Story: Ga-in (Yun Jin-seo) besucht noch die Schule und ist mit dem Medizinstudenten Hyung-Joong (Lee Ki-woo) zusammen. Eines Tages wird
sie Zeuge, wie ihre Tante einen Balkon in die Tiefe stürzt. Während man sich fragt, ob die Tante von ihrem Bräutigam gestoßen wurde, verläuft ihre
Operation gut und sie scheint sich wieder zu erholen. Doch Ga-in beobachtet dann, wie ihre Tante von deren Schwester im Krankenbett brutal
ermordet wird, als wenn sie besessen wäre. In den nachfolgenden Tagen ereignen sich immer mehr merkwürdige Dinge und mehr als einmal kann Ga-in
nur knapp dem Tod entkommen. Der rätselhafte Junge Suk-min (Park Gi-woong) erklärt ihr, dass auf ihrer Familie ein Fluch liegt und dass sie nur
überleben kann, wenn sie weder Freunden, Familie noch sich selbst vertraut. Ga-in muss nun versuchen die Hintergründe des Fluchs ihrer Familie
in Erfahrung zu bringen, weshalb sie ihren Großvater, der seit über 30 Jahren in Abgeschiedenheit lebt, aufsucht. Doch Ga-in wird nun sogar von
ihrer Mutter attackiert und kann augenscheinlich wirklich niemandem mehr vertrauen.
Kritik: Horrorfilme haben eigentlich anderen Genres gegenüber einen besonderen Vorteil, denn sie können besonders einfach eine extrem
dichte Atmosphäre aufbauen. Zumindest hier versagt "Someone Behind You" nicht. Darüberhinaus gibt es endlich (!) mal kein schwarzhaariges Mädchen,
das als x-ter Sadako-Klon Angst in die Herzen der Zuschauer bringen will. Stattdessen erweist sich der Film als recht blutig und kann
sogar auf das gegen Ende häufig eintretende Drama verzichten. Mit seiner Laufzeit von gerade einmal etwas über 80 Minuten erweist sich der
Horrorfilm außerdem als willkommen eng strukturiert. Doch das alles täuscht nicht über die offensichtlichen Schwächen, die die positiven Aspekte
des Films überwiegen, hinweg. Die Geschichte verliert sich am Ende in nicht nachvollziehbare Wendungen, die alles Vorangegangene um so fader
erscheinen lassen und die Frage in den Raum stellen, ob man in Ermangelung einer richtigen Wendung wirklich einfach alles über den Haufen werfen
musste, was es zuvor an Story gab.
Der Originaltitel des Films lautet "Being Two People", womit eigentlich schon sehr viel von der Story vorweg genommen wird. Der Film basiert dabei
auf dem Comic "Two People" von Kang Kyung-ok, der in Korea recht erfolgreich ist. Doch Regisseur Oh Ki-hwan, der mit "Art of Seduction" eine nette
Rom-Com und mit "Last Present" ein gelungenes Drama geschaffen hat, scheint hier eindeutig Rückschritte gemacht zu haben. Selbstverständlich stellt
es ein großes Problem dar, wenn man sich um das Ableben der Charaktere in einem Horrorfilm nicht kümmert. Dann ist der Sinn und Zweck eines solchen
Films nicht erfüllt. Wie soll man Angst haben, wenn man sich nicht um die Charaktere auf dem Bildschirm sorgen kann? In "Someone Behind You" ist
die Charakterzeichnung allerdings so schwach, dass auch Yun Jin-seo ("Secret Love", "A Good Day to Have an Affair", "Iri") in der Hauptrolle
Probleme hat, ihrem Charakter irgendwelche Besonderheiten zu verleihen. Außerdem wirkt sie trotz ihres jungen Alters irgendwie nicht mehr wie eine
Schülerin, sodass sich auch hier eine gewisse Unglaubwürdigkeit ergibt.
Eigentlich müsste man Regisseur Oh dafür danken, dass endlich mal jemand den Mut aufbringt, in einem Horrorfilm radikaler vorzugehen, als wir das von
dem Genre gewohnt sind. Hier kann es wirklich jeden treffen. Wir können uns sogar vorstellen, dass es die Hauptprotagonistin am Ende nicht überlebt,
was natürlich doch etwas an Spannung erzeugen kann. Dummerweise sind wir bald schon wieder in alten Strukturen gefangen. Wir wissen, dass wir jetzt
mit Ga-in auf Spurensuche nach dem Ursprung des Fluchs gehen müssen und haben wir diesen erst gefunden, kann vielleicht der nach Rache dürstende Geist
besänftigt werden. Die Vertrautheit mit dem Aufbau eines Horrorfilms macht die Szenen bei dem alten Mann somit nur umso langatmiger und komischerweise
sind wir trotz seiner Erzählungen nach dem Besuch bei ihm genauso schlau wie vorher. Der Film tritt die meiste Zeit eigentlich nur auf der Stelle und
es gibt keine Entwicklung, die durch die Charaktere aktiv beeinflusst werden würde.
Ga-in verhält sich oft auch nicht wirklich intelligent und wenn man dann noch bedenkt, dass jeder um sie herum plötzlich zum Mörder werden könnte,
muss man sich fragen, wie es das Mädchen geschafft hat, auch nur die ersten Minuten des Films zu überleben. Der Umstand, dass jeder aus heiterem
Himmel plötzlich Amok laufen könnte, birgt natürlich ein großes Potenzial an Paranoidität, welches jedoch nie ausgeschöpft wird. Des Weiteren
wird angedeutet, dass der Geist sich von den Gedanken der Menschen ernährt, die anderen den Tod wünschen. Davon gibt es bekanntlich genügend, aber
auch hiermit arbeitet der Film nicht wirklich. Die relativ brutalen Tode sorgen als einziges dafür, dass eine gewisse Spannung bestehen bleibt und
ein paar Schockeffekte, wenn auch als solche zu jeder Zeit durchschaubar, sind ebenfalls recht effektiv. Subtilität ist nicht die Stärke von
"Someone Behind You", obwohl gerade auf diesem Gebiet in Horrorstreifen etwas mehr Arbeit geleistet werden sollte.
Es muss allerdings zugegeben werden, dass der Zuschauer über die meiste Zeit hinweg nett unterhalten wird und der Film wirklich als Horrorfilm
funktioniert, ohne sich auf einen verfluchten Gegenstand berufen zu müssen. Den ganz abgedroschenen Klischees des Genres geht der Regisseur damit
aus dem Weg, aber die Geschichte entwickelt sich zu langsam und Antworten bleiben zu lange aus. Wenn dann gegen Ende die sehnlichst erwarteten
Antworten mehr oder weniger ausbleiben und durch merkwürdig verschachtelte Wendungen ersetzt werden, ist die Enttäuschung groß. Es mangelt dem Geist,
dem Fluch, den Charakteren, eigentlich allem an einem Motiv. Das macht den Film gerade gegen Ende extrem frustrierend und darüber kann auch die
mutige Richtung, in die sich der Film entwickelt nicht hinwegtrösten. Als kurzweilige Horrorunterhaltung kann "Someone Behind You" deshalb durchaus
herhalten, für mehr als das aber definitiv nicht.