Story: Im Ha-jeong (Han Hyo-joo) zieht mit ihrem Vater (Kim Eung-soo) und ihrem jüngeren Bruder Seung-hwi (Song Kwang-won) in eine kleine
Stadt. Ha-jeong geht auf ein College und hofft sich in dem neuen Ort von ihrer Vergangenheit lösen zu können. Ihre Mutter ist gestorben und ihr älterer
Bruder weggerannt. Der Vater trinkt in letzter Zeit immer mehr und Seung-hwis Noten in der Schule werden immer schlechter, da er eigentlich auch so bald
wie möglich von zuhause verschwinden möchte. Zum Glück trifft Ha-jeong in einem Buchladen den Jungen Soo-wook (Lee Yeong-hoon), für den sie sofort Interesse
entwickelt. Dieser nimmt sie zwar nicht wirklich wahr, aber das Mädchen hat bereits einige Ideen, wie sie ihn für sich gewinnen kann. Sie weiß aber noch nicht, dass
er eine Freundin hat, die seit drei Jahren in einem Koma im Krankenhaus liegt. Ihre Annäherungsversuche an Soo-wook scheinen daran zu scheitern, dass der
Junge seine Freundin nicht aufgeben kann, besonders da er sich selbst die Schuld für ihren Zustand geben muss. Ha-jeong kann aber ihre Gefühle für
Soo-wook nicht einfach ignorieren...
Kritik: Gerne erinnert man sich an koreanische Romantik-Dramen, als diese in ihrer Blütezeit waren:
"Christmas in August" oder "Bungee Jumping of their Own" fallen da sofort ein und diese Filme hatten
damals alle gemein, dass sie keine bonbonbunten polierten HD-Bilder boten und ihre Geschichte nach ihrem ganz eigenen Tempo erzählten. Obwohl "Ride Away"
aus dem Jahr 2008 ist, fühlt er sich wesentlich älter an, beinahe wie eine Rückkehr zu jenen besonderen Tagen des koreanischen Kinos. Tatsächlich schafft
es der Film, bis zum Ende ehrlich zu wirken, doch das anfängliche Interesse kann er nicht durchgehend aufrecht erhalten. Letztendlich bekommt man
nämlich weniger, als man sich erhofft.
Es sticht sofort ins Auge, dass "Ride Away" mit einer Geschichte daherkommt, die schon unzählige Male erzählt worden ist. Hier ist nichts wirklich neu, alleine
die unschuldige, naive Liebe der Protagonistin kann am Anfang recht ansprechend sein, wird aber spätestens dann relativiert, als die komatöse Freundin
von Soo-wook vorgestellt wird. Dadurch bekommt der Film unnötigen Seifenoper-Charakter und das hat er wirklich nicht verdient, da er sich sonst ehrlicher und
subtiler zeigt. Glücklicherweise konzentriert sich das Drama aber nicht nur ausschließlich auf die mehr oder weniger einseitige Liebe, denn Soo-wook hat
durchaus Interesse, scheint aber aus Schuldgefühlen keine neue Beziehung eingehen zu können, sondern auch auf die Familie des Mädchens, welche einiges an
emotionalem Ballast mit sich herumträgt.
Allerdings zeigt sich hier auch ein Problem des Films. Dass es die Familie in der Vergangenheit nicht leicht hatte, ist von Anfang an ersichtlich. Armut,
der Alkoholismus des Vaters und eine Mutter, die den Freitod gewählt hat, geben einiges an Stoff, das es zu verarbeiten gilt. Dummerweise werden diese
Themen in ein paar Szenen sehr exzessiv behandelt, statt sie etwas gleichmäßiger über den Film zu verteilen, was den Dialogen zuweilen auch etwas Gestelltes
verleiht. Dabei fällt auch auf, dass augenscheinlich viel mit den Charakteren hätte gearbeitet werden sollen, aber letztlich erweisen sich diese als wesentlich
platter, als es intendiert gewesen sein mag. Und das ist ein grundlegender Widerspruch in "Ride Away". Die Charaktere entfalten sich mehr als gewöhnlich
für einen Film dieses Genres, aber dadurch fällt auch umso mehr auf, dass man sich bei ihrer Ausgestaltung noch mehr Mühe hätte geben müssen.
Darstellerin Han Hyo-joo ("Ad Lib Night") leistet gute Arbeit dabei, ein junges Mädchen zu zeigen, das sich auf der Schwelle zum
Frausein befindet und seine letzten kindlichen Züge durch eine Liebe, die wenig Aussicht auf Erfolg hat, verliert. Lee Yeong-hoon
("The Guard Post") wirkt dagegen zu kühl und distanziert, auch wenn schnell klar ist, warum Soo-wook sich so verhält.
Nach einem guten Auftakt verliert "Ride Away" leider schnell an Fahrt und obwohl bis zum Schluss die Aussicht auf ein Happy End nicht verbaut ist, macht
sich doch ein Gefühl der Vertrautheit breit, mitsamt ein paar Szenen gegen Ende, die ein paar Tränen hervorrufen sollen. Das Romantik-Drama hätte sich
aber ohne Weiteres unnötig hinziehen können, dankenswerterweise ist der Film mit nicht einmal 90 Minuten jedoch recht knapp gehalten.
Zur großen Überraschung ist das Ende ziemlich erwachsen. Es gibt zwar zwei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, aber an sich ist nur eine die logische. Überdies können ein sinnvoll eingesetzter Soundtrack und eine schöne Atmosphäre, der etwas Bittersüßes mit stärkerem Fokus auf dem Süßen anhaftet, positiv vermerkt werden. Gerade die Stimmung, die der Film durch seine etwas farblosen, leicht grobkörnigen Bilder erzeugt, können überzeugen. Leider bleibt "Ride Away" aber schlussendlich etwas unbedeutend. Eine bessere Ausarbeitung der Charaktere und vor allem des Dramas innerhalb der Familie wäre wünschenswert gewesen. Außerdem stört es, dass zwischen Ha-jeong und Soo-wook immer eine gewisse Distanz bleibt. Der Funke mag einfach nicht überspringen. Das ist schade, bekommt man heutzutage doch nicht mehr viele jener halb kommerziellen, halb subtilen Romantikgeschichten präsentiert.