Story: Chan Kit (Juno Mak) tötet zwei Polizisten und deren schwangere Ehefrauen. Er entfernt die Babys aus dem Bauch der Frauen
und lässt das Opfer verbluten. Der im Fall leitende Ermittler Jeff (Chin Siu-Ho) kann den Serienkiller schließlich fassen und verhört ihn. Dabei müsste er
ihn eigentlich erkennen. Kit war ein halbes Jahr zuvor ein einfacher Mann, der in die leicht zurückgebliebene Cheung Wing (Sora Aoi) verliebt war.
Nachdem Wings Großmutter stirbt, wird sie in ein Pflegeheim gebracht, in dem sie unmenschlich behandelt wird. Kit nimmt sie mit sich und sie kommen
bei einer Nachbarin von Wings Großmutter unter. Dort wird Wing von einem Betrunkenen (Lau Wing) beinahe vergewaltigt. Kit kann ihn ausschalten und
flieht mit Wing zur Polizei. Es stellt sich schließlich heraus, dass der Betrunkene selbst Polizist ist. Da Wing mit einer Prostituierten verwechselt
wird, wird sie auf der Polizeistation vergewaltigt. Kit wird zusammengeschlagen und schließlich unter falschen Anschuldigungen ins Gefängnis gesteckt.
Doch nach einem halben Jahr kommt er wieder frei und sinnt nach Rache.
Kritik: Es gibt außergewöhnliche Filme, die alleine durch ihren Stil in Erinnerung bleiben können. "Revenge: A Love Story" ist
ein düsterer Thriller, der mit einigen Sehgewohnheiten bricht und dennoch dank seiner herausragenden Regie keinen wirklichen B-Movie darstellt.
Dabei wäre der Film mit etwas weniger Geld und in weniger fähigen Händen prädestiniert dafür gewesen, lediglich Genre-Fans zu unterhalten. Der nach
"Dream Home" zweite Film der Produktionsfirma 852 Films, die von Josie Ho mitbegründet wurde, ist immer noch brutal, aber kein Gore-Fest. Dafür bekommen
wir hier einen extrem dichten Thriller präsentiert, der gekonnt mit seiner Atmosphäre spielt und dabei auch noch versucht, ein Anti-Rachefilm zu
sein. Letzteres mit mäßigem Erfolg, aber der Rest weiß wirklich zu überzeugen.
Der Film beginnt mit Kit als brutalem Mörder. Doch wer hier das Monster ist, lässt sich gar nicht so leicht festlegen. Nach der Einleitung präsentiert
sich uns nämlich Kits Leben als Rückblende und dieses beinhaltet tatsächlich eine Liebesgeschichte. Hier spielt der Film dann auf emotionaler Ebene
und kann uns wirklich für die Charaktere so weit vereinnehmen, dass wir mit ihnen leiden. Das grausame Monster Kit ist ein netter Junge, den
eine unschuldige Liebe mit dem hinterbliebenen Mädchen Wing verbindet. Wer Wing wiedererkennt, sollte sich etwas schämen (naja, oder auch
nicht...), denn die japanische Adult Video-Darstellerin Sora Aoi verkörpert den Charakter. Sie muss eigentlich nichts Großartiges leisten, aber das, was
sie zeigt, kann doch überzeugen.
Sora Aoi in ihrer ersten richtigen Rolle in einem chinesischen Film ist aber nur die Spitze des Eisberg der Merkwürdigkeiten in "Revenge: A Love Story".
Der Film ist in mehrere Kapitel gegliedert, die alle durch eine Überschrift oder Texttafel einen tiefgründigen Sinn bekommen sollen. Hier zeigt sich
dann aber eine eindeutige Schwäche des Films. Regisseur Wong Ching-Po ("Jiang Hu") versucht zu sehr einen großartigen Hintersinn in die Story von
Juno Mak zu schreiben. Das mag nicht wirklich funktionieren und gerade das Ende wirkt dadurch etwas merkwürdig. Andererseits sind es gerade jene
Merkwürdigkeiten, die einen zum Nachdenken anregen und eine spezielle Atmosphäre erzeugen, die den Film so sehenswert machen. Dennoch wäre es schön
gewesen, wenn der Regisseur hier etwas subtiler als mit erzwungen wirkenden Kapitelüberschriften vorgegangen wäre.
Die in extremen Grautönen gehaltenen Bilder und zuweilen interessanten und für einen B-Movie viel zu anspruchsvoll wirkenden Bilder erzeugen zusammen
mit häufig einsetzenden Slow-Motion Sequenzen und einem beinahe meditativen Soundtrack eine hohe Dichte und düstere Stimmung, die man so nur sehr selten
in einem Thriller zu sehen bekommt. Zuweilen kann der Film auch ungemein brutal sein, anders als in "Dream Home" wird hier aber nicht die Grenze
zum Splatter überschritten, auch wenn es ein paar etwas ausgefallenere Sterbeszenen gibt. Damit ist "Revenge: A Love Story" auch für das "normale"
Publikum genießbar. Ein besonders großes Lob verdient der Thriller außerdem dafür, dass wir uns tatsächlich von den Ereignisse mitgerissen fühlen,
obwohl mit der Ausnahme von Wing doch eigentlich nur schlechte Personen anzutreffen sind.
"Revenge: A Love Story" ist ein extrem düsterer Thriller mit beklemmenden Sets, der aber am Ende nicht jeden ansprechen können wird. Manchen wird die
Pseudo-Antirache-Thematik gegen Ende abschrecken, aber Wongs Film bleibt dennoch ein unnachgiebiger Hong Kong Thriller, der sicherlich an
Genre-Klassiker wie "Sieben" erinnert und damit eigentlich auch eine Ausnahmeerscheinung unter den Hong Kong-Werken darstellt. Wenn man dann
noch bedenkt, dass es in letzter Zeit nicht gerade viele ausgefallene Filme aus der ehemaligen britischen Kronkolonie gab, muss dieser Thriller
umso mehr herausstechen. Ein außergewöhnlicher Thriller, der vielleicht etwas überambitioniert ist, aber in vielerlei Hinsicht alles richtig macht.