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Story: May (Seong Yoo-ri) wurde als 4-jähriges Kind zur Adoption nach Amerika gegeben. Jetzt, 23 Jahre später, kehrt sie
nach Korea zurück, um ihre Eltern zu finden und den Ursprung einer eidechsenartigen Narbe auf ihrem Körper zu klären. Sie findet
jedoch nur ihre Tante und erfährt, dass ihre Eltern nicht mehr leben. Verloren und fremd wandert May durch die Straßen Seouls und
trifft durch Zufall den Taxifahrer Eun-seol (Jang Hyeok) wieder, der an einer Herzkrankheit leidet, welche sein Herz immer mal wieder
für mehrere Sekunden stoppt. Eun-seol hatte May schon am Flughafen getroffen und es scheint so, dass dieser der Frau folgt.
Er sagt, dass er ihr eine kleine Stadtrundfahrt geben möchte, aber May will eigentlich nichts von ihm wissen. Schließlich schlägt er ihr
vor, ohne von dem Schicksal ihrer Eltern zu wissen, ihr zu helfen, ihre Verwandten zu finden, wenn sie ihm dabei hilft ein rotes
Kaninchen zu suchen. Seit seiner Kindheit hat Eun-seol nämlich Alpträume und hofft, dass er das Rätsel dieser lösen kann, wenn er
das Kaninchen findet. Trotz ihres Widerwillens verbringt May einige Zeit mit dem Taxifahrer und die beiden müssen feststellen, dass
sie tatsächlich durch ein bestimmtes Band miteinander verbunden scheinen, dessen Ursprung sie langsam auf den Grund gehen.
Kritik: "Rabbit and Lizard" ist ein ruhiges Drama gepaart mit einem Roadmovie, das offensichtlich Independent-Wurzeln hat,
aber in wunderschön eingefangenen Bildern erzählt wird. Es handelt sich um jene Art Film, die einem auf langsame und subtile
Weise den Schmerz und das Leid der Charaktere näherbringt und dabei ganz darauf baut, dass sich der Zuschauer auf diese sowie
das gemächliche Tempo einlässt. Ist man in der Lage dazu, dann kann man aus dem Film mit dem Alternativtitel "Maybe" ein paar
schöne Minuten für sich mitnehmen. Lange wird man diese aber nicht in Erinnerung behalten können, da sich der Film dann doch zu
wenig von anderen Independent-Dramen unterscheidet. Ein großes Problem ist überdies, dass man sich nie emotional in die Geschichte
eingebunden fühlt. Die Einsamkeit, welche die beiden Charaktere umfängt, überträgt sich schließlich auch auf den Zuschauer und
die Protagonisten sind zu kühl, um wirklich den Dramagehalt des Films zum Tragen zu bringen.
Der Zufall nimmt in "Rabbit and Lizard" eine nicht zu verachtende Rolle ein. Die Begegnung Eun-seols mit May scheint beinahe
schon Schicksal zu sein, doch nach ihrem ersten Aufeinandertreffen sorgt der Taxifahrer selbst dafür, dass sich die zwei immer
wieder treffen. Natürlich fragt man sich sofort, ob Eun-seol ein romantisches Interesse an May hat, doch dafür gibt sein Verhalten
kaum Hinweise. Er hat Interesse an ihr und vielleicht auch in der Hinsicht, dass er eine Freundschaft zu ihr aufbauen möchte, aber
er verspricht sich davon augenscheinlich keine Liebesbeziehung. Das ist auch das erfrischendste Element in dem Film. Es gibt keine
direkten Annäherungsversuche, obwohl Eun-seol mehr als einmal die Gelegenheit dazu hat, dafür gibt es aber eine sich anbahnende freundschaftliche
Beziehung, die auf dem gemeinsamen Schmerz der beiden beruht. Das stellenweise beiderseitige abweisende Verhalten lässt jedoch die Wärme
in dem Film vermissen und so kann auch das Drama nur selten wirklich überzeugen.
