Story: Staatsanwalt Park (Jeong Jin-yeong) sieht sich mit einem schwierigen Fall konfrontiert. Ein Student wurde in der Toilette eines
Restaurants brutal niedergestochen. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden. Pearson (Jang Geun-seok), der Sohn eines amerikanischen Soldaten, wird von Park
verhört, da er gesehen wurde, wie er die Toilette betrat. Zuerst scheint er den Mord zu gestehen, aber dann taucht sein Freund Alex (Sin Seung-hwan)
als Zeuge auf und beschuldigt ihn. Pearson ändert seine Aussage und erklärt, dass er den Mord nicht begangen habe, sondern von den Ermittlern unter Druck gesetzt
wurde, die Tat zu gestehen. Er hatte wegen der Sprachbarriere überdies Schwierigkeiten bei den Vernehmungen. Nun beschuldigt er Alex, den Mord begangen zu haben.
Tatsächlich wurden beide Jugendliche dabei gesehen, wie sie die Toilette betraten. Da die Aussagen der beiden Verdächtigen und diverser Zeugen sich widersprechen
und überdies die Ermittler der US Army den Tatort längst gesäubert haben, muss Park versuchen anderweitig Beweise zu finden. Bald scheint klar, dass doch Alex
der Täter ist, aber dennoch passen immer noch nicht alle Puzzleteile zusammen.
Kritik: Thriller, in denen ein tatsächlicher Fall für ein Kinopublikum aufgearbeitet wird, sind in Korea nicht selten.
"Unbowed" und "Memories of Murder" fallen einem sofort ein, doch "The Case of Itaewon
Homicide" stellt einen erstaunlich unprätentiösen Ermittlungsfilm dar. Böse ausgedrückt könnte man sogar sagen, er sei unspektakulär. Aber das hilft dem
Film letztlich, eine besonders realistische Note zu bekommen, dank der das Drama ohne große filmische Tricks greifen kann und sich alleine auf die
Fakten in dem Fall verlässt. Leider kann man nicht leugnen, dass der Film auch den nicht zu übersehenden Charme einer TV-Produktion hat. So richtig
mag der Thriller dann auch nicht über guten Mittelmaß hinauskommen.
Ein großes Problem ist die teilweise etwas dilettantisch anmutende Regie von Hong Ki-seon. Immer wieder bewegt sich die Kamera auf das Gesicht einer Person
zu, um dann ohne einen Schnitt von dieser wegzugehen und eine andere Person in den Fokus zu bringen. Falls das Absicht gewesen sein sollte, damit also ein
gewisse Emulation eines Dokumentarfilms beabsichtigt gewesen war, so mag das eine gute Idee gewesen sein, aber keine, die gut umgesetzt wurde. Dass es nicht
immer ein polierter Look sein muss, und dass das etwas rauschende Bild an einen Film von vor fünfzehn Jahren erinnert, ist dagegen nette Abwechslung, zumal das
auch die Zeit ist, zu der sich der reale Fall zugetragen hat. Im Übrigen hält sich der Thriller auch an die Fakten, womit es für jene, die vertraut mit dem Fall
sind, durchaus etwas langatmig werden kann.
Das Ende kommt für alle anderen aber mit einer Überraschung daher, wie man sie so wohl nicht unbedingt erwartet hätte. Den Reiz der Geschichte macht dabei
das Undurchschaubare der beiden Protagonisten aus. An den Aussagen beider Personen stimmt etwas nicht, immer wieder ändern sie diese und beschuldigen sich
gegenseitig, sodass unklar bleibt, wer von den beiden der tatsächliche Mörder ist. Zutrauen könnte man es ihnen beiden, auch wenn der Ermittler
letztlich glaubt, seinen Täter zu haben. Jang Geun-seok, bekannt aus dem schrecklichen Do Re Mi Fa So La Si Do,
gibt einen undurchschaubaren Charakter ab, während Sin Seung-hwan den etwas extrovertierteren Typen spielt, was ihm manchmal auch zu einem Klischee
verkommen lässt. Jang Geun-seoks Englischfähigkeiten sind ganz annehmbar, aber bei Sin mangelt es doch immer wieder.
Das bringt uns zur Sprache. Für Amerikaner, die hier dargestellt werden sollen, ist das Englisch der beiden Protagonisten trotz allem nicht überzeugend und
Englisch wird in dem Film viel geredet. Anfangs leistet ein Dolmetscher die Arbeit, die Sprachbarriere zu überwinden, aber irgendwann ist er nicht mehr da
und der Detective redet weiter Koreanisch, während die Verdächtigen Englisch reden. Keiner sollte den anderen verstehen und so wird wohl vorausgesetzt,
dass man akzeptiert, dass der Übersetzer immer gegenwärtig ist, nur eben aus dem fertigen Film geschnitten wurde. Ein merkwürdiger Kunstgriff. Darüberhinaus,
und das sollte keine Überraschung sein, sind ein paar der Nebenrollen mit Amateuren besetzt, die Englisch können. Das bringt "The Case of Itaewon Homicide"
immer wieder ins Schleudern, zumal die Hälfte dessen, was gesagt wird, aus dem "F-Wort" besteht. Dabei gibt die amerikanische Jugendsprache durchaus noch
etwas mehr her...
Jeong Jin-yeong ("The King and the Clown", "Wild Card") verkörpert den Ermittler und hat die undankbare Aufgabe, den Sympathieträger zu spielen. Das kann ihm aber nicht gelingen, da sein Charakter viel zu flach geschrieben ist und wir nur in ein paar kurzen Szenen etwas aus seinem Privatleben sehen. Vielmehr ist er auf eine ruhig-verbissene Art dabei, Beweise zu sammeln und Aussagen aufzunehmen. Vieles wird uns daher in Rückblenden erzählt, die sich je nach Erzähler in Details unterscheiden. Das mag spannend sein, es gibt auch immer wieder Neues, doch ab einem bestimmten Punkt wird es auch langatmig, besonders in den Gerichtsszenen. Oft plätschert "The Case of Itaewon Homicide" wie nette Abendunterhaltung einfach so vor sich hin, aber gegen Ende vermag er es dank seines Fundaments, die Betrachtung eines realen Falls, tatsächlich ein wenig zu bewegen.