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Original Title:
Geuddae geusaramdeul

South Korea 2005

Genre:
Thriller, Comedy, Drama

Director:
Im Sang-soo

Cast:
Baek Yun-shik
Han Suk-kyu
Song Jae-ho
Kwoon Byung-gil
Jeong Won-jung
Kim Eung-soo
Kim Yoon-ah
Jo Eun-ji
Kim Sang-ho
Lee Jae-gu


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The President's last Bang

Story: Es ist das Jahr 1979. Präsident Park Chung-hee (Song Jae-ho) regiert Südkorea weiterhin mit eiserner Faust. Seit seinem militärischem Coup im Jahre 1961 ist er an der Macht und hat einen militärischen Dikataturstaat geschaffen. Doch mittlerweile interessieren ihn die Dinge um ihn herum nicht mehr wirklich. Er vertreibt sich die Zeit gerne mit nächtlichen Trinkgelagen und sucht die Gesellschaft hübscher Frauen.
Bei einer jener abendlichen Feiern ist auch KCIA-Geheimdienst-Chef Kim (Baek Yun-shik) anwesend. Ebenfalls am Esstisch sitzen der Chefminister, Yang (Kwoon Byung-gil), sowie der Chefbodyguard des Präsidenten Cha (Jeong Won-jung) und zwei junge Frauen, die die Unterhaltung des Präsidenten sichern sollen. Als die Gespräche wieder den Punkt erreichen, dass man Kim den Vorwurf macht, dass die KCIA härter gegen Aufständige vorgehen sollte und der Präsident durch die Blume sogar vom Gebrauch von Atomwaffen gegen Landesgegner spricht, reicht es Kim. Zusammen mit seinem direkten Untergebenen Agent Ju (Han Suk-kyu) plant er die Ermordung des Präsidenten im Namen der Demokratie noch am selben Abend. Präsident Park wird erschossen. Doch so einfach lässt sich Demokratie nicht erreichen...

Kritik: "The President's last Bang" wagt sich in extrem politisches Gebiet vor. Der Film basiert auf der wahren Geschichte der Ermordung Präsident Parks, der bis dahin das Land mit militärischer Gewalt geführt hatte. Dennoch ist immer noch strittig, welche Rolle Park in der Geschichte Koreas gespielt hat, denn seine Führung hat das Land zumindest aus der Armut geholt. Allerdings zeichnet Im Sang-soo ein wenig schmeichelhaftes Bild des Präsidenten. Ein alter, einsamer Mann, der kaum zu Gefühlen fähig ist, sich die Zeit mit Edelprostituierten vertreibt und keinerlei Ahnung zu haben scheint was im Land um ihn herum passiert. Natürlich brachte das den Film in einige Probleme und so entschied ein Gericht, dass 4 Minuten von authentischem Videomaterial aus dem Film geschnitten werden sollten. Regisseur Im ersetzte diese Szenen einfach durch ein Schwarzbild, welches am Anfang und beim Abspann des Films zu sehen ist. Normalerweise wären hier Szenen von der Niederschlagung Aufständiger und von Parks Bestattung zu sehen gewesen, doch man befürchtete, dass Zuschauer Fakt und Fiktion durcheinanderbringen würden. Für so dumm hält man also das Publikum. Das dann wohl auch zum Thema künstlerische Freiheit und Zensur...

Ims Film hält sich erstaunlich nahe an die wahren Begebenheiten des damaligen Attentats. Da der Film ausschließlich an einem Tag spielt, nämlich Stunden vor, während und nach dem Attentat, wirkt er oftmals fast schon wie eine Dokumentation. Nur, dass "The President's last Bang" wesentlich unterhaltsamer ist. Das liegt zum einen an den großartigen Darstellungen der Schauspieler, ausgearbeiteten Charakteren und vor allem am genialen schwarzen Humor des Films. Wo andere Regisseure auf Pathos und Patriotismus aufgebaut hätten, da überzeichnet Im gerne vieles und wirft uns ein konstantes Augenzwinkern zu ohne die Integrität seines Werks dadurch zu mindern.
Vieles wird dem ausländischen Publikum jedoch verborgen bleiben. Als Beispiel sei hier gegeben, dass der Päsident gerne mal japanisch spricht. Das hat natürlich eine tiefere Bedeutung, denn so soll die angebliche Sympathie des Präsidenten zu den ehemaligen Besatzungskräften Koreas zum Ausdruck gebracht werden. Es gibt noch weitere solcher Anspielungen, doch ist zum Glück kein weitreichendes politisches Wissen erforderlich um dem Film folgen zu können.

