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Original Title:
Piteopaeneui gongshik

South Korea 2005

Genre:
Drama

Director:
Cho Chang-ho

Cast:
On Ju-wan
Kim Ho-jeong
Ok Ji-yeong
Park Min-ji
Jo Seong-ha
Park Yong-jin


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The Peter Pan Formula

Story: Han-soo (On Ju-wan) ist ein hervorragender Schwimmer und hat für sein Schulteam schon einige Medaillen gewonnen. Doch eines Tages beschließt er mit dem Sport aufzuhören, da er nicht glaubt darin seine Erfüllung zu finden. Kurz darauf erfährt Han-soo, dass seine Mutter einen Selbstmordversuch unternommen hat, weil sie die innere Leere nicht mehr ertragen konnte. Sie liegt seitdem im Koma und Han-soo muss sich fortan um sie kümmern. Außerdem muss er irgendwie die sich anhäufenden Krankenhausrechnungen bezahlen, da die Versicherung bei Selbstmordversuchen nicht zahlt. Gleichzeitig melden sich auch andere Schuldeneintreiber bei Han-soo, der nicht weiter weiß und daher einige kleine Geschäfte überfällt.
Obwohl Han-soo sich um einige Probleme kümmern muss, wächst dennoch sein Interesse an seiner Nachbarin In-hee (Kim Ho-jeong), einer verheirateten Klavierlehrerin, mit der er ein merkwürdiges Verhältnis eingeht. Die sich anhäufenden Probleme zwingen ihn aber schließlich dazu seinen Vater aufzusuchen, von dem er bis zum Selbstmordversuch seiner Mutter nichts wusste. Aber auch bei ihm findet er nichts, dass seine Einsamkeit auflösen könnte...

Kritik: "The Peter Pan Formula" ist ein interessanter Art-House Film über das Erwachsenwerden und bietet überdies noch einige Denkanstöße, an denen (Hobby-)Psychoanalytiker ihre Freude haben werden. Warum sich der Film etwas unterkühlt anfühlt und damit auch eine gewisse Distanz zum Zuschauer aufbaut ist ganz leicht zu erklären. Regiedebütant Cho Chang-ho hat unter Kim Ki-duk bei einigen von dessen Filmen mitgewirkt und Cho hat sich eindeutig einiges von Kims Stil abgeschaut. So finden wir hier nicht nur einiges an Symbolik und befremdlichen Szenen, sondern auch einige kleinere schockierende Momente vor, die aber durchaus im Rahmen des Films und der präsentierten Charaktere glaubwürdig erscheinen. Überhaupt kommen einem die Handlungsmuster der Personen, wenn auch befremdlich, immer noch nachvollziehbarer vor als eben bei dem ein oder anderen Kim Ki-duk Film. Allerdings gibt es beim Drehbuch ein großes Problem, denn dieses ist mit Nebenmotiven und Geschichten überladen, die dafür sorgen, dass der Film keine Einheit darstellen kann. Das ist schade, da es hier tatsächlich einiges Wertvolles zu entdecken gibt.

Das Peter-Pan-Syndrom bezeichnet in der Psychoanalyse einen Zustand, in dem der Patient nicht willens ist erwachsen zu werden bzw. in dem Männer ein kindisches Verhalten an den Tag legen. Symptome sind Verantwortungslosigkeit, Angst, Einsamkeit oder ein sexueller Rollenkonflikt. Symptome von denen nur ein paar auf Han-soo zutreffen, womit der Titel an sich etwas fraglich bleibt. Schließlich ist Han-soo in einem Alter, in dem man noch nicht gezwungenermaßen erwachsen werden muss. Seine äußeren Umstände mögen ihn dazu zwingen, aber muss er deswegen wirklich erwachsen werden? Fakt ist jedoch, dass Han-soo wie seine Mutter von einer inneren Leere geplagt wird. Er ist einsam und verletzt. Das, wonach er sucht, ist Geborgenheit und jemand, der ihn beschützt. Da wundert es auch nicht, das er sich schließlich in seine Nachbarin verliebt, der er geradeheraus sagt, dass er mit ihr schlafen will. Sie ist verheiratet und möchte das deswegen nicht, aber sie befriedigt ihn dennoch, auch wenn sie bezeichnenderweise ihn dabei nicht anschauen kann und von ihm ebenfalls verlangt seine Augen zu schließen. Zuerst nimmt man an, dass sie sich aus Mitleid so verhält, aber später erfahren wir, dass sie wohl ähnliche Gefühle wie Han-soo haben mag.

