Story: Tong Fei (Nicholas Tse) ist schon seit einer Weile hinter dem gesuchten Verbrecher Cheung her. Bei einer Verfolgungsjagd baut er
allerdings einen Autounfall, der seinen Freund Sun (Liu Kai-Chi) verkrüppelt. Bei der darauffolgenden Schießerei verwundet er dann ein kleines
Mädchen tödlich. Cheung liegt daraufhin im Koma und erwacht drei Wochen später wieder, woraufhin die Staatsanwältin Ann (Zhang Jingchu) ihn sofort vor Gericht
bringen will. Denn das kleine Mädchen, das bei der Schießerei umkam, war ihre älteste Tochter.
Tong Fei leidet Tag für Tag unendliche Qualen an seiner Schuld und bleibt deshalb in Kontakt mit der kleinen Ling (Wong Suet-yin), Anns zweiter Tochter.
Er erhofft sich dadurch irgendwie eines Tages Erlösung zu erlangen. Doch dann wird er Zeuge, wie Ling von dem Killer Hung (Nick Cheung) gekidnappt
wird. Hung arbeitet im Auftrag von Cheung, der Ann mitteilt, dass sie ein wichtiges Beweismaterial gegen ihn verschwinden lassen soll, wenn sie ihre
Tochter lebend wiedersehen will. Die Polizei darf Ann ebenfalls nicht einschalten, aber Tong sieht nun seine Chance gekommen, eine Form der
Wiedergutmachung zu leisten und arbeitet auf eigener Faust daran, Ling zu befreien.
Kritik: "The Beast Stalker" ist ein unterhaltsamer Hong Kong Cop-Thriller und außerdem einer der besten der letzten Jahre. Leider heißt das aber
nicht viel, denn Hong Kong konnte sich in den letzten Jahren nicht gerade mit Genre-Perlen rühmen. Die Erwartungen waren also relativ niedrig und so
kann der erfolgreiche B-Movie-Regisseur Dante Lam wieder einmal zeigen, dass er eigentlich auf der Schwelle zu den A-Movies steht. Er will bloß einfach
nicht den Sprung schaffen. Zumindest nicht komplett. Auch in "The Beast Stalker" zeigt er an einigen Stellen beeindruckendes Gespür für die
richtige Atmosphäre und Spannung und überzeugt durch überraschend ausgefallene Szenen. Leider kann er dieses Qualitätslevel nicht durchgehend aufrecht
erhalten. Denn sein Film ist auch einfach etwas zu lang geraten, die Story etwas zu gattungsmäßig, die Charaktere ebenfalls besser ausgemalte
Abziehbilder der typischen Protagonisten eines solchen Thrillers und als Actionfilm bietet Dante Lams Werk einfach zu wenige adrenalingeladene
Momente.
Nicholas Tse ("Invisible Target", "New Police Story", "Time and Tide") ist wegen seines jugendlichen Aussehens bisher auf bestimmte Rollen festgelegt
gewesen, das soll sich aber langsam ändern, z.B. mit Rollen wie der des gebrochenen Polizisten Tong Fei. Das Problem ist nur, dass Tong als Einsatzleiter
einer Polizeieinheit immer noch viel zu jung wirkt. Manchmal mag er wegen seines Aussehens einfach nicht in die Rolle passen, aber er gibt sein Bestes,
dass der Zuschauer bald darüber hinwegsehen kann. Er bringt dabei seinen inneren Schmerz auch recht glaubwürdig zur Geltung, und das obwohl er an ein
paar Stellen eindeutig übertreibt mit seinem zur Schau stellen von Gefühlen. Wie gesagt stört das aber erstaunlicherweise wenig.
Nick Cheung ("Breaking News", "Exiled") spielt hier eine Rolle, wie sie ihm wegen seines Äußeren auf den Leib geschrieben ist. Hinter seiner
erschreckend rücksichtslosen Art versteckt sich ein fürsorglicher Ehemann, der sich um seine ans Bett gefesselte Frau kümmert, und wir erahnen immer
wieder, dass er früher eigentlich kein schlechter Mensch war. Cheung kann seinem Charakter durch subtiles Schauspiel mehrere Ebenen verleihen, die ihn
damit eigentlich zur interessantesten Person im Film machen.
