Story: Kim Shin-rak (Seol Kyeong-gu) erlernt Ende des 2. Weltkriegs in einer Sumo-Schule in Japan das Wrestling.
Doch wegen seiner koreanischen Abstammung wird er von seinen Kameraden schikaniert und bekommt keine Chance tatsächlich
eines Tages Yokozuna zu werden. Glücklicherweise nimmt dann aber Yakuza-Boss und Wrestling-Vermarkter Kanno (Tatsuya Fuji)
den Koreaner unter seine Fittiche. Kim arbeitet nun unter dem Namen Rikidozan und bekommt sogar die Frau, für die er
sich interessiert. Aya (Miki Nakatani) ist ihm auf seinem steinigen Weg immer eine große Hilfe und diese hat er auch bitter
nötig, denn nach 10 Jahren des Trainings muss Rikidozan feststellen, dass er wegen seiner Herkunft niemals die Chance
auf Erfolg haben wird. Durch Zufall lernt er aber das westliche "Pro-Wrestling" kennen und beschließt mit dem Sumo-Ringen
aufzuhören um nach Amerika zu gehen. Von Kanno unterstützt schafft es Rikidozan in Amerika großen Erfolg zu feiern.
Als reicher Mann kehrt er nach Japan zurück und führt dort zusammen mit Kanno das bis dato unbekannte Pro-Wrestling ein.
Die Japaner sind ganz begeistert von Rikidozan, einem Mann, der ihnen nach dem verlorenen Krieg den Nationalstolz
zurückbringt. Doch privat hat Rikidozan mit seinem enormen Ego und seinem Temperament zu kämpfen, das ihn immer
wieder in Probleme bringt...
Kritik: Nach "Fighter in the Wind" nimmt Korea hier das nächste Bio-Pic in Angriff, in dem das Leben eines japanischen
Helden beschrieben wird, der eigentlich Koreaner war. "Rikidozan" ist interessanterweise, oder besser gesagt konsequenterweise,
von ein paar kleineren Dialogen abgesehen ausschließlich in Japanisch gedreht, weshalb der Film nur wenige Koreaner
für sich gewinnen können wird. Kein Wunder also, dass "Rikidozan" kaum Erfolg in Korea hatte. Augenscheinlich ist
Song Hae-seongs Werk, der sich mit "Failan" einen Namen unter Drama-Liebhabern machen konnte, für den Export nach
Japan produziert worden, nichtsdestotrotz sieht man dem Film aber an, dass er koreanisch ist. Mit einem großen Budget
ausgestattet, schafft es Songs Werk vor allem Dank toller Kostüme und Sets, die mit viel Liebe zum Detail kreiert wurden,
uns in das Japan der 40-60er Jahre zu entführen. Neben all dem produktionstechnischen Aufwand begeistert aber vor allem
Seol Kyeong-gus schauspielerische und physische Leistung. Ohne Seol wäre "Rikidozan" als Drama wohl nur halb so
erfolgreich, da es Regisseur Song leider oft verpasst gut funktionierende dramatische Szenen in sein Werk zu verbauen.
Der Film beginnt auch gleich damit uns Kim Shin-raks Leben vorzustellen. Shin-rak, der in der Sumo-Schule, in der er
unterrichtet wird tagtäglich Schlägen und terrorisierenden Kameraden ausgesetzt ist, ist ein bemitleidenswerter junger
Mann. Aber schon hier zeigt sich Kims eiserner Wille.
Er will jemand großes werden, da er glaubt nur so glücklich werden zu können. Weil er wegen seiner Herkunft allerdings
keinen Erfolg in dem sehr traditionellen Sport des Sumos hat, muss er sich woanders umsehen. Das erkennt er aber erst
nach zehn Jahren, und ohne seine Frau Aya, die ihm immer ein Halt ist und ihn unterstützt wo sie nur kann, wäre Rikidozan
vielleicht daran zerbrochen.
Rikidozan versucht sich nun also am westlichen Wrestling und hat auch schnell großen
Erfolg. Dieser Umschwung in Rikidozans Lebensumständen kommt etwas unerwartet und hastig, zeigt uns aber auch
wo der Regisseur seinen Fokus setzen möchte, nämlich bei dem Menschen Rikidozan. Dieser ist keineswegs ein Mann mit
dem der Zuschauer leicht sympathisieren kann, denn dafür besitzt er zu viele Defizite, aber Seol schafft es dies und
die Ungehobeltheit seines Charakters zur Stärke des Films zu machen. Ein kleiner emotionaler Abstand zum Zuschauer
bleibt aber leider dennoch.
