Story: Reporterin Reiko (Nanako Matsushima) untersucht die Gerüchte um ein verfluchtes Videoband. Wer auch immer
dieses zu sehen bekommt erhält einen merkwürdigen Anruf. Die mysteriöse Stimme auf der anderen Seite der Leitung sagt
einem, dass man nur
noch eine Woche zu leben hat.Tatsächlich sollen genau nach Ablauf dieser Frist schon einige Schüler gestorben
sein. Tomoko (Yuko Takeuchi), Reikos Nichte, scheint eines der Opfer zu sein. Die Reporterin untersucht den Fall und
ihr fällt bald die rätselhafte Videokassette in die Hand. Nachdem sie sich die merkwürdige Aufzeichnung angesehen
hat klingelt das Telefon...
Reiko hat nun nur noch eine Woche um hinter das Geheimnis des Fluchs zu kommen und ihren
Tod zu verhindern. Sie bittet ihren Ex-mann Ryuji (Hiroyuki Sanada) um Hilfe, da dieser sich mit übernatürlichen
Phänomenen auskennt und selbst eine gewisse Begabung hat. Doch die Sache wird noch ernster als nicht nur Reikos und
Ryujis Leben auf dem Spiel stehen, sondern auch das ihres gemeinsamen Sohnes, der sich zufälligerweise auch das
Video angesehen hat.
Mit Hilfe einiger kleiner Hinweise im Video finden die Reporterin und Ryuji heraus, dass der Ursprung des Videos
irgendwo bei der Familie des mysteriösen Mädchens Sadako liegt. Doch die Zeit rennt ihnen davon...
Kritik: "Ring" von Hideo Nakata begründete den modernen asiatischen Horror und stieß eine Horrorwelle von bisher
unbekannten Ausmaßen los. Fast jeder asiatische Horrorfilm bietet heutzutage die Motive, die hier zu finden sind.
Da wäre natürlich das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren, dessen Gesicht man nie sieht und das mittlerweile
wirklich zu einem Abziehbild des Horrorgenres geworden ist, aber auch schon der obligatorische verfluchte Gegenstand (hier eine
Videokassette) als auch die grauenhafte Vergangenheit des ruhelosen Geists - hier gibt es alles und mit "Ring" hat es
auch alles angefangen. Wie soll man also solch einem Wegweiser seines Genres mit einem Review gerecht werden? Nun, am
besten objektiv. Und da stellt sich heraus, dass Nakatas Werk gar nicht mal so genial ist und der "Hype" um den Film
ihm eigentlich nur geschadet hat.
Eine schöne Opening-sequenz, die uns Lust auf mehr macht bringt uns mit Hilfe zweier Teenager die Geschichte des
mysteriösen Videos näher. Hier gibt es dann auch schon die erste Tote, doch erfahren wir auch gleich, dass es sich
hier nicht um einen billigen Teenie-Slasher handelt, sondern dass es sich um den Horror auf psychologischer Ebene
dreht. Als wir dann endlich das Video zu sehen bekommen, bestätigt sich unsere Annahme. Ein Frau, die sich die Haare
kämmt, ein merkwürdiges Mädchen im Spiegel, ein Mann, der uns mit verhangenem Gesicht und ausgestrecktem Zeigefinger
auf etwas hinweisen zu wollen scheint und mehrere Körper, die auf dem Boden kriechend gegen starken Wind ankämpfen.
Die Szenen für sich mögen simpel sein, doch besitzen sie eine unwahrscheinliche Dichte und Befremdlicheit, dass es
einem Schauer über den Rücken laufen lässt. Zumal da auch noch dieser Brunnen ist und ein schwarzhaariges Mädchen, das
bei jedem Mal Ansehen des Videos etwas mehr von sich preisgibt. Am Anfang mag es nur eine Hand sein, die sich über den
Rand des Brunnens legt, doch gipfelt diese Horrorsequenz in einem Finale, das einem wahrlich das Blut in den Adern
gefrieren lassen kann. Für jene, die tatsächlich noch nicht von der berühmten Fernseher-szene gehört haben sollten möchte
ich aber an dieser Stelle nicht zu viel verraten...
Davon abgesehen begleiten wir die beiden Hauptprotagonisten aber die meiste Zeit dabei mehr über die Vergangenheit des
Mädchens Sadako herauszufinden. Das alles ist in der Hinsicht spannend, als dass wir etwas Außergewöhnliches erwarten.
