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Original Title:
Shall we dansu?

Japan 1996

Genre:
Drama, Comedy

Director:
Masayuki Suo

Cast:
Koji Yakusho
Tamiyo Kusakari
Hideko Hara
Naoto Takenaka
Eriko Watanabe
Yu Tokui
Hiromasa Taguchi
Reiko Kusamura
Ayano Nakamura


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Shall we dance

Story: Sugiyama (Koji Yakusho) ist der typische japanische Angestellte Mitte 40. Er hat einen harten Bürojob und eine Frau und Tochter, die ihn zu Hause erwarten.
Gerade hat er für seine Familie ein neues Haus gekauft. Wegen der noch andauernden Hypothekenzahlung ist es auch nicht sehr gut mit dem Geld bestellt. In seinen Depressionen versinkend, erblickt Sugiyama eines Tages aus dem Zug Mai (Tamiyo Kusakari), die Tanzunterricht gibt. Um sie näher kennenzulernen und aus seinem tristen Alltag auszubrechen, beschließt er heimlich Tanzunterricht zu nehmen. Obwohl er seinen Entschluss oftmal hinterfragt und sich Mai ihm gegenüber sehr kühl verhält, kann er doch nicht leugnen, dass er Gefallen an dem Unterricht findet.
Sugiyamas Frau Masako (Hideko Hara) wundert sich über die plötzliche Lebensfreude ihres Mannes und befürchtet eine Affäre. Sie beauftragt einen Privatdetektiv ihrem Mann hinterher zu spionieren. Schließlich erfährt sie von der neuen Leidenschaft ihres Lebensgefährten und geht heimlich auf einen Amateurwettbewerb um ihren Mann mit eigenen Augen tanzen zu sehen.

Kritik: "Shall we dance" ist das Original, das vor nicht allzu langer Zeit als Remake mit Jennifer Lopez und Richard Gere in die Kinos kam. Während es sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass ich einmal in die missliche Lage komme, mir dieses Machwerk anzusehen, hatte ich dennoch keine Probleme damit, mir Masayuki Suos Version zu Gemüte zu führen. Das gute am asiatischen Kino ist, dass man selbst mit einem Tanzfilm gut unterhalten werden kann, sogar wenn man jene wie in meinem Fall eher meidet. Zum Glück beweist Suo, dass wir vom japanischen Kino mit Recht mehr erwarten dürfen als von kitschigen Hollywood-Werken.

"Shall we dance" ist ein Drama, das sich der Thematik des sozialen Rollenzwangs annimmt. Sugiyama funktioniert wie ein Uhrwerk, hat eine Hypothek abzuzuzahlen und eine nette kleine Familie. Das er mit diesem Leben nicht wirklich glücklich sein kann ist klar und so entdeckt er den Tanz als Ausdruck die Schranken, die ihm die Gesellschaft auferlegt hat, zu durchbrechen. Das ist umso bemerkenswerter, als dass in Japan das Tanzen, speziell der Ballsaal-Tanz sehr verpönt ist. Ein Mann tanzt in der zugeknöpften Businesswelt Japans einfach nicht.

Sein anfängliches Interesse für das Tanzen entwickelt Sugiyama wegen seiner Zuneigung zu Mai. Doch "Shall we dance" geht nicht den typischen Weg eines Seitensprungs mit anschließendem melodramatischen Schwerpunkts, sondern beleuchtet die Beziehung der Beiden relativ professionell. Es geht vielmehr um die innere Veränderung, die Sugiyama mitmacht. Das Drama, das sein Leben mit sich zieht ist also eher subtil und steht deshalb auch meistens im Hintergrund. Durchgehend besitzt der Film nämlich eine erstaunliche Wärme, die den Zuschauer beim Anschauen einhüllt. Dazu tragen unter anderem die großartigen Charaktere und der dezente Humor bei. Manchmal gibt es aber auch Szenen, die in ihrer Situationskomik so genial und gewitzt sind, dass man laut auflachen muss. Der Comedy-Anteil kommt also keineswegs zu kurz.

Die Darsteller sind alle sehr gut gewählt. Koji Yakusho gibt als introvertierter, seriöser Geschäftsmann eine beeindruckende Darstellung ab und so fällt es dem Zuschauer leicht sich mit ihm zu identifizieren. Seine langsame Wandlung ist ebenfalls sehr glaubwürdig dargestellt. Wegen seiner relativ ruhigen Art wird ihm aber des Öfteren von Naoto Takenaka, der den heißblütigen Latin-Tänzer Aoki mimt, die Show gestohlen. Takenaka spielt den eigentlich ruhigen Arbeitskollegen Sugiyamas, der sich sobald er sich eine Perücke aufgesetzt hat, zu einem anderen Menschen mutiert, der in seiner unglaublich extrovertierten tänzerischen Ausdrucksweise eigentlich schon wieder zu viel des Guten liefert. Neben ihm können aber auch die anderen Schauspieler mindestens ordentliche Leistung abliefern. Löblich ist auch, dass Regisseur Masayuki Suo mit den anderen Charakteren noch einige Nebenhandlungen einbaut, die sich aber keineswegs störend auf das große Ganze auswirken.
Einzig und allein Tamiyo Kusakari als Mai kann nicht gänzlich übezeugen. Ihre Darbietung ist zu oberflächlich und kühl geworden, was gerade deshalb störend ist, da sie ja eigentlich eine der Hauptdarsteller ist. Auch wenn man im Film nicht oft das Gefühl hat.

Wer Spaß am Tanzen hat, wird hier seine wahre Freude haben. Obwohl natürlich der Tanz nur als Mittel zum Zweck des aus sich Herausgehens Sugiyamas ist, steht dieser doch zweifelsohne im Vordergrund. Viele Tanzschritte werden gezeigt, manchmal durch ein paar komische Momente untermalt. Außerdem gibt es einige Ballsaal-Wettbewerbe, die allesamt sehr schön anzusehen sind und mit ihrer Pompösität begeistern können. Wenn man damit was anfangen kann... Ich muss gestehen, dass auch wenn ich den Tanz als künstlerische Ausdrucksform akzeptiere nicht viel damit anfangen kann. Doch auch für die hat "Shall we dance" einige nette Momente zu bieten. Gerade die sichere Regie Suos, die überwiegend großartigen Darsteller und die gelungene Ernsthaftigkeit mit der das Thema, trotz eingestreutem Humor, behandelt wird, machen den Film zu einer gelungenen Reise in das Leben eines Mannes, der sich endlich von den von der Gesellschaft vorgeschriebene schablonenartigen Lebensweise lossagt und tatsächlich anfängt zu leben!

Da mich das Tanz-Motiv nicht sonderlich begeistert hat, auch wenn es nicht wirklich störend war, bekommt der Film ein paar kleinere Abzüge, auch wenn das dem ein oder anderen verständlicherweise etwas unangebracht vorkommen mag. Wer das allerdings im Hinterkopf behält und doch eher vernarrt in Tanzfilme ist, kann sich ja einfach auf die Wertung einen Punkt raufaddieren. Besser als das Remake ist "Shall we dance" auf jeden Fall, auch wenn mir eigentlich der Vergleich wegen Unkenntnis des Remakes versagt bleiben müsste. Aber mal ganz ehrlich: Besser als eine Romantikkomödie mit dem Paar Lopez/Gere ist gar nicht so schwierig...

(Autor: Manfred Selzer)
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