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Original Title:
Samaria

South Korea 2004

Genre:
Drama

Director:
Kim Ki-duk

Cast:
Kwak Ji-min
Lee Eol
Han Yeo-reum
Young Oh
Kwon Hyun-Min


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Samaritan Girl

aka Samaria

Story: Yeo-jin (Kwak Ji-min) und Jae-yeong (Han Yeo-reum) sind gute Freundinnen. Sie wollen gemeinsam nach Europa und um die Tickets bezahlen zu können, prostituiert sich Jae-yeong. Yeo-jin macht die Treffpunkte und die Bezahlung mit den Klienten aus, doch irgendwie fühlt sie sich dabei schmutzig. Jae-yeong dagegen baut zu jedem ihrer "Kunden" eine kleine Beziehung auf, die über Sex hinausgeht. Sie sieht sich als die Inkarnation der legendären Prostituierten Vasumitra, die ihre Klienten indirekt zum Buddhismus bekehrte.
Yeo-jin ist nicht glücklich darüber, was für eine Beziehung Jae-young zu ihren Kunden aufbaut. Sie hat nicht nur moralische Zweifel an ihren Taten, sondern empfindet unterbewusst auch Neid. Schließlich kommt es aber zu einem Unfall, der alles ändert. Yeo-jin selbst schläft jetzt mit Jae-yeongs Männern und gibt ihnen das Geld, das sie bezahlt haben wieder zurück, als Teil einer Art Wiedergutmachung und Sühne. Dieses Verhalten bringt auch in den Männern Gefühle hervor. Doch alles steuert plötzlich auf ein Desaster zu, als Yeo-jins Vater, Detective Yeong-ki (Lee Eol), von dem geheimen Leben seiner Tochter erfährt. Er schleicht seiner Tochter hinterher und konfrontiert ohne ihr Wissen deren Klienten. Dabei kommt es auch zu blutigen Auseinandersetzungen...

Kritik: "Samaritan Girl" ist ein Drama über den Verlust, die Sünde und Schuld. Auch wenn sich dies zuerst nach einem fast schon religiösen Film anhört, und dank einiger Dialoge und Bilder kann man einen gewissen Katholizismus nicht leugnen, so bleibt Kim Ki-duks ("3-Iron", "The Bow") Werk doch zum Glück jedem Publikum zugänglich. Im Gegensatz zu seinen anderen Werken spart Kim diesmal auch nicht an Dialogen oder Kommunikation im Allgemeinen, so dass man hier einen ungewohnt leichten Einstieg in den Film bekommt. Anfangs fühlt sich Kims Werk gar nicht wie ein Art-House Film an, aber schnell erkennen wir seine Handschrift in etlicher Symbolik oder bestimmten Szenen wieder. Gegen Ende wird "Samaritan Girl" dann auch tatsächlich immer mehr zu einem Film, wie wir ihn von Kim Ki-duk erwartet hätten. Langsam im Erzähltempo, aber voller wertvollem Inhalt und Integrität.

Regisseur Kim wendet sich in seinen Filmen immer mehr dem inneren Zerfall seiner Protagonisten zu. Religion spielt dabei eine immer größer werdende Rolle und so verwundert es nicht, dass auch diesmal Kims Film als eine Charakterstudie bezeichnet werden kann.
Die Prostitution Minderjähriger ist ein heikles Thema, doch bekommen wir dieses diesmal nicht mit dem dazugehörigen erhobenen Zeigefinger eines Moralapostels präsentiert, wie es sich vielleicht gehören würde. Stattdessen beleuchtet Kim seine Protagonisten und deren Taten mit ungewöhnlicher Objektivität und gerade das Verhalten von Jae-yeong ruft in uns einige Fragezeichen hervor. Sie gibt uns tatsächlich den Eindruck, als wenn sie nicht ihren Körper verkaufen würde, sondern darüber hinaus eine viel wichtigere Beziehung mit ihren Kunden einginge. Sie erkundigt sich nach deren Beruf, redet mit ihnen und freundet sich sogar mit ihnen an. Dabei kann man nicht abstreiten, dass sie in ihrer Art fast schon einer Heiligen gleicht, weil ihr trotz allem eine gewisse Unschuld anhaftet. Großes Lob gebürt hier auch der gelungenen schauspielerischen Leistung von Han Yeo-reum, die dieses Kunststück zustande bringt.

Natürlich ist auch diesmal wieder die Liebe eines der Motive, die im Vordergrund stehen. Kein Wunder also, dass zwischen den beiden Hauptprotagonistinnen eine lesbische Beziehung nicht zu leugnen ist. Die Szene, in der sich die beiden Mädchen gegenseitig waschen, sei hier nur ein Beispiel dafür.
Wer jetzt allerdings bei den etwas schlüpfrigen Beschreibungen glaubt, dass er eindeutige Szenen zu sehen bekommt, hat sich getäuscht. Kim Ki-duk weiß, wie er diese durch gekonnte Schnitte und Sprünge vermeiden kann und bewahrt sich damit die Integrität, die nötig ist, damit sein Drama überhaupt funktioniert.
Neid bzw. Eifersucht spielen ebenso eine große Rolle, denn Yeo-jin will nicht, dass ihre Freundin zu ihren Kunden eine innige Beziehung aufbaut. Doch nach einem Twist versucht Yeo-jin ihre Freundin von ihren Sünden reinzuwaschen, indem sie selbst die Sünden auf sich nimmt, bzw. glaubt, für diese Sühne leisten zu können. Allerdings wird ihr dafür erst viel später tatsächlich die Möglichkeit gegeben, wie sich herausstellen soll.