Seol Kyeong-gu ("Peppermint Candy", "Oasis", "Public Enemy") hat sich für seine Rolle einige Kilo antrainiert, so dass
man ihn von seinem Körperbau fast nicht wiedererkennen kann. Des Weiteren hat er für den Film Japanisch gelernt oder
seine Zeilen zumindest so gut auswendig gelernt, dass man keinen Akzent hört. Beeindruckend ist aber auch was er im
Ring leistet. Ein Double wird man hier nirgends vorfinden und so beweist Seol, dass er bereit ist für eine gute
Filmrolle alles zu geben. Schmerzhaft waren die Dreharbeiten auf jeden Fall, aber Seol kann den einen oder anderen
beeindruckenden Move hinlegen. Ob Clothesline, Dropkick oder Back-Supplex, Seol macht alles selbst. Das
Wrestling, das hier gezeigt wird ist natürlich Old-School und nicht mit den
ausgeklügelten Bewegungsabläufen des heutigen WWE-Wrestlings zu vergleichen, dafür funktionieren die hier dargestellten
Moves aber auch wirklich. In einer kleinen Szene wird allerdings von einem Reporter hinterfragt, ob die Ergebnisse nicht
alle schon vorher feststehen. Rikidozans Antwort lässt den Unwissenden vermuten, dass dem nicht so ist, und die
nachfolgenden Szenen könnten nur Bestechungsversuche sein, damit er verliert. Wer sich mit der Testosteron-geladenen
Seifenoper des Wrestlings heutzutage auskennt, weiß aber natürlich, dass vorher schon längst feststeht wer gewinnt...
Rikidozan hat aber ein großes Problem, und das ist sein enormer Stolz, sowie sein gigantisches Ego. Sein größter Sieg wäre
es gewesen einmal im Ring zu verlieren, aber diese Stärke besitzt er nicht. Außerdem ist er sehr eitel und
sturköpfig, was uns schon erahnen lässt, dass es mit ihm kein gutes Ende nehmen kann. Überdies hat er auch ein
Problem mit Alkohol und Medikamenten, was dazu führt, dass er sich oftmals von Rivalen verfolgt fühlt, die nach seinem
Leben trachten. Ganz so abwegig ist das allerdings nicht, denn mit seinem Stolz macht er sich nicht nur viele Feinde,
sondern verliert auch seine einzigen Freunde, wie z.B. Kanno, der hervorragend von Tatsuya Fuji dargestellt wird.
Miki Nakatani ("Memories of Matsuko", "Ring") spielt die devote Ehefrau von Rikidozan. Sie bringt die emotionalen
Szenen im Film am besten zur Geltung, ist für Rikidozan der einzige Halt in Zeiten der Not, und trotzdem hintergeht
er sie mit anderen Frauen. Durch sie sehen wir am klarsten, was für ein verabscheungswürdiger Mensch Rikidozan manchmal
sein kann, aber Seol Kyeong-gu schafft es eben eine gewisse Komplexität in Rikidozan einzuarbeiten, die man diesem auf
den ersten Blick erstaunlich einfach gestrickten Mann gar nicht zugetraut hätte. .
Regisseur Song kann eine gewisse Kontinuität in seinen Film bringen, so dass die Sprünge im Film niemals zu stark
wirken. Das ist eine beachtliche Leistung, bedenkt man das hier fast drei Jahrzehnte umrissen werden. Leider ist
"Rikidozan" aber nicht so emotional bewegend, wie er es hätte sein können. Es ist zwar zu begrüßen, dass der
Regisseur dem Zuschauer nicht einfach nur ein paar Tränen abringen will, sondern stattdessen die Biographie eines
tragischen Menschen auf den Bildschirm bringen will, aber man merkt doch, dass es einige ungenutzte Gelegenheiten
im Film gab, in denen der Zuschauer emotionaler in die Geschehnisse involviert hätte werden können. Zumindest gegen
Ende gibt es aber genügend Grund zur Trauer, wenn wir erfahren, dass Rikidozan eigentlich nur auf der Suche nach
seinem Glück war und einem Grund in einem Land lächeln zu dürfen, welches ihm dies wegen seiner Herkunft verwehrte...
"Rikidozan" beeindruckt vor allem mit seinen tollen Bildern und den schauspielerischen Leistungen, allen voran denen
von Seol Kyeong-gu. Wrestling-Fans werden ebenfalls auf ihre Kosten kommen, aber mehr als alles andere beweist sich dieses
Drama als eine gelungene, wenn auch leider nicht großartige, Biographie eines interessanten Mannes, der sehr menschlich
wirkt und keineswegs den Nationalhelden vermuten lässt, den viele Japaner in ihm sehen.