Das bekommen wir zum Teil auch, nur leider hat man sich etwas mehr Antworten erhofft und Nakata ist sehr sparsam mit
seinen Informationen. Es gilt also genau aufzupassen um jede noch so kleine Information richtig einordnen zu können.
Am Ende wären ein paar mehr Informationen jedoch wünschenswert gewesen, da man das Gefühl hat die Story um Sadako sei
gerade mal angerissen worden. Nun, das mag auch der Fall sein, schließlich gab es ja noch ein Sequel und diverse weitere
Teile, sowie eine Fernsehserie, die sich weiter in die Materie vorgewagt haben. Es bleibt aber dabei, dass man ruhig
etwas mehr aus Koji Suzukis Romanvorlage hätte rausholen können.
Einen weiteren und dazu noch recht großen Kritikpunkt gibt es außerdem noch. Trotz seiner Atmosphäre kann "Ring" niemals
wirklich so gruselig sein, wie er es stellenweise sein sollte. Lange habe ich mich gefragt, warum diesmal ausgerechnet
ein amerikanisches Remake, namentlich "The Ring" von Gore Verbinski, so viel besser ist als das Original (und wer hätte
gedacht, dass ich das einem Hollywoodfilm jemals zugestehen würde), aber die Antwort ist eigentlich ganz simpel. Es ist
der Mystery-Faktor. Nicht nur, dass in der japanischen Kultur Geister und Rituale noch eher ein Teil der Gesellschaft
sind als in Amerika und diesen Motiven somit etwas von ihrem Mystizismus genommen wird, nein, "Ring" scheint benahe
vollgepackt mit Sehern und übersinnlich Begabten. Warum hat Ryuji diese Gabe? Irgendwie ist es hier nicht wirklich so
etwas Außergewöhnliches, dass ein Geist Dinge auf einem Videoband manifestieren konnte. In der amerikanischen Version
dagegen war dies alles sehr viel befremdlicher. Außerdem ist "Ring" irgendwie zu kurz, das Ende, ausgenommen der
großartigen letzten Gruselszene, wirkt ein wenig wie ein Antiklimax, nur die Schlussszene kann wirklich überzeugen. Auch
wenn das eher offene Ende, denn so fühlt es sich irgendwie an, manchen nicht gefallen mag, so hat es doch einen schönen
bitterbösen Charakter.
Schauspielerisch wird hier solide Arbeit geleistet, Nanako Matsushima gibt aber durchgehend die beste Darstellung ab und
so sollte es auch sein, schließlich ist sie die "Heldin" des Films. Allerdings kann man nicht wirklich vollkommen mit
den Protagonisten mitfühlen. Das liegt hauptsächlich daran, dass Reiko ihren Sohn die ganze Zeit über vernachlässigt
und Ryuji seine Frau wohl wegen einer seiner vielen Collegestudentinnen verlassen hat. Letzteres mag zwar nur geraten
sein, aber dazu verleitet einen der Film eben auch öfters. Vieles würde sonst nämlich im Dunkeln bleiben.
Ein düsterer Grundton, verregnete Außenaufnahmen und ein für einen Horrorfilm dieser Art außergewöhnlich gutes Tempo
lassen einen tief in den Film abtauchen. Nur leider spart der Film gerade da, wo er es nicht sollte: an den
Horrorszenen. Die Art wie die Opfer sterben und das schwarz-weiße Freezebild, wenn sie vom Geist Sadakos eingeholt
werden ist auch eher... ein wenig billig. Dafür sind dann aber die Szenen, die gruselig sind auch wirklich gruselig!
Schließlich spricht man nicht nicht umsonst von "Ring" als DEM Horrorshocker einer neuen Generation.
Alles in allem bleibt ein wenig Enttäuschung übrig. Hideo Nakatos Gruselshocker besitzt einige Schwächen und das ist
schade, denn er konnte in der Tat den Weg in eine bessere und tiefgründigere, weil psychologisch angehauchte Art des
Horrors weisen. Ein wirkliches Meisterwerk ist der Film aber nicht geworden. Wer eben jenes sucht, sollte sich vielleicht
tatsächlich mal den amerikanischen Vertreter "The Ring" ansehen. Deshalb muss man ja nicht gleich dem asiatischen Kino
untreu werden... Verbinski konnte allerdings gekonnt die Fehler vermeiden, die bei Nakata noch zu finden sind.
Nichtsdestotrotz wird "Ring" wohl noch für lange seinen Titel des Klassikers beibehalten, und das zu Recht.