Story: Hyun-jung (Moon So-ri) ist schon seit längerem mit ihrem Freund Min-suk (Lee Seon-gyun) zusammen und
die Eltern der Frau drängen sie darauf, doch endlich eine Heirat in Erwägung zu ziehen. Zur gleichen Zeit versucht
der schüchterne Sang-hoon (Kim Tae-woo) Hyun-jung näher kennenzulernen, aber die Frau weist den Mann, der im gleichen
Gebäude wie sie arbeitet, zurück, da sie bereits vergeben ist. Allerdings trennt sich ihr Freund dann aus heiterem
Himmel von ihr, sodass sie verletzt und einsam zurückgelassen wird. Sie lässt sich dann auf ein paar Dates mit
Sang-hoon ein, und obwohl die ersten Treffen nicht wirklich gut verlaufen, werden die zwei schließlich ein Paar. Nach
ihrer Heirat wird Sang-hoon jedoch von seiner Firma für 6 Monate in eine andere Stadt versetzt. Das verheiratete Paar
sieht sich nicht mehr so oft, bis Hyun-jung herausfindet, dass sie schwanger ist. Sie kündigt ihren Job und zieht zu
Sang-hoon. Doch in ihrer Beziehung gibt es Lügen und es werden Fehler gemacht. Das Paar droht sich auseinander
zu leben...
Kritik: "Sa-kwa" ist ein interessanter und ehrlicher Film. Das zeigt sich auch schon gleich im Titel, denn
das internationale Publikum hat ausnahmsweise mal keinen englischen Titel spendiert bekommen. Grund dafür ist wahrscheinlich,
dass die Doppeldeutigkeit des Titels beibehalten werden sollte, denn dieser bedeutet genauso "Apfel" als auch "Entschuldigung".
"Apfel", weil der Film durchaus auch leicht religiöse Momente hat und mit diesem Bild der Frucht auf den Garten Eden
und den Baum der Erkenntnis hingewiesen werden soll. Erkenntnisse sammeln die Protagonisten nämlich zahlreiche im
Laufe des Films und man kann durchaus auch sagen, dass sie deshalb aus ihrem Paradies verstoßen werden, aber es gibt
eben auch noch die Möglichkeit der Entschuldigung. Und diese hat nicht nur einer der Charaktere zu leisten, sondern
gleich mehrere, denn "Sa-kwa" orientiert sich stark am wahren Leben, sodass es in dem Drama der Beziehungen nicht nur
einen alleinigen Schuldigen gibt.
Zugegeben, auch wenn man etwas mehr Interpretationsarbeit leisten muss um sich der Deutung des Apfels anzunähern, so
kommt der Film ansonsten sehr realistisch und angenehm natürlich daher. Hyun-jung stellt dabei die eigentliche
Protagonistin des Films dar. Wir bekommen einen Einblick in einen größeren Abschnitt ihres Lebens und wie ihre
auf den ersten Blick perfekte Beziehung ohne wirkliche Voranmeldung in die Brüche geht. Doch Sang-hoon steht schon
seit längerem bereit den Platz als Hyun-jungs Freund einzunehmen. Die ersten Dates sind dabei irgendwie eher kühl
und die beiden scheint auch nicht viel miteinander zu verbinden. Hyun-jung bringt dies sogar zur Sprache und möchte
keine weiteren Dates mehr, aber schließlich kommt es doch dazu und die beiden heiraten sogar. Das mag etwas plötzlich
kommen, aber der Druck der Mutter, denn diese will ihre Tochter endlich verheiratet sehen, tut sein Übriges um Hyun-jung
zu dieser Entscheidung zu bringen. Interessanterweise läuft aber alles gut und Hyun-jung lernt sogar nach der Heirat
ihren Mann lieben.
Die erste Hälfte des Films ist dabei auch recht unterhaltsam. Überraschenderweise gibt es vor allem dank der
hervorragenden Charakterzeichnung der Familie von Hyun-jung einige äußerst witzige Szenen, die man so eigentlich nicht
vermutet hätte. In der zweiten Hälfte gibt es aber davon kaum noch etwas zu sehen. Leider erweist sich hier auch das
Tempo als etwas problematisch, da sich zu viel Zeit mit den einzelnen Szenen genommen wird. Wir erfahren, dass Hyun-jung
und ihr Ex-Freund, den sie später zufällig wiedertrifft, einige fast schon typische Fehler in ihrer ersten Liebe
begingen, dass aber Sang-hoon und Hyun-jung noch viel größere Probleme haben. Eine Lüge Sang-hoons kränkt
Hyun-jung stark und zu allem Überfluss wird sie dann auch noch schwanger. Die beiden teilen nun also auch eine
gewisse Verantwortung, beide von ihnen scheinen aber trotz des Anderen oft alleine und begehen immer wieder Fehler,
die nur allzu menschlich sind.
Es ist müßig darüber zu diskutieren wer Schuld daran hat, dass die Beziehung zwischen Sang-hoon und Hyun-jung langsam
aber sicher in die Brüche geht, es bleibt einfach ein Fakt. Doch für Entschuldigungen ist es nicht zu spät, wie die
Beiden selbst wissen. Ob das aber reicht um ihre Beziehung zu retten, steht auf einem anderen Blatt. Es bleibt jedoch
ohne Zweifel, dass "Sa-kwa" gerade deshalb so gut funktioniert, weil er nah am Leben bleibt. Die Situationen, die hier
aufgezeigt werden, sind keine hochgradig artifiziellen, sondern solche, wie man sie tatsächlich erlebt. Das macht sie
nicht minder komplex, im Gegenteil, und gerade daher rührt die Stärke des Films.
Außerdem bekommt man in "Sa-kwa" auch ein wenig unverfälschtes Korea mit auf den Weg. Einblicke in die Kultur,
die Heiratsideologie der Mütter in Bezug auf ihre Töchter, das Verhältnis der Geschwister untereinander, Religion und
Tradition, das alles mag man auch in anderen Filmen schon gesehen haben, aber hier haftet all dem etwas genuin
Koreanisches an.
Technisch mag der Film einen mit der oftmals etwas wackligen Kamera manchmal ein wenig nerven, der Rest ist
aber durchaus gut geworden. Gerade die Zeitsprünge und die Entwicklung der Charaktere sind auf eine natürliche Weise
in den Film integriert worden, sodass sich hier niemals etwas auseinander gerissen anfühlt, sondern dass immer alles
in einem fließenden Ganzen gehalten wird.
Besonderes Lob gilt Moon So-ri ("Oasis", "Forever the Moment", "The Four Gods"), die den Hauptcharakter auf enorm
authentische und charismatische Weise darstellt. Sie wird unterstützt von Kim Tae-woo ("Bus Stop", "Return"), der
eine weitaus subtilere, aber keineswegs schlechtere Darstellung abliefert. Da fragt man sich doch, warum es 3 Jahre
gedauert hat bis der Film endlich in den Kinos und auf DVD erschien? Tatsache ist nämlich, dass "Sa-kwa" ein
interessantes Drama ist, wie es das Leben schreibt. Ohne künstliche Schnörkel, aber durchaus komplex. Vor allem das
ambivalente Ende kann dann noch einmal begeistern. Ein kleiner Geheimtipp für Drama-Fans.