Story: Der junge Lehrer Kang Soo-ha (Lee Byung-hun) kommt in eine kleine abgelegene Vorstadt, wo er an einer Schule
unterrichten soll. Sein Unterricht läuft alles andere als problemfrei ab, denn die Schüler haben enorme Schwierigkeiten
mit der Rechtschreibung, streiten sich oft miteinander, oder sind zu arm um sich Schulmaterial zu kaufen. Doch Kang
gewinnt durch seine junge, idealistische und aufgeschlossen freundlich Art schon bald die Herzen seiner Schüler.
Eine von Kangs Schülerinnen ist Yun Hong-yeon (Jeon Do-yeon), die Gefühle für ihren Lehrer entwickelt. Kang ist sich
dieser Gefühle sogar bewusst, da er seinen Schülern als Hausaufgabe aufgibt jeden Tag etwas zu schreiben, das er dann
einsammelt und korrigiert, woraufhin Hong-yeon ihr Schulbuch als eine Art Tagebuch verwendet. Kang hat sich jedoch
in die Lehrerin Yang Eun-hee (Lee Mi-yeon) verliebt, mit der er das gleiche Hobby teilt, nämlich amerikanische LPs
zu hören. Hong-yeon ist gar nicht glücklich, dass ihr Lehrer Gefühle für Eun-hee hegt, und verewigt dies auch in
ihrem Schulbuch. Sie diskreditiert Eun-hee wo es nur geht, was Kang anfangs auch recht amüsant findet. Doch es
scheint unumgänglich, dass einem von den Dreien das Herz gebrochen werden wird. Wird Eun-hee die Liebe ihres Kollegen
erwidern oder kann Hong-yeon ihren Lehrer für sich gewinnen?
Kritik: "The Harmonium in my Memory" ist ein ungewöhnlich leichtherziges Drama, ohne dass ihm dabei die Tiefe verloren
gehen würde. Der schöne Humor, der die ganze Zeit über im Werk mitschwingt, geht mit dem subtilen und glaubwürdigen
Liebesdrama eine gute Symbiose ein. Die Charaktere stehen ganz klar im Vordergrund des Films und schaffen damit das nötige
Fundament um dieses einfache und dennoch berührende Drama so hervorragend funktionieren zu lassen. Das liegt auch an
dem Setting, welches an sich schon außergewöhnlich ist, denn der Film spielt Anfang der 60er in einem abgelegenen
Städtchen, in dem viele Leute weder lesen noch schreiben können, und in dem die Einwohner stellenweise auch recht arm
sind. Gerade die kleinen Details und die vielen unterschiedlichen Menschen, denen wir immer wieder kurz begegnen, machen
diesen Film so besonders. Regisseur Lee Young-jae behandelt seine Charaktere und den Zuschauer ehrlich und vermeidet
jegliche Form von Stereotyp, was schlussendlich "The Harmonium in my Memory" so schön macht.
Ein wenig erinnert der Film an Zhang Yimous "The Road Home", was umso interessanter ist, als dass beide Filme im
gleichen Jahr herausgekommen sind. Auch hier verliebt sich ein junges Mächen aus einem kleinen Vorort/Dorf in einen
Lehrer, und zeigt ihre Gefühle auf sehr zurückhaltende Art. Aber da hören die Vergleichsmöglichkeiten auch schon auf.
"The Harmonium in my Memory" ist wesentlich lustiger und schneller in Bezug auf das Tempo als Zhangs Werk. Das liegt
natürlich auch am Schulsetting, welches es zulässt, dass Regisseur Lee einige abgedrehte Nebencharaktere mit einbringen
kann. Die Schüler sind ein bunt gemischter Haufen verschiedensten Alters. Da gibt es den Jungen, der so arm ist, dass
er nicht mal das Geld für Stifte oder ein Pausenbrot hat, oder ein geistig zurückgebliebenes Mädchen, dessen Streiche
einmal sogar fast zu einer Katastrophe führen.
Interessant ist auch, dass die älteren Lehrer alle irgendeinen an der Waffel haben. Wie kommt es, dass jeder Schüler,
egal aus welchem Land er kommen mag, von Lehrern zu erzählen weiß, die alle zumindest ein recht eigensinniges Verhalten
an den Tag legen? Ist solch ein Verhalten Grundvoraussetzung um Lehrer zu werden? Oder wird man so im Laufe der Jahre?
