Story: Immer häufiger tauchen in Japan Kaiju auf, Monster, die Chaos und Zerstörung anrichten. Die Spezialeinheit SSSP hat die Aufgabe, Schwachstellen der Monster ausfindig zu machen, sodass diese vernichtet werden können. Hiroko Asami (Masami Nagasawa) stößt neu zum Team und ihr Chef Kimio Tamura (Hidetoshi Nishijima) ist sofort von ihrem Eifer und ihren Fähigkeiten beeindruckt. Die anderen Team-Mitglieder, der herausragende Physiker Akihisa Taki (Daiki Arioka) und die Biologin Yumi Funaberi (Akari Hayami), heißen sie mit offenen Armen willkommen, doch ausgerechnet ihr Partner Shinji Kaminaga (Takumi Saitoh), der für die Strategie im Kampf gegen die Kaijus zuständig ist, ist ein ziemlich verschlossener Kerl. Beim nächsten Angriff eines Monsters taucht jedoch plötzlich ein riesiges humanoides Wesen auf und unterstützt die Menschen im Kampf. Auch beim nächsten Kaiju, das sein Unwesen treibt, eilt das als "Ultraman" getaufte außerirdische Wesen wieder zu Hilfe. Immer genau dann ist Kaminaga nie zur Stelle. Es braucht eine Weile, bis der Einheit klar wird, dass dieser sich in Ultraman verwandelt und selbst kein Mensch ist. Doch dann gibt es bereits eine neue Bedrohung. Ein weiteres außerirdisches Wesen taucht auf und bietet den Menschen im Kampf gegen die Kaiju Hilfe in Form technischen Know-Hows an. Tatsächlich hat das Wesen jedoch ganz andere Pläne und weiß zudem Ultraman gefangenzunehmen. Das ist aber nur eine der Niederlagen, die Ultraman zu verkraften hat.
Kritik: Um ehrlich zu sein, waren meine Erfahrungen mit dem Kaiju-Genre auf meine Kindheit beschränkt, wenn samstag- oder sonntagvormittags irgendein Godzilla-Streifen im Fernsehen lief. Dementsprechend ist es eher ein Zufall, dass "Shin Ultraman" den Weg auf meine To-Watch-Liste gefunden hat. Hauptgrund waren die durchweg positiven Kritiken gewesen plus eine gewisse Neugier, weil ich mir schlecht vorstellen konnte, wie man heutzutage erfolgreich das Prinzip eines komplett in Silbern verpackten Superhelden umsetzen will, ohne dass es lächerlich wirkt. Und ich muss zugeben, dass ich positiv überrascht wurde. Die Serie von 1967/68 wird angemessen modernisiert auf die Leinwand gebracht, während man gleichzeitig eine Hommage an das Original liefert und die auch visuellen Eigenheiten dieser Kaiju-Geschichte voll auslebt. Selbstverständlich mit dem nötigen Augenzwinkern.
Kurzgesagt handelt es sich hier um einen ungewöhnlichen, aber gelungenen Film. Das soll heißen, dass ein Publikum, welches sich absolut nicht von Filmen dieser Art angesprochen fühlt, auch einen Bogen um "Shin Ultraman" machen sollte. Aber auch wenn ich ebenso nicht die Zielgruppe bin, gibt es doch einige faszinierende Facetten an dem Streifen. Da wäre zum Beispiel die Regie von Shinji Higuchi, der sich auch für "Shin Godzilla" verantwortlich gezeichnet hat. Die Kameraeinstellungen und -fahrten sind teilweise recht mutig und erinnern wirklich an die 60er, sind aber nicht zu befremdlich, sondern machen sogar Lust auf mehr. Außerdem sind da noch die charmanten Spezialeffekte, die Plastik in Hochglanzoptik bieten, mit zuweilen ein paar weiteren Spezialeffekten zur Unterstützung. Die Liebe zum Detail und die Art und Weise, wie man den 60ern huldigt, ist einfach wunderbar gelungen.
Bei der Story muss man allerdings mit ein wenig mehr Durcheinander klarkommen. Eigentlich gibt es vielmehr verschiedene Episoden, die leider etwas zu schnell abgehandelt werden. Sobald ein neuer Bösewicht auftritt, macht er kurz darauf auch wieder einen Abgang, manchmal sogar, ohne dass es eine wirkliche Auseinandersetzung gab. Unglücklicherweise kann ich nicht beurteilen, in wieweit man auch bei der Geschichte dem Original so nahe wie möglich kommen wollte, aber es scheint klar, dass man hier einfach zu viel Material verbaut hat. Gegen Ende bekommt dann alles sehr epische Züge, ohne dass der Film aber seinem Stil untreu würde. Wirkliche Charakterentwicklung kann man bei den schnellen Entwicklungen aber nicht erwarten und so ist wohl der größte Minuspunkt, dass die Personen allesamt etwas eindimensional sind, auch wenn zuweilen sympathisch. Etwas mehr als lediglich ein paar Eigenheiten hätte man ihnen ohne Weiteres spendieren dürfen.
Darsteller Takumi Saito ("Reborn") kann als halb Mensch, halb Außerirdischer nur eine sehr distanzierte Darstellung abliefern und irgendwie hätte man sich mehr Widersprüche in ihm gewünscht. Schließlich wohnen in dem Körper mehr oder weniger zwei Wesen. Masami Nagasawa ("Mother") ist angenehm quirlig und schräg, tritt aber irgendwann leider in den Hintergrund. Viel gibt es auf Charakterebene also nicht und damit wird es auch mit der Zeit immer schwieriger, sich weiter für die Geschehnisse zu interessieren. Wie bereits erwähnt, halten die vielen stilistischen Überraschungen den Film aber auch dann am Laufen, wenn er eigentlich in ein Loch fällt. So scheinen Kameras in einer Tastatur zu stecken oder in anderen Objekten, sodass man an Spionagefilme erinnert wird. Dadurch wird immer wieder eine schöne Symbiose zwischen dem 60/70er-Jahre Stil des Films und einem modernen Look gefunden.
Das betrifft übrigens auch die praktischen Effekte, die niemals so kitschig aussehen, wie es damals der Fall war, aber dennoch einen ähnlichen Charme besitzen. Dank moderner Effekte besitzen die Kämpfe zwischen den Monstern aber auch überraschende Wucht. Man hätte sich daher noch mehr von ihnen gewünscht, aber der Film geht gegen Ende in eine etwas andere Richtung, auch wenn das durchaus passend ist. Ein wenig antiklimaktisch wirkt das Finale trotzdem. Optisch, aber auch akustisch - die Musik ist manchmal auch an den 60ern orientiert - ist "Shin Ultraman" ein mutiger und beeindruckender Film. Wer sich allerdings wie ich nicht zu den Fans des Genres zählt, wird ansonsten aber weniger begeistert von dem Streifen sein. Es ist ein wenig wie eine Kunstform, die einen selbst nicht anspricht, obwohl man ganz klar das Außergewöhnliche darin erkennen kann. Für das richtige Publikum ist "Shin Ultraman" damit auf jeden Fall eine Empfehlung wert, die anderen werden wohl wegen der diversen Eigenheiten auch hier nicht mit dem Kaiju-Genre warmwerden.