Story: In Macau herrscht ein blutiger Bandenkrieg. Als sich das Gerücht herumspricht, dass der legendäre
Boss Mr. Hung nach Macau zurückkehrt um dort die Macht an sich zu reißen, beschließen die beiden Bosse zweier
rivalisierender Gangs, Mr. K und Lung, sich zusammenzuschließen.
Um ein blutiges Ende erster Gespräche zu verhindern, soll Sam (Tony Leung), der
zwar Polizist ist, aber für Mr. K arbeitet, dafür sorgen, dass Lung nichts geschieht. Das stellt sich als gar nicht
so einfach heraus, denn auf Lungs Kopf wurde eine Belohnung von 5 Millionen ausgesetzt. Außerdem besagen die Gerüchte,
dass Mr. K selbst das Kopfgeld ausgesetzt haben soll. Die ganze Sache droht zu eskalieren und auch Sam hat
Schwierigkeiten etwas daran ändern zu können.
Noch komplizierter wird die Angelegenheit als ein glatzköpfiger Fremder (Lau Ching Wan) auftaucht, der irgendwie mit
der ganzen Sache zu tun haben scheint. Während Sam einige unglückliche Unfälle in die Schuhe des glatzköpfigen
Neuankömmlings schiebt, muss er herausfinden, dass er selbst von jemandem reingelegt wird...
Kritik: "The Longest Nite" ist ein nihilistischer, verstörend brutaler und atmosphärisch bedrückender
Cop-Thriller, der unter die Haut geht. Den Kritikern, die den Film als Meisterwerk bezeichnen, kann ich mich allerdings
nicht anschließen, denn dafür weist der Thriller einfach zu viele Schwächen auf. Da wäre zum einen der etwas
langsame Start in den Film, der verschmerzbar wäre, wenn nicht ab und zu immer mal wieder das Tempo absacken würde.
Weiterhin kann man kritisieren, dass die Nebencharaktere alle eindimensional wirken und nur als Requisite in dem
Mindgame der beiden Hauptakteure wirken.
Das Ende birgt ebenfalls einen kleinen Stilbruch, wenn plötzlich in
bester Hong Kong Manier in einem unnötigen Showdown durch die Gegend geballert wird.
Jetzt soll aber kein falscher Eindruck geweckt werden, denn davon abgesehen war es das mit den negativen Aspekten des
Films. "The Longest Nite" ist ein gelungener und origineller Film mit einer durchdachten Story und zwei Hauptdarstellern
in Höchstform.
Tony Leung spielt als korrupter Polizist Sam seinen Schauspielkollegen Lau Ching Wan zu jeder Zeit an die Wand. Als
brutaler und skrupelloser Gangster, der mit Hilfe seiner Polizeimarke allerlei Verbrechen zu verschleiern weiß,
verprügelt, erpresst und foltert er, dass es einem selbst schon Schmerzen bereitet ihm zuzusehen. Er ist nicht nur
ein Anti-Held, sondern der Zuschauer lernt ihn schon nach wenigen Minuten zu hassen.
Sams Gegenspieler, der glatzköpfige Neuankömmling, wird von Lau Ching Wan dargestellt, der ohne Schwierigkeiten diesen
mysteriösen Charakter ohne Namen zu mimen weiß. Immer ruhig und bedacht wird er nur brutal, wenn er dazu gezwungen
wird. Obwohl wir wissen, dass der rätselhafte Fremde mit Sicherheit keiner der Guten ist, können wir uns nicht
erwehren, uns zuerst auf seine Seite zu schlagen. Tony Leung und Lau Ching Wan schaffen es aber schließlich, dass
wir keinem der Beiden unsere Sympathien zukommen lassen können, obwohl wir mit ihnen mitfiebern. Das mag den Film
für einige Personen schwer zugänglich machen, ich persönlich fand es sehr erfrischend.
Patrick Yau legt in seinem Werk sehr viel Wert auf Atmosphäre und so verwundert es nicht, dass das Endprodukt sehr
stylish und düster geworden ist. Macau ist ein brodelnder Hexenkessel, der jede Sekunde überzukochen droht und
diese Anspannung ist zu jeder Zeit präsent.
In dunklen, farbarmen und verwaschenen Bildern wirkt die Brutalität nicht nur umso verstörender, sondern der
Psychoterror ist ebenso umso mitreißender. Während sich die Story anfangs langsam entwickelt und man noch Probleme
haben mag, die einzelnen Charaktere den jeweiligen Gruppierungen zuzuordnen, leistet Regisseur Yau sehr gute
Arbeit die Story immer verzwickter und verstrickter werden zu lassen, ohne dass der Zuschauer den Überblick
verliert. Selbst wenn einem einige Details entgehen mögen, am Ende macht alles einen Sinn.
Die Story ist einer der großen Pluspunkte von "The Longest Nite". Ab der zweiten Hälfte des Films ist man total
gefangen von dem Psychospiel zwischen Sam und dem mysteriösen Fremden und die Spannung erfährt gleich mehrere Höhepunkte.
Etliche Twists und Aha-Momente belohnen den Zuschauer und lassen einen den eher langsamen Anfang schnell vergessen.
Es mag zwar nicht
allzu oft vorkommen, aber umso schöner ist es dann mal etwas Neues aus Hong Kong zu sehen zu bekommen.
Die intensive Atmosphäre und Spannung, die nihilistischen, düsteren Bilder und zwei hervorragende Darsteller machen
diesen Film trotz ein paar Schwächen zu einer außergewöhnlichen und lohnenswerten Filmerfahrung.