Story: Hyeon-woo (Jang Hyeok) wurde von seiner Freundin verlassen und kommt nicht darüber hinweg. Neben seinen Selbstmordgedanken schleichen
sich auch immer mehr seiner Fantasien in die Realität. Sein Freund, der Schönheitschirurg Min-seok (Jo Dong-hyeok), hat derweil mit seiner Sexsucht zu
kämpfen. Er betrügt seine Ehefrau Soo-yeon (Lee Min-jeong) bei jeder Gelegenheit, bis er schließlich deswegen von jemandem tyrannisiert wird. Min-seok beschließt
etwas gegen seine Sucht zu unternehmen und Hyeon-woo begleitet ihn zu einem Psychiater. Dort trifft Hyeon-woo auf eine Psychaterin (Hwang Woo-seul-hye), der
er sich anvertraut. Hyeon-woo steht in seiner Krise außerdem der Banker Jin-hyeok (Lee Sang-woo) zur Seite, der nach zwölf Jahren aus Amerika
zurückgekommen ist. Die zwei und Min-seok sind seit ihrer Kindheit befreundet und anscheinend waren Soo-yeon und Jin-hyeok vor zwölf Jahren ein Liebespaar.
Auch jetzt haben die beide noch Gefühle füreinander. Während sich eine Beziehungskatastrophe anbahnt, versucht Hyeon-woo nach wie vor seine Ex-Freundin
aus dem Kopf zu bekommen und seiner Psychosen Herr zu werden.
Kritik: "Searching for the Elephant" ist ein eigenartiger Film und nicht jeder wird mit ihm glücklich werden können. Grund dafür ist vor
allem die oftmals überstilisierte Regie und ein Drehbuch, dessen roter Faden zu oft zugunsten technischer Spielereien ignoriert wird. Damit entwickelt sich
der Plot recht unzusammenhängend und mit seiner Überlänge tut der Film dem ungeduldigen Zuschauer, der wissen will, wo alles letztlich enden soll, auch
keinen Gefallen. Dennoch zeichnet dieses Thriller-Drama einen besonderen Reiz aus, der vor allem durch die Sicht des Protagonisten Hyeon-woo getragen wird,
dessen zerbrechliche Psyche immer wieder Fantasie und Realität miteinander verschmilzt und den Zuschauer damit auf eine interessante Achterbahnfahrt
mitnimmt.
Den Auftakt macht ein augenscheinlicher Mord, doch lange Zeit, fast bis zum Ende, bewegen wir uns danach in einer Rückblende. Hyeon-woos Freunde werden uns
vorgestellt und man braucht eine Weile, bis man die verschiedenen Charaktere voneinander unterscheiden kann. Es hilft nämlich auch nicht, dass man anfangs
nur schwer abschätzen kann, ob wir uns in der Rückblende in chronologischer Reihenfolge fortbewegen. Außerdem wird man oft damit überfordert, genau
festmachen zu können, in welcher Beziehung wer zu wem steht. Glücklicherweise werden die Dinge mit der Zeit jedoch klarer und die Charaktere werden immer
ausdifferenzierter. Nach einem Thriller sieht "Searching for the Elephant" zwar wegen seines recht düsteren Tons immer aus, aber zum Großteil erweist
sich der Film als Drama, das uns mit in die Welt dreier Freunde nimmt, die alle ernsthafte Probleme haben.
Hyeon-woos Probleme scheinen an sich trivial, so hat ihn seine Freundin verlassen und er möchte nicht mehr weiterleben. Doch bei ihm zeigen sich schwerwiegende
Psychosen, die immer schlimmer werden. Auf technischer Ebene bedeutet das den Einsatz von einigen CGI-Sequenzen, von denen die meisten gelungen sind, aber eben
nicht alle. Am Himmel wandert ein Elefant, Hyun-woo treibt alleine in einer überschwemmten Großstadt dahin oder während der Dialoge im Auto wandert die
Kamera nach außerhalb des Wagens und dann wieder hinein. Regisseur Jeong Seung-goo, der in einer Nebenrolle als Psychiater zu sehen ist, hat in seinem
Debütwerk eindeutig Spaß, Hyeon-woos Ausflüge in die Fantasie auf die Leinwand zu bringen. So gut gelungen diese zumeist auch sein mögen und den eigentlichen
Charme des Films ausmachen, sie lenken auch von der eigentlichen Geschichte ab.
Jang Hyeok ("The Flu", "The Client") stellt den am Rande des Wahnsinns wandelnden Protagonisten
überzeugend dar, Jo Dong-hyeok und Lee Sang-woo, beide hauptsächlich aus Dramaserien bekannt, tendieren leider zum übertriebenen Schauspiel, auch wenn es
niemals wirklich dem Film schadet. Lee Min-jeong ("Cyrano Agency") kommt in ihrer Rolle leider zu kurz. Ohnehin scheinen
aber die diversen Ausflüge des Regisseurs ins Fantastische die eigentlichen Stars des Films zu sein. Das führt aber dazu, dass beispielsweise die Episode
um die Psychiaterin etwas zu losgelöst vom Rest der Geschichte wirkt. Überdies handelt es sich hierbei auch um ein Beispiel für eine gewisse Vorhersehbarkeit
der Entwicklungen des Drehbuchs. Es gibt aber auch Überraschungen, die gerade am Ende überrumpeln können.
Mit seinen stark erotischen Szenen bekommt man manchmal den Eindruck, "Searching for the Elephant" sei ein Erotik-Thriller, aber dem ist nicht so. Ein eindeutiges Genre ist aber auch gar nicht festzumachen. Das mag den einen oder anderen irritieren, aber im Grunde geht es um Liebe und Freundschaft und die düsteren Seiten dieser. Die Individuen der Geschichte sind allesamt verletzt, missverstanden und psychisch krank, was die Metapher um den Elefanten, der als Orientierungsboje in einem dunklen, chaotischen Gefühlsmeer fungiert, gut funktionieren lässt. Am Ende bekommt der Film eine stark thrillerhaltige Note, womit einmal mehr das Wechselhafte des Drehbuchs unterstrichten wird. Mit 146 Minuten ist das Drama auch recht ausgedehnt, aber gerade das hilft uns, den Charakteren näher zu kommen. Die innovative Regie, ein im Grunde guter Plot und der zuweilen düstere Ton haben für mich die negativen Aspekte eindeutig aufgewogen. Das mag allerdings nicht jeder so sehen und so verwundert es nicht, dass es dieser Film bereits auf eine Kritikerliste der am meisten unterschätzten koreanischen Filme der letzten Jahre geschafft hat.