Story: Eigentlich sollte Ho-chang (Im Chang-jeong) Urlaub haben. Da sein Boss aber wegen eines Autounfalls im Krankenhaus landet, muss er
nach Gwangju, um dort für das Baseball-Team seiner Schule den Werfer Sun Dong-yeol zu scouten. Eine verfeindete Schule hat ihn aber fast schon für sich
gewonnen und so hat Ho-chang sogar Probleme Dong-yeol auch nur zu treffen. Wen er allerdings in der Stadt trifft, ist eine alte Freundin aus seiner Studienzeit.
Se-yeong (Eom Ji-won) hat ihn damals aus heiterem Himmel verlassen und so herrscht zwischen ihnen eine unangenehme Atmosphäre, als er an der Schule, an der sie
unterrichtet, für den Sportlehrer einspringt. Der ehemalige Gangster Geon-tae (Park Cheol-min) vermutet, dass Ho-chang ihm seine Freundin ausspannen will
und setzt daher alles daran, Ho-chang loszuwerden. Dafür reaktiviert er sogar alte Kontakte, um Ho-chang zu helfen, an Dong-yeol heranzukommen. Ho-chang
will nämlich, sobald er den Vertrag mit dem Werfer unterschrieben hat, schnellstmöglich wieder nach Seoul, denn im Jahr 1980 spitzt sich die Lage zwischen
protestierenden Stuedenten und Regierung immer weiter zu.
Kritik: Es dürfte mittlerweile nichts Neues mehr sein, dass Südkorea verrückt nach Baseball ist. In der Komödie "Scout" spielt, trotz
anfänglichem Schwerpunkt auf diesem Thema und der Suche nach dem berühmten Werfer der 80er, Sun Dong-yeol, der Sport jedoch nur eine untergeordnete Rolle.
Der Film wird gegen Ende sogar erstaunlich ambitioniert, auch wenn es für koreanische Filme nichts Außergewöhnliches mehr ist, dass Komödie, Romanze und
Drama zusammengewürfelt werden. Dennoch sieht man trotz einiger kritischer Punkte immer wieder, dass hier ein Regisseur am Werk war, der äußerst
vielsprechendes Talent besitzt und deshalb später schließlich mit "Cyrano Agency" Erfolg haben durfte. "Scout" dagegen ist noch ein sehr unbekanntes Werk,
das die mangelnde Unaufmerksamkeit bei genauerer Betrachtung jedoch gar nicht verdient hat.
Was einem sofort ins Auge fällt, ist die Liebe zum Detail, mit der Regisseur Kim Hyeon-seok seine Reise in die Vergangenheit auf den Bildschirm bringt. Selten
hat man eine bessere Reise in die 80er Südkoreas gesehen. Das reicht von den Autos auf den Straßen bis zu der Innenausstattung der Räume und den Fernsehberichten,
welche die Protagonisten immer wieder in dem Film mitverfolgen. Denn es handelt sich um eine politisch brisante Zeit, in der "Scout" spielt, nur wenige
Tage vor der Ausrufung des landesweiten Ausnahmezustands am 18. Mai 1980 und dem folgenden Gwangju-Massaker. Trotz dessen behält der Film die meiste Zeit
einen leichtherzigen Ton bei. Die Art, wie er dabei die Genres mischt, ist erstaunlich wenig störend, nur gegen Ende kommt das Drama selbstverständlich etwas
stärker in den Vordergrund.
Immer mal wieder gibt es auch ein paar kleine Einschübe, in denen wir die Entwicklung der Beziehung zwischen Ho-chang und Se-yeong in den 70ern zu sehen bekommen.
Auch diese Jahre werden uns mit bekannten Marksteinen wie dem Tod Bruce Lees näher gebracht. Allerdings macht sich an dieser Stelle auch eine ganz eindeutige
Schwäche des Films bemerkbar. Anfangs legt der Film seinen Fokus hauptsächlich auf das Talentscouten. Obwohl sich die beiden Protagonisten nach
langer Zeit wiedertreffen und man weiß, das früher etwas zwischen ihnen gelaufen ist, wird diese Geschichte zuerst sträflichst vernachlässigt und
drängt sich erst später in den Vordergrund, mitsamt besagter Rückblenden, um am Ende sogar fast zum Hauptthema des Films zu werden. Das gibt "Scout" eine
unnötige Zweiteilung.
Großes Lob gebührt jedoch den Darstellern und wie ihre Charaktere ausgearbeitet wurden. Selbst die Nebencharaktere wirken erstaunlich plastisch.
Park Cheol-min punktet als ehemaliger Gangster, der sich der Poesie zugewandt hat, und mit Dong-yeols Familie gibt es einige der unterhaltsamsten Szenen.
Hauptdarsteller Im Chang-jeong ("Miracle on 1st Street") darf seinen Charakter auf sehr sympathische Weise spielen und muss nicht die für ihn typische
peinlich extrovertierte Rolle übernehmen. Dennoch bildet Eom Ji-won ("Like You Know It All") einen ruhigen Gegenpol zum ansonsten heiteren Rest. Ihr Charakter
scheint mehr Tiefe und Geheimnisse zu haben, als wir schlussendlich zu sehen bekommen. Die Darsteller tragen nicht nur den Humor, der neben ein paar wenigen
Slapstick-Einlagen einige gute Gags bereithält, sondern stellen eben auch tatsächliche Individuen dar.
Fraglich bleibt dann aber der Anspruch des Films, die geschichtlichen Ereignisse mit einfließen zu lassen. Ho-chang hält sich aus allen politischen
Angelegenheiten raus, wird von ihnen dennoch eingeholt. Ab und zu sehen wir ein paar Studentenproteste, gegen Ende verlagert "Scout" seinen Schwerpunkt aber
etwas zu stark auf die politische Schiene, auch wenn dies Raum für ein nettes Finale gibt. Immerhin gelingt es Regisseur Kim Hyeon-seok den Bogen zur
Romanze zu schließen und verleiht seinem Film ein erstaunlich erwachsenes Ende, das aber nicht ganz zum Ton der Komödie passen mag. Kim ist sehr ambitioniert
an "Scout" herangegangen, der Genre-Mix funktioniert auch durchgehend gut, doch eben nicht an jeder Stelle. Wirkliches Manko ist damit, dass der Regisseur
einmal zu häufig seinen Fokus verlagert. Trotzdem hat man am Ende das Gefühl, dass dieser Film völlig zu Unrecht in der Versenkung verschwunden ist.