AsianMovieWeb logo
Original Title:
Tokkiwa rijeodeu

South Korea 2009

Genre:
Drama

Director:
Joo Ji-hong

Cast:
Jang Hyeok
Seong Yoo-ri
Lee Jang-hyeon
Cha Tae-hyeon
Kang San
Ahn Seo-hyeon
Kang Min-ho
Choi Hyo-sang
Lee Joo-yeong
Lee Seung-yeon
Oh Seong-tae
Kang Soo-yeong


Search AsianMovieWeb



Mehr Infos zum Buch



Mehr Infos zum Buch



Mehr Infos zum Buch

Rabbit and Lizard

aka Maybe

Story: May (Seong Yoo-ri) wurde als 4-jähriges Kind zur Adoption nach Amerika gegeben. Jetzt, 23 Jahre später, kehrt sie nach Korea zurück, um ihre Eltern zu finden und den Ursprung einer eidechsenartigen Narbe auf ihrem Körper zu klären. Sie findet jedoch nur ihre Tante und erfährt, dass ihre Eltern nicht mehr leben. Verloren und fremd wandert May durch die Straßen Seouls und trifft durch Zufall den Taxifahrer Eun-seol (Jang Hyeok) wieder, der an einer Herzkrankheit leidet, welche sein Herz immer mal wieder für mehrere Sekunden stoppt. Eun-seol hatte May schon am Flughafen getroffen und es scheint so, dass dieser der Frau folgt. Er sagt, dass er ihr eine kleine Stadtrundfahrt geben möchte, aber May will eigentlich nichts von ihm wissen. Schließlich schlägt er ihr vor, ohne von dem Schicksal ihrer Eltern zu wissen, ihr zu helfen, ihre Verwandten zu finden, wenn sie ihm dabei hilft ein rotes Kaninchen zu suchen. Seit seiner Kindheit hat Eun-seol nämlich Alpträume und hofft, dass er das Rätsel dieser lösen kann, wenn er das Kaninchen findet. Trotz ihres Widerwillens verbringt May einige Zeit mit dem Taxifahrer und die beiden müssen feststellen, dass sie tatsächlich durch ein bestimmtes Band miteinander verbunden scheinen, dessen Ursprung sie langsam auf den Grund gehen.

Kritik: "Rabbit and Lizard" ist ein ruhiges Drama gepaart mit einem Roadmovie, das offensichtlich Independent-Wurzeln hat, aber in wunderschön eingefangenen Bildern erzählt wird. Es handelt sich um jene Art Film, die einem auf langsame und subtile Weise den Schmerz und das Leid der Charaktere näherbringt und dabei ganz darauf baut, dass sich der Zuschauer auf diese sowie das gemächliche Tempo einlässt. Ist man in der Lage dazu, dann kann man aus dem Film mit dem Alternativtitel "Maybe" ein paar schöne Minuten für sich mitnehmen. Lange wird man diese aber nicht in Erinnerung behalten können, da sich der Film dann doch zu wenig von anderen Independent-Dramen unterscheidet. Ein großes Problem ist überdies, dass man sich nie emotional in die Geschichte eingebunden fühlt. Die Einsamkeit, welche die beiden Charaktere umfängt, überträgt sich schließlich auch auf den Zuschauer und die Protagonisten sind zu kühl, um wirklich den Dramagehalt des Films zum Tragen zu bringen.

Der Zufall nimmt in "Rabbit and Lizard" eine nicht zu verachtende Rolle ein. Die Begegnung Eun-seols mit May scheint beinahe schon Schicksal zu sein, doch nach ihrem ersten Aufeinandertreffen sorgt der Taxifahrer selbst dafür, dass sich die zwei immer wieder treffen. Natürlich fragt man sich sofort, ob Eun-seol ein romantisches Interesse an May hat, doch dafür gibt sein Verhalten kaum Hinweise. Er hat Interesse an ihr und vielleicht auch in der Hinsicht, dass er eine Freundschaft zu ihr aufbauen möchte, aber er verspricht sich davon augenscheinlich keine Liebesbeziehung. Das ist auch das erfrischendste Element in dem Film. Es gibt keine direkten Annäherungsversuche, obwohl Eun-seol mehr als einmal die Gelegenheit dazu hat, dafür gibt es aber eine sich anbahnende freundschaftliche Beziehung, die auf dem gemeinsamen Schmerz der beiden beruht. Das stellenweise beiderseitige abweisende Verhalten lässt jedoch die Wärme in dem Film vermissen und so kann auch das Drama nur selten wirklich überzeugen.

Die Antwort auf das Leid, das die beiden Protagonisten plagt, liegt in ihrer Vergangenheit. May scheint trotz ihrer Adoptiveltern in Amerika von einer tiefen Einsamkeit und Orientierungslosigkeit gequält, die sie hofft, in Korea kurieren zu können. Doch der Umstand, dass ihre Eltern tot sind und sie wahrscheinlich niemals Antworten auf ihre Fragen bekommt, lässt in ihr eine große Leere entstehen. Außerdem befindet sie sich in einem Land, das nicht ihre Heimat ist. Hinweisen ihrer Tante, der sie nachgeht, lassen in ihr ebenfalls keine Erinnerungen an ihre Kindheit wach werden und so scheint sie entkoppelt von ihrer Vergangenheit und ihrem Ursprung.
Eun-seol dagegen weiß, dass er jederzeit sterben kann und löst sich deshalb von seinen alten Freundschaften. Nur einen Wunsch mit seinem Freund Yeong-nam, in einem Cameo von Cha Tae-hyeon ("My Sassy Girl") gespielt, erfüllt er sich zu Lebzeiten. Hier erweist sich allerdings, dass Regisseur und Drehbuchschreiber Joo Ji-hong nicht wirklich auf Konsistenz bei seinen Charakterausarbeitungen geachtet hat, denn warum erkundigt sich der Taxifahrer bei seinen ehemaligen Schulkameraden, wie es ihnen im Laufe der Jahre ergangen ist, wenn er sonst jegliche Verbindungen zu anderen Menschen zu kappen scheint?

Die Art wie sich die beiden Charaktere einander annähern ist oft doch etwas zu kühl, um ansprechend genannt werden zu können. Es gibt ein paar wenige Szenen, wie z.B. jene im Krankenhaus, in denen man augenscheinlich die richtigen Saiten anspielt, aber dann passiert doch nichts. Diese emotionale Distanziertheit sollte vielleicht sogar den Reiz des Films ausmachen, aber letztendlich entfernt sie einfach die Geschehnisse auf dem Bildschirm vom Zuschauer. Besonders im letzten Drittel wird dies offensichtlich, wenn hier dann plötzlich Tränen fließen und man abgesehen von dem Wissen um den tiefen Schmerz der Protagonisten doch nicht wirklich nachvollziehen kann, warum denn nun genau dieser emotionale Ausbruch stattfindet. Außerdem erscheint der Twist gegen Ende in der Hinsicht wie ein Anti-Höhepunkt, als dass sich für die Charaktere augenscheinlich nicht wirklich etwas Neues daraus ergibt. Dennoch scheint diese neue Information für den Taxifahrer und May ausