Story: Chan Kwok-Ming (Francis Ng) ist Polizist und sitzt mit seiner Frau Mok Sum-Yi (Athena Chu)
im Auto in einem Stau. Während sie sich über ihre bevorstehende Scheidung unterhalten wird Chan Zeuge eines
bewaffneten Raubüberfalls und greift ein, obwohl er außer Dienst ist. Bei der folgenden Schießerei wird Chans Frau
von einer Kugel am Kopf getroffen.
Nach Wochen im Koma erwacht Sum-Yi wieder. Unter der Leitung ihres Arztes Ko Chun (Nick Cheung) erholt sie sich
langsam. Doch sie ist nicht mehr die selbe. Sie wird von Visionen und dem Geist einer Frau heimgesucht. Obwohl
sie mehr denn je die Hilfe ihres Mannes benötigt, ist dieser wieder mal mehr mit seiner Arbeit beschäftigt, als sich
um seine Frau zu kümmern.
Chan wird von einem Serienkiller auf Trab gehalten, der seine Opfer mit einer merkwürdigen
Wunde am Hals markiert. Als dann eines der nächsten Opfer durch eine Vision von Chans Frau gefunden wird, zeigt sich,
dass der Killer kein Unbekannter zu sein scheint...
Kritik: Der Plot von "Shiver" ist mit Sicherheit nicht gerade originell und auch an anderer Stelle klaut sich
Regisseur Billy Chung aus allen möglichen Genres zusammen, was ihm gerade gefällt. Auch wenn dieser Genre-Mix nicht
aufgeht, so schafft es Chung dennoch einen stylishen und unterhaltsamen Thriller auf die Beine zu stellen, der durch
einen kühl-düsteren Look besticht.
Anfangs sind wir noch versucht anzunehmen, dass es sich bei dem Film um einen Klon von "The Eye" handelt. Doch die
Crime-Story um einen Serienkiller belehrt uns eines besseren. Tatsächlich bekommen wir aber einige schön
gruselige Szenen zu sehen, und die Panik, die Sum-Yi mit der Zeit in den Wahnsinn treibt wird mit erstaunlicher
Authentizität von Athena Chu dargestellt.
Francis Ng dagegen stellt den ruhigen und kühlen Cop dar, der zwar seine Frau liebt, es ihr aber nicht zeigen kann.
Oft genug würde der Zuschauer ihn am liebsten zur Seite nehmen und ihm ein paar verpassen wollen, dafür wie er seine
Frau vernachlässigt und leiden lässt.
Nick Cheung darf als in sich gekehrter Arzt nur wenig von sich zeigen. Erst als wir ziemlich spät etwas mehr über seinen
Charakter erfahren darf er nochmal richtig aufdrehen.
Wenn auch relativ unwichtig, möchte ich nicht verschweigen, dass mir zu diesem Review leider nur die synchronisierte
chinesische und nicht original kantonesische Version vorlag. Wie es viele Synchronisationen an sich haben, ist diese
nicht wirklich gut gelungen und nimmt dem Film damit sicherlich einiges seines Stils.
"Shiver" bietet eine gut erzählte Story mit einigen Wendungen, die durchaus überraschen können. Das Tempo des Films
ist gut ausbalanciert, so dass sich die ruhigeren emotionalen Momente mit den Actionsequenzen in einem gelungenen
Verhältnis abwechseln. Mit einer Prise Selbstironie, ein paar blutigen Szenen und einigen Schockmomenten bleibt der Film
durchgehend spannend. Die Regie von Billy Chung ist über dem Durchschnitt und macht zusammen mit den Darstellern den
Film zu einem nicht weiter erinnernswerten, aber unterhaltsamen Filmerlebnis.
Kritik gibt es aber genügend loszuwerden. Während wir anfangs noch viele Elemente eines Horrorfilms haben, nehmen diese
im Verlauf des Films immer weiter ab, bis wir am Ende gar keine mehr davon vorfinden. Stattdessen wird der Film
immer mehr zu einem Copthriller mit immer mal wieder eingestreutem Drama. Auch wenn die Mischung aus Thriller und ein
wenig Drama nicht perfekt funktioniert, hätte der Regisseur besser getan sich nur auf diese beiden Genres zu
beschränken, anstatt sich auch noch aus dem Horrorgenre zu bedienen.
Die Story ist zwar spannend erzählt, gegen Ende wird sie aber schwächer. Viel zu einfach ist zu erraten, wer der Täter
ist, nur das Warum weiß zu gefallen. Es gibt viele Logiklöcher, eine zu konstruiert wirkende Auflösung und ein
Meer aus übertriebenen Emotionen. Das Verhalten einiger Charaktere wird nie geklärt, über viele von ihnen
wissen wir auch einfach zu wenig und mit Cop Chan können wir uns erst relativ spät wirklich identifizieren.
Trotzdem fällt es uns nicht schwer mit den Charakteren zu leiden und zu kämpfen.
Billy Chung schafft hier nichts Neues, klaut aber gut von anderen Filmen zusammen. Sein Endprodukt ist ein wirrer
Misch-masch, der aber durch saubere Regie, gute Darsteller und netter Story zusammengehalten wird. Mal gruselig,
dann wieder spannend, actionreich oder dramatisch kann "Shiver" das Interesse des Zuschauers aufrecht erhalten.
Besonders das Augenzwinkern, das Chung an einigen Stellen, vor allem der letzten Szene, mit einarbeitet ist
bezeichnend für den Stil des Films. Ein netter Abend ist mit "Shiver" garantiert, wenn auch nicht mehr.