Story: Der ehemalige Mönch Big (Andy Lau) verdient sich als Stripper und Bodybuilder seine Brötchen. Eines Tages wird er bei
einer Razzia festgenommen und gerät dabei zwischen die Fronten eines parallel laufenden Polizeieinsatzes, bei dem
ein gesuchter indischer Mörder gejagt wird. Die junge unerfahrene Polizistin Yee (Cecilia Cheung) wird dem Fall zugeteilt
und Big greift ihr nach seiner Freilassung unter die Arme. Was Yee nämlich nicht weiß ist, dass Big das Karma von
Lebewesen lesen kann. Was er in Yees Karma lesen kann beunruhigt ihn nämlich zutiefst und so jagt er mit ihr den
indischen Kampfkunstmeister, wobei er ihr auch mehrmals das Leben retten kann. Doch sein Kampf gegen das Schicksal
scheint auswegslos zu sein.
Muss Yee tatsächlich für ihre Schandtaten in einem früheren Leben bezahlen oder schafft es
Big das Schicksal schlussendlich doch auszutricksen?
Kritik: Wer glaubt, mit "Running on Karma" einen typischen Hongkong-Actionfilm präsentiert zu bekommen, wird schnell eines
Besseren belehrt. Der Film glänzt durch eine untypische Erzählstruktur und einige unerwartete Wendungen. Während man
am Anfang noch glaubt, dass sich hauptsächlich alles um die Mordserie des indischen Yoga-Meisters dreht, der sich
in nahezu jeden kleinen Gegenstand zwängen kann, wird einem schon bald klar, dass diese Einführung nur dazu dient, die
beiden Protagonisten Big und Yee zusammenzuführen.
Die ersten Minuten des Films erinnern an Thriller wie "Sieben" und
es wird auch mit einer dem angemessenen Optik nicht gespart. Doch mit dem Stil wird schnell wieder gebrochen. Das ist es
auch, was "Running on Karma" stellenweise etwas schwierig anzuschauen macht. Die Kontinuität des Films fehlt. Beinahe
so als wären verschiedene Folgen einer Serie aneinandergereiht. Zum Glück schaffen es aber die Charaktere die Lücken
des Films an diesen Nahtstellen auszufüllen und ihm somit doch noch ein Ganzes zu geben.
Wo wir schon bei den Protagonisten sind: Andy Lau gibt als Bodybuilder Big eine großartige Figur ab - und das sogar
wortwörtlich. Der Körperanzug, den er fast den ganzen Film über trägt, ist tricktechnisch sehr gut gelungen und wirkt
äußerst echt. Störend ist nur, dass einige Szenen diesen Umstand beinahe zu überzeichnet in den Vordergrund stellen und
so bleibt dann auch die Frage, warum dieser Bodyanzug sein musste? Sicher, Andy Lau einmal als Muskelprotz zu sehen ist
ganz amüsant, aber der Grund bleibt irgendwie schleierhaft...
Nichtsdestotrotz verleiht Andy Lau seinem Charakter eine Tiefe, die man der Figur des Big anfangs gar nicht zugetraut
hat. So erfahren wir dann auch später mehr über seine Vergangenheit und wovor er eigentlich aus dem Kloster
geflüchtet ist.
Cecilia Cheungs Darstellung ist nicht besonders erwähnenswert. Ihr Charakter ist etwas oberfächlich dargestellt, aber
hey! - sie sieht gut aus...
Obwohl die Beziehung zwischen Big und Yee durchaus ihre lustigen und sogar romantischen Momente hat, kommt es doch
zu relativ ernsten Gesprächen über Religion und das Karma. Der Film hat also durchaus eine Message, die an den
Zuschauer gerichtet ist, doch ist diese verschlüsselt und lässt Raum für Interpretationen. Zum einen ist es immer
was Schönes, wenn ein Film tatsächlich etwas aussagen will, doch andererseits läuft man auch Gefahr den Zuschauer
am Schluss mit vielen Fragezeichen zurückzulassen, wenn diese Aussage sich in einem Meer aus Interpretationsmöglichkeiten
verliert. Leider ist das hier der Fall, denn das Ende lässt einen doch etwas unbefriedigt zurück.
"Running on Karma" ist alles andere als typische Hongkong-Kost, bekommt der Film doch durch seine überzeichnete
Darstellung einiger Kung Fu-Flug-Szenen in der modernen Großstadt, dem muskelbepackten Lau, und dem Mysterie- und
Religionsaspekt beinahe einen Comic-ähnlichen Charakter. Das ist schade, denn wäre der Film etwas realistischer
gemacht, wäre er auch glaubwürdiger geworden. Der Mix passt irgendwie nicht richtig zusammen und hinterlässt
gerade wegen dem Ende einen bitteren Nachgeschmack.
Wer mal einen etwas anderen Film sehen möchte - und man muss ihn gesehen haben um zu verstehen, was mit "anders"
gemeint ist - der sollte sich "Running on Karma" nicht entgehen lassen. Hätte man einige der genannten Schönheitsfehler
vermieden, wäre sogar ein richtig guter Film draus geworden. Doch auch so hat der Film seine Daseins-Berechtigung. Und
für einige wird der Grund Andy Lau einmal als Muskelprotz zu sehen, wohl ausreichend sein sich den Film zu Gemüte zu
führen.