Die Antwort auf das Leid, das die beiden Protagonisten plagt, liegt in ihrer Vergangenheit. May scheint trotz ihrer Adoptiveltern in
Amerika von einer tiefen Einsamkeit und Orientierungslosigkeit gequält, die sie hofft, in Korea kurieren zu können. Doch der Umstand, dass
ihre Eltern tot sind und sie wahrscheinlich niemals Antworten auf ihre Fragen bekommt, lässt in ihr eine große Leere entstehen.
Außerdem befindet sie sich in einem Land, das nicht ihre Heimat ist. Hinweisen ihrer Tante, der sie nachgeht, lassen in ihr ebenfalls
keine Erinnerungen an ihre Kindheit wach werden und so scheint sie entkoppelt von ihrer Vergangenheit und ihrem Ursprung.
Eun-seol dagegen weiß, dass er jederzeit sterben kann und löst sich deshalb von seinen alten Freundschaften. Nur einen Wunsch mit seinem
Freund Yeong-nam, in einem Cameo von Cha Tae-hyeon ("My Sassy Girl") gespielt, erfüllt er sich zu Lebzeiten. Hier erweist sich allerdings,
dass Regisseur und Drehbuchschreiber Joo Ji-hong nicht wirklich auf Konsistenz bei seinen Charakterausarbeitungen geachtet hat, denn warum
erkundigt sich der Taxifahrer bei seinen ehemaligen Schulkameraden, wie es ihnen im Laufe der Jahre ergangen ist, wenn er sonst jegliche
Verbindungen zu anderen Menschen zu kappen scheint?
Die Art wie sich die beiden Charaktere einander annähern ist oft doch etwas zu kühl, um ansprechend genannt werden zu können.
Es gibt ein paar wenige Szenen, wie z.B. jene im Krankenhaus, in denen man augenscheinlich die richtigen Saiten anspielt, aber dann
passiert doch nichts. Diese emotionale Distanziertheit sollte vielleicht sogar den Reiz des Films ausmachen, aber letztendlich entfernt
sie einfach die Geschehnisse auf dem Bildschirm vom Zuschauer. Besonders im letzten Drittel wird dies offensichtlich, wenn hier dann
plötzlich Tränen fließen und man abgesehen von dem Wissen um den tiefen Schmerz der Protagonisten doch nicht wirklich nachvollziehen kann,
warum denn nun genau dieser emotionale Ausbruch stattfindet. Außerdem erscheint der Twist gegen Ende in der Hinsicht wie ein Anti-Höhepunkt,
als dass sich für die Charaktere augenscheinlich nicht wirklich etwas Neues daraus ergibt. Dennoch scheint diese neue Information für
den Taxifahrer und May ausreichend, um am Ende etwas Versöhnliches in den Film zu bringen. So ganz mag das nicht passen.
Von den genannten Inkoherenzen abgesehen und Momenten, bei denen man sich an den Kopf greifen muss, wie z.B. dass May sich in das
Taxi eines Mannes setzt, der gerade vor ihren Augen einen Anfall hatte, der sie auf der Fahrt das Leben kosten könnte, bietet "Rabbit and
Lizard" doch genügend, um das Interesse des Zuschauers an den Charakteren über weite Strecken aufrecht zu erhalten. Seong Yoo-ri, Popstar und
Schauspielerin, bietet subtiles Schauspiel, das überzeugend genug ist, um über die etwas flach ausgearbeiteten Charaktere hinwegzutrösten
und hat auch das Aussehen um die gestochen scharfen und polierten schönen Bilder des Films maximal zur Geltung zu bringen.
Jang Hyeok ("Please teach me English") spielt zwar nicht wirklich extrovertierter, steht dem Zuschauer aber dennoch irgendwie näher.
Zusammen können die beiden auch eine gewisse Chemie zueinander aufbauen, die jedoch nicht das Niveau erreicht, das möglich gewesen wäre, auch
wenn dafür augenscheinlich das Drehbuch verantwortlich zu machen ist.
Alles in allem ist "Rabbit and Lizard" dank seiner Bilder und seinem ansprechenden Piano-Soundtrack ein Film, der einen durchaus in die
Welt zweier verletzter Individuen hineinziehen kann, und somit ein ordentliches Drama darstellt, dem es allerdings leider einfach an Tiefe mangelt.