Fakt ist jedenfalls, dass Gewalt an Schülern hier nur sehr wenig gezeigt wird. War das damals wirklich nicht so schlimm,
wie es heutzutage der Fall ist? Waren die Lehrer gerade nach dem Krieg weniger streng? Wahrscheinlich sind das einfach
nur Seiten, die man in einem Film, der mehr Wert auf leichten Humor legt, nicht herausarbeiten wollte. Merkwürdig ist
es aber schon, da Filme wie "Spirit of Jeet Kune Do" ein anderes und auch realistischeres Bild vom Schulalltag
gezeichnet haben.
Wie dem auch sei, Kang ist ein sehr junger Lehrer, der noch sehr idealistisch an seinen Unterricht herangeht. Die
Schüler sind natürlich schnell begeistert von seiner erfrischenden Art, aber Kang muss anfangs auch mit etlichen
Problemen kämpfen. Gerade sein erster Tag an der Schule ist eine Ansammlung von kleinen lustigen Begebenheiten, die
ein Schuljahr voller Stress für ihn ankündigen. Immer wieder, und auf sehr natürliche Art, bekommen wir kurze Einblicke
in das Leben der verschiedenen Individuen, ohne dass der Film seinen Fokus verlieren würde. Das ist es was "The Harmonium
in my Memory" wirklich auszeichnet. Er lässt uns teilhaben an dem Leben der verschiedenen Dorfbewohner, und das ganz
nebenbei. Im Mittelpunkt stehen dabei aber natürlich Hong-yeon und Kang.
Jeon Do-yeon ("Secret Sunshine", "You are my Sunshine") spielt Hong-yeon, ein kräftiges Mädchen, das für ihre Mutter
öfters auf das kleine Baby aufpassen muss und sich ausgenutzt fühlt. Sie ist eigentlich der typische, revoltierende
Teenager, allerdings auf eine sehr angenehm eigenwillige Art. Sie ist zwar um kein freches Wort verlegen, aber in ihrem
Herzen ist sie ein sehr schüchternes Mädchen. Das zeigt sich natürlich gerade in Bezug auf ihre Liebe zu Lehrer Kang.
Vorsichtig versucht sie sich ihm zu nähern und muss mit dem ersten Schmerz einseitiger Liebe umzugehen lernen, als sie
herausfindet, dass Kang seine Kollegin Eun-hee liebt.
Lee Byung-hun ("A Bittersweet Life", "Addicted") ist natürlich wieder einmal großartig. Man sieht ihm seine Unerfahrenheit
fast schon an, und obwohl er zu seinen Schüler ein lockeres Verhältnis hat, kann er dennoch auch ein wenig streng sein.
Wenn auch nie richtig... Kang ist somit ein liebenswerter Mann, der mit seinem eigenen Drama, der (ersten?) wahren und
unerfüllten Liebe zurechtzukommen lernen muss. Als er weiß, dass seine Liebe unerfüllt bleiben wird, bricht er in
seinem Zimmer in Tränen aus, was unwahrscheinlich intensiv und echt wirkt. Eine der bewegendsten Szenen des Films.
Manchmal hat man das Gefühl, dass der Film absichtlich mit verwaschenen Farben gedreht wurde um die Atmosphäre der
60er besser aufkommen zu lassen. Im Kontrast dazu steht aber der Klassenausflug, bei dem einen die farbenfrohen
Herbstbäume wahrlich begeistern können. Alles in allem ist die Regie aber sehr simpel gehalten und lenkt somit nie vom
Wichtigen ab. Und das sind die Charaktere und ihre Entwicklung auf dem Bildschirm.
"The Harmonium in my Memory" kann zwar manchmal
recht traurig und bewegend sein, aber die meiste Zeit erzeugt er ein angenehmes Gefühl der Wärme, und bleibt wegen
seines guten Tempos und dem Humor immer unterhaltsam. Da wundert es auch nicht, wenn sich nach dem tränenreichen Ende
beim Abspann zeigt, dass doch alles noch gut wird. Ein wenig schade empfand ich dieses vielleicht etwas zu versöhnliche
Ende schon, aber es ändert nichts daran, dass sich der Zuschauer bewegt fühlt.
"The Harmonium in my Memory" ist ein interessantes, simples und sehr ehrliches Drama über die Liebe. Dabei schafft es
der Film wesentlich positiver zu sein, als so viele andere koreanische Taschentuchdramen, was den Film eben auch so
besonders macht. Ein Drama, das seine Magie langsam, aber stetig entfaltet, und einen deswegen wahrlich rühren kann.