Das alles führt zu Situationen, die im Rahmen einer Therapie wohl nichts Besonderes darstellen würden, aber in einem Film einige Zuschauer abschrecken könnten. Einige Kritiker deuteten daraufhin, dass Han-soo seine Mutter etwas zu liebevolle wäscht, aber ihm deswegen gleich einen Ödipus-Komplex zu unterstellen wäre falsch. Richtig ist allerdings, dass er sich in der Tat so sehr Schutz und Geborgenheit herbeisehnt, dass er am liebsten in den Bauch der Mutter zurückkehren würde. Gleichzeitig arbeitet sein Denken aber auch auf ganz realer Ebene und so muss er z.B. mitansehen, wie eine Frau, die er häufiger im Krankenhaus trifft, weil diese ebenfalls ihre im Koma liegende Mutter besucht, schließlich unter der Last und ihrer Verantwortung zusammenbricht und ihre Mutter tötet. Er hat sie dabei heimlich beobachten können und beschließt ab einem bestimmten Punkt sie bei der Polizei zu melden. Interessanterweise überfällt er eines Tages jedoch einen Laden, in dem diese Frau an der Kasse steht. Trotz seiner Maskerade (ein Strumpfband, das er von ihr aufgesammelt hat, nachdem diese es nach dem Sex mit einem Mann, der sie wohl finanziell unterstützte, verloren hat) erkennt sie ihn, sagt aber nichts und händigt ihm bereitwillig das Geld aus, wahrscheinlich weil sie genau um die Situation weiß, in der Han-soo sich befindet.

Han-soo kann somit die Frau nicht mehr an die Polizei verraten, zumal die beiden nun ein merkwürdiges Band verknüpft. Stattdessen denkt er sogar selbst daran seine Mutter zu töten um seiner finanziellen Not zu entkommen.
Der Druck, der auf Han-soo liegt ist enorm. Oftmals bekommen wir auch ein paar Traumszenen präsentiert, die ohne Vorwarnung in den Film geworfen werden. Solche Szenen können durchaus etwas verwirrend sein, bleiben aber im Rahmen dessen was man noch geistig verarbeiten kann. Problematisch wird es nur, als dann auch noch Freunde aus seiner Schwimmmanschaft vorbeischauen, und uns auch noch das Schicksal von seinem ehemaligen Coach präsentiert wird. Kleine Geschichten, die den Film unnötig belasten, vor allem die um In-hees Stieftochter, die eigentlich keinem wirklichen Zweck zu dienen scheint. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen, da man das Gefühl bekommt, dass einem hier nur ein paar halbgare Ideen vorgesetzt werden, aus denen man durchaus hätte mehr machen können.

Die Regie ist für einen Art-House Film nicht zu künstlich, bietet aber einige ausgefallene Einstellungen, nur ein paar Zoom-ins mögen den ein oder anderen stören. Unbestreitbar ist allerdings, dass der Film einen gewissen Abstand zum Zuschauer kreiert. Han-soos Schicksal interessiert uns zwar und wir können seine innere Leere nachvollziehen, aber was auch auf dem Bildschirm passieren mag, wir fühlen uns davon nicht wirklich bewegt oder auch nur irgendwie eingebunden in die Geschehnisse. Vielleicht gehört das zu einem solchen Film einfach dazu, es wäre allerdings schön gewesen, wenn Regisseur Cho sich hier nicht so sehr an Kim Ki-duk orientiert und stattdessen etwas Wärmeres geschafften hätte. Überdies mutet der Schluss auch etwas zu prätentiös an. Es gibt zwar Vieles, das zum Nachdenken anregt, und man wird sich wundern, wie viel man, wenn man ein wenig Übung darin hat, aus dem Film herauslesen kann, aber es wäre doch schön gewesen, wenn der Film bis zum Schluss in unserer Welt verweilt hätte und uns so mehr Raum gegeben hätte mit den Charakteren zu leiden. Wäre das Drehbuch dann auch nicht so überladen mit halbfertigen Ideen, hätte ein sehr gutes Drama aus "The Peter Pan Formula" werden können.

(Autor: Manfred Selzer)
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