Story: Hui Man Keung (Leslie Cheung) ist ein taiwanesischer Spion und kann seiner Gefangennahme auf einem
Schiff entkommen. Er wird fast leblos an den Strand Shanghais gespült, wo er von dem kleinen Gangster Ding Lik
(Andy Lau) aufgenommen wird, der es ziemlich schwer hat in der Stadt Fuß zu fassen. Während Hui weiterhin nach der
Frau sucht, die ihn auf dem Schiff gefoltert hat, weil sie für die japanische Besatzungsmacht an eine Liste
von taiwanesischen Spionen kommen wollte, will Ding sich in seiner Organisation hocharbeiten um bei seiner
Angebeteten, Fung Ching Ching (Ning Jing) eine Chance haben zu können. Doch er macht sich die falschen Feinde
und so wird sein Haus in Brand gesteckt. Nur
dank Hui kann Dings Mutter aus dem Flammeninferno gerettet werden, weshalb Ding fortan tief in seiner Schuld steht.
Gemeinsam betreten Ding und Hui das Hauptquartier des Verantwortlichen und mit viel Glück bringen sie diesen nicht nur zur
Strecke, sondern übernehmen sogar noch dessen Position in der Triadenorganisation.
Hui versucht weiterhin seinen Auftrag für seine Regierung zu erfüllen um dann nach Hause zurückkehren zu können und
Ding die ganze Organisation zu überlassen. Allerdings droht die Freundschaft auseinanderzubrechen als klar
wird, dass Ching Ching kein Interesse an Ding Lik hat, sonder schon seit längerem die Geliebte von Hui ist...
Kritik: "Shanghai Grand" basiert auf einer alten TVB-Serie mit Chow Yun-fat, die den Namen "Shanghai Beach"
trägt. Der Film wirkt manchmal etwas zu hastig erzählt, bietet aber eine schöne Story, gute Kostüme, nette Sets und
genügend Motive wie Bruderschaft, Liebe und Verrat, die jeden HK-Filmfan sofort ansprechen werden. Außerdem gibt es
neben dem dramatischen Plot auch viel Action und äußerst harte, sowie blutig Szenen, die das Adrenalin durch die
Adern pumpen. Leider sind die Charaktere aber nicht gut genug ausgearbeitet, so dass sie nicht immer unser Interesse
aufrecht erhalten können. Irgendwie bleiben die Personen einfach zu distanziert für den Zuschauer, und das Tempo kann
auch nicht immer überzeugen.
Positiv auffallend sind aber die schönen Bilder. Das Shanghai der 30er Jahre wirkt hier fast schon nostalgisch und zu
jeder Zeit überzeugend. Die Kostüme und europäisch beeinflussten Gebäude sind eine Augenweide und lassen die Stadt
in einem glänzenden Licht erstrahlen. Besonders Leslie Cheung sieht in Anzug und Hut ungemein cool aus, wenn er
sich den Weg durch seine Gegner freischießt. Leider können wir mit ihm aber ebensowenig sympathisieren wie mit
Andy Lau. Cheungs Darstellung ist zu kühl und Laus Charakter wirkt oftmals einfach zu kaltblütig.
Weiterhin wird es dadurch erschwert mit irgendjemanden mitzufühlen, da der Film erzähltechnisch in drei Teile
gesplittet wurde.
Wir bekommen die Story aus der Sicht von Hui, Ding und Ching Ching erzählt, wobei letztere das Bindeglied zwischen
den Storys darstellt. Leider ist ihr Charakter aber einfach zu platt, als dass er wirklich als roter Faden dienen
könnte.
Hin und wieder wechselt die Story auch die Zeitebene, was das Verfolgen des Plots unnötig kompliziert macht.
Tatsächlich bietet die Story aber genügend Heroic-Bloodshed Zutaten auf hohem Niveau, so dass man sofort von ihr
gepackt wird. "Shanghai Grand" präsentiert seine Story aber viel zu hastig, ohne dabei genauer auf die einzelnen
Personen einzugehen, so dass sich der emotionale Impact in den dramatischen Szenen sehr in Grenzen hält. Eigentlich
haben wir immer eine gewisse Distanz zum Geschehen, was dazu führt, dass uns das Geschehen nie wirklich nahegehen kann.
Der Film hat auch mit einem unausgewogenen Tempo zu kämpfen. Es gibt zwar Action, doch ist diese nicht
optimal über den Film verteilt. Wenn dann aber die Kugeln herumfliegen, dann mit Style und viel Blut. Das Ausmaß an
Brutalität, das hier dargestellt wird ist typisch HK-like - sehr deftig und blutig.
Schlussendlich bekommen wir eine fast schon typische Triadengeschichte, die dank 30er Jahre Flair mit Chicago-Mafia-Optik
aufwarten kann. Dazu gibt es noch etwas Dramatik in Form einer Dreier-Liebesbeziehung und etwas politischen Hintergrund
in Form von Taiwan und seiner Besetzung durch die Japaner.
Interessant ist, dass in einer Nebenrolle als Huis Kontaktmann der koreanische Superstar Jung Woo-sung
("The Restless", "A Moment to Remember") zu sehen ist, als er noch am Anfang seiner Karriere stand.
Trotz der gelungenen Cinematografie fällt aber auf, dass einige Szenen etwas zu konstruiert wirken, wie z.B. die letzte
Schießerei auf schneebedeckter Straße oder der stellenweise etwas zu manipulativ eingesetzte Soundtrack.
Nichtsdestotrotz darf man Regisseur Poon Man-Kit nicht das Lob verweigern, das er für seine ambitionierte Regiearbeit
und vieler schöner Aufnahmen des Shanghai der 30er verdient hat.
"Shanghai Grand" ist typisches Hong Kong Kino über zwei Menschen, die Brüder werden, ein ganzes Imperium übernehmen und
schließlich auf unterschiedlichen Seiten landen. Glücklicherweise erweist sich die Story selbst als recht komplex und
bietet genügend Stoff um mehr als nur stereotype Genrekost darzustellen. Leider hätte man bei der
Ausarbeitung der Charaktere aber noch etwas mehr Feingefühl zeigen können. "Shanghai Grand" ist nicht annähernd so
mitnehmend oder nahegehend wie er hätte sein können. Die Action ist zwar sehr nett anzusehen, wie eigentlich alles
an dem Film, lässt aber auch etwas Substanz vermissen. Von einigen kleineren stylishen Szenen abgesehen.
Alles in Allem bekommen wir hier zwar kein außergewöhnliches Werk, aber doch nett anzusehende HK-Action-Kost.