Gut und Böse, Schwarz und Weiß, das sind Dinge, die man in einem Hong Kong Film niemals so kontrastreich voneinander getrennt vorfindet wie in einem
Hollywood-Film, soviel wissen wir schon. "The Beast Stalker" ist keine Ausnahme, stellt die Art der Grauzeichnung aber trotzdem noch etwas
mehr in den Vordergrund als andere Filme des Genres. Das geht sogar so weit, dass wir mit Hung fiebern, dass die Polizei nicht die kleine Ling entdeckt,
als sie wegen einer Lappalie an seiner Tür klingelt. Überdies bekommen wir über den Film verteilt immer wieder Rückblenden präsentiert, die uns über
die genauen Hintergründe der Charaktere aufklärt. Dabei gibt es die eine oder andere Überraschung, allerdings bewirkt das auch, soviel darf verraten
werden, dass wir nicht ganz nachvollziehen können, wie Hung der Mann werden konnte, der er nun ist.
Unterstützung erfahren die beiden Hauptdarsteller von Zhang Jingchu ("Jade Story"), die allerdings nur die klischeehafte Mutter mit einem verständlichen
Hass auf Tong Fei spielen darf. Dagegen hebt Veteran Liu Kai-Chi den Film auf schauspielerischer Ebene weiter an.
Dante Lam überrascht mit einigen faszinierenden und beeindruckenden Aufnahmen. Da wäre der Autounfall, der in Zeitlupe eingefangen ist und auch aus
der Perspektive des Wageninneren gezeigt wird, nur um dann mit der Kamera durch ein eingefrorenes drei-dimensionales Bild zu fahren, aber auch die
Szene, in der sich Tong langsam dem angehaltenen Wagen von Cheung nähert und in der wir einzig die Waffe Tongs zu sehen bekommen, wie in einem
First-Person-Shooter, können begeistern. Ansonsten ist die Atmosphäre wie für einen Thriller nötig düster und
einige wenige Verfolgungsjagden erhöhnen auf gelungene Weise das Tempo. Allerdings zeigen sich dann genau hier die Mängel, denn entweder Regisseur
Lam hätte ein paar mehr Actionsequenzen verbauen müssen oder er hätte seinen Film um einige Minuten kürzen sollen. Denn so hat "The Beast Stalker"
einige unnötige Längen. Außerdem ist das Finale etwas enttäuschend und unspektakulär. Zu loben ist aber, dass es Dante Lam schafft, den Zuschauer im
Ungewissen darüber zu lassen, wie der Film ausgeht. Hier ist alles möglich. Warum sollte nicht auch Ling letzten Endes sterben können? Dieser
Umstand alleine schafft natürlich noch einmal einiges an Spannung.
Leider tritt "The Beast Stalker" mit seiner Story aber auch manchmal auf der Stelle. Ein paar Logikfehler gibt es auch, aber auf der anderen Seite darf
man sich natürlich nicht daran stören, dass alle Charaktere durch bestimmte Ereignisse irgendwie miteinander verbunden zu sein scheinen. Denn diese
Art des Schicksals, das fast schon eine bitterböse Art des Eigenlebens zu haben scheint, ist typisch für Hong Kong Thriller. Da ich mich keineswegs
an so etwas störe, hat mir der Epilog, in dem auch die letzten Fragen über die Vergangenheit Hungs geklärt werden, besonders gut gefallen.
"The Beast Stalker" ist eigentlich ein guter Thriller, in jedem Fall ein unterhaltsamer, aber es gibt doch zu viele Schwächen, die dem Film eine
bessere Wertung verweigern. Es ist schon komisch, eigentlich gefallen mir Dante Lams Filme immer recht gut, aber ich habe das Gefühl mit ihm besonders
streng sein zu müssen. Vielleicht weil seine Filme erkennen lassen, dass er Potential zu so viel mehr hat.