns die Konsequenzen, die sie für ihr Handeln zu erwarten haben fast schon egal sind. Außerdem
glaubt man, dass der Film selbst nicht mehr so genau weiß in welche Richtung er steuern soll und das alles löst sich
dann in einem eher ernüchternden Antiklimax auf. Zugegeben, so ist es wirklich geschehen, aber filmisch hätte man
das durchaus spannender gestalten können. Einen wirklichen Vorwurf kann man dem Regisseur aber nicht machen, denn
die herausgeschnittene Bestattung des Präsidenten am Ende hätte durchaus noch zum emotionalen Gehalt des Werks
beitragen können.
"The President's last Bang" fühlt sich gleichzeitig wie eine Dokumentation als auch spannender Polit-Thriller an.
Viel unterhaltsamer als erwartet kann einen der Film wirklich überzeugen, was zum Großteil auch am immer ins Ziel
treffenden schwarzen Humor liegt. Viele Kleinigkeiten und Fakten der Originalgeschehnisse hat man beibehalten, womit
dem Werk eine ungewöhnliche Tiefe verliehen wird. Außerdem wirken die einzelnen Charaktere sehr vielschichtig und die
Darsteller geben alle mindestens überzeugende Arbeit ab. Ein Film also, der nicht nur für Geschichtsenthusiasten von
Interesse sein wird.