Yeo-jin verliert ihre Freundin und Yeo-jins Vater verliert seine Tochter, bzw. das unschuldige Bild, das er von ihr hat, als er erfährt, was sie macht. Hier ist der Moment, in dem auch er anfängt, Sünden auf sich zu nehmen. Manch einer mag sogar die gesamten sieben Todsünden in dem Film wiederfinden, doch ist es müßig, darüber zu spekulieren, was Kim tatsächlich beabsichtigt hat, unterzubringen und was der Zuschauer einfach nur überinterpretiert. Als Beispiel sei hier angemerkt, dass Kim seinen Film in drei Akte unterteilt hat. Der erste nennt sich "Vasumitra" und hat hauptsächlich Jae-yeong im Mittelpunkt, der zweite Akt heißt "Samaria" durch den wir von Yeo-jin geleitet werden und der dritte Akt heißt "Sonata" und dreht sich um Yeong-ki (bzw. seine Beziehung zu seiner Tochter). "Sonata" bezeichnet aber gleichzeitig auch ein Musikstück, das in drei Teile aufgeteilt ist, wobei der erste Teil ein schnelles, temporeiches Stück ist, während der zweite Teil eher ruhig und traurig ist, und im dritten Teil werden dann wieder Aspekte und Themen aus dem ersten Teil aufgegriffen. Diese Definition lässt sich sehr gut auf die Aufteilung des Films übertragen, doch tatsächlich erklärt uns Kim Ki-duk selbst in einem Interview, dass er mit "Sonata" lediglich das Autofabrikat von Yeong-ki meinte...
Wie mit vielen literarischen Werken ist es nicht wichtig, was der Autor tatsächlich ausdrücken wollte, sondern das, was der Leser aus dem Gelesenen mitnehmen kann, ist bedeutend. Und das ist hier sehr viel. Schließlich wird der Leser beim Lesen durch seine Interpretationen selbst zum Autor.

Dennoch ist nicht zu leugnen, dass uns Regisseur Kim wieder einmal mit viel Symbolik und Tiefsinn versorgt. Traumsequenzen haben ebenso ihren Weg in den Film gefunden wie Dialoge, in denen es mehr zu entdecken gibt, als es auf den ersten Blick scheint. Gegen Ende werden die Personen allerdings sprechfaul und es gilt, aus den Bildern und Mimiken zu lesen. Dank der hervorragenden Schauspieler ist das nicht sonderlich schwer, dennoch gibt es genügend Szenen, die einem beim ersten Mal Anschauen nicht vollkommen klar sein werden. "Samaritan Girl" ist ein Film, der fast schon darum bettelt, zweimal gesehen zu werden.
Auch wenn der Film weniger brutal ist als manche früheren Werke von Kim Ki-duk, so gibt es doch einige Szenen, die obwohl nicht explizit dargestellt, doch einiges an Emotionen aufwühlen können. Hier seien weniger die blutigen Szenen gemeint, sondern eher jene, in der z.B. Yeo-jin ihre Jungfräulichkeit an einen Mann verkauft, den die im Krankenhaus liegende Jae-yeong noch ein letztes Mal sehen will, der aber eben nur mitkommt, wenn er auch etwas dafür bekommt...
Eine noch härtere Szene ist jedoch jene, in der Yeong-ki einen Kunden seiner Tochter mit dessen gesamter Familie am Esstisch konfrontiert.

"Samaritan Girl" bietet einige traumhaft schöne Bilder, womit die Naturaufnahmen gegen Ende gemeint sind, und der Regisseur beweist eine überaus sichere Hand. Kim ist diesmal auch selbst wieder für das Drehbuch verantwortlich und kann mit einem außergewöhnlichen Drama überzeugen, das ungewohnt viele Emotionen hervorrufen kann und den Zuschauer schlussendlich richtiggehend innerlich aufwühlt. Die Musik trägt zur frustrierend-schönen Atmosphäre bei, nur das Ende will nicht hundert Prozent gefallen. Hier löst sich alles zu sehr im Nichts auf, bzw. es verläuft sich etwas zu langsam. Gerade das schnellere Tempo am Anfang war für einen Kim Ki-duk Film sehr erfrischend, doch gegen Ende baut das Tempo immer mehr ab. Was nicht heißen soll, dass es hier weniger zu interpretieren oder zu reflektieren gibt.

Einige Kritiker haben angemerkt, dass Kim Ki-duk immer selbstverliebter wird und sich einem gewissen Mainstream Art-House Kino hingibt, um den Preisverleihern zu gefallen. Dem kann ich mich so nicht anschließen, denn nur weil Kim mit seinem Art-House Kino anfängt, Erfolg zu haben und dieser somit gezwungenermaßen zum Mainstream wird, macht das seine Filme doch nicht gleich schlechter. "Samaritan Girl" jedenfalls konnte mich trotz des absackenden Tempos am Ende außergewöhnlich stark bewegen und das eben nicht auf die Art, wie es Dramen gerne machen, nämlich indem sie auf die Tränendrüse drücken. Kim Ki-duk bietet da viel mehr.

(Autor: Manfred Selzer)
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