Anfangs hat es der Zuschauer wirklich nicht leicht. Etliche Charaktere werden einem vorgestellt und bei der erdrückenden Masse an Namen verliert man auch mal schnell den Überblick. Doch irgendwann geht das vorbei und schließlich wissen wir wer wie zu wem steht. Hauptdarsteller ist dabei Baek Yun-shik ("Save the Green Planet"), der wieder einmal eine außerordentlich beeindruckende Leistung an den Tag legt. Sein ewiges Gemurmel zu sich selbst und sein Blick, der einem das Gefühl gibt, dass er immer mal wieder geistig in anderen Gefilden weilt können begeistern. Somit gibt er einen guten Antihelden ab, denn Regisseur Im macht es sich nicht so leicht KCIA-Chef Kim als strahlenden Helden darzustellen, sondern vielmehr als einen Menschen, der tatsächlich weniger aus Liebe zur Demokratie das Attentat verübt hat, sondern mehr aus persönlichem Hass und einem Impuls heraus. So wie es eben auch viele Historiker behaupten, dass es tatsächlich gewesen sei. Wenn man sich dann noch die wirren und chaotischen Umstände während des Abends ansieht, denn von sorgfältiger Attentatsplanung kann hier keine Rede sein, dann verstärkt das diesen Eindruck nur noch mehr.

Baek ist zwar eindeutig der Star des Films und spielt alle anderen mit Leichtigkeit an die Wand, doch Han Suk-kyu ("Shiri", "The Scarlet Letter") kann ebenfalls noch ins Auge stechen. Seine Darstellung ist feinfühlig und so darf er nicht nur der Agent sein, der Kaugummi kauend und unzufrieden mit sich oder besser gesagt den anderen und der Gesamtsituation hinter etlichen Leuten aufräumen muss, sondern er darf überdies auch noch die moralische Ambiguität seines Charakters mit Bravour darstellen, als er z.B. einen langjährigen Freund umbringen muss.
Regisseur Im scheut bei seiner Darstellung der Geschehnisse keine Gewalt, gleicht diese aber wieder durch schwarzen Humor gekonnt aus. Das Blue House (das koreanischen Pendant zum Weißen Haus) ist sehr schön gestaltet und wirkt mit seiner Beleuchtung, sowie den etlichen Kamerafahrten durch die Räume fast schon wie das Set eines Kammernspiels. Diesen Eindruck hat man des Öfteren, vor allem wenn es anfängt drunter und drüber zu gehen und jeder das zu machen scheint, was er will. Ein äußerst gelungenes stilistisches Mittel.

Einen wirklichen Kitikpunkt gibt es aber. Interessanterweise steht im Film nicht nur das eigentliche Attentat auf Park im Vordergrund, sondern auch was danach geschieht. Somit ist der Mord am Präsidenten und gleichzeitig der Höhepunkt des Films in der Mitte untergebracht. Eine riskante Wahl, denn in der Tat lässt von da an das Tempo und Interesse des Zuschauers nach. Emotional kann uns der Regisseur einfach nicht mehr einbinden, zumal die Charaktere ohnehin so beschaffen sind, dass uns die Konsequenzen, die sie für ihr Handeln zu erwarten haben fast schon egal sind. Außerdem glaubt man, dass der Film selbst nicht mehr so genau weiß in welche Richtung er steuern soll und das alles löst sich dann in einem eher ernüchternden Antiklimax auf. Zugegeben, so ist es wirklich geschehen, aber filmisch hätte man das durchaus spannender gestalten können. Einen wirklichen Vorwurf kann man dem Regisseur aber nicht machen, denn die herausgeschnittene Bestattung des Präsidenten am Ende hätte durchaus noch zum emotionalen Gehalt des Werks beitragen können.

"The President's last Bang" fühlt sich gleichzeitig wie eine Dokumentation als auch spannender Polit-Thriller an. Viel unterhaltsamer als erwartet kann einen der Film wirklich überzeugen, was zum Großteil auch am immer ins Ziel treffenden schwarzen Humor liegt. Viele Kleinigkeiten und Fakten der Originalgeschehnisse hat man beibehalten, womit dem Werk eine ungewöhnliche Tiefe verliehen wird. Außerdem wirken die einzelnen Charaktere sehr vielschichtig und die Darsteller geben alle mindestens überzeugende Arbeit ab. Ein Film also, der nicht nur für Geschichtsenthusiasten von Interesse sein wird.

(Autor: Manfred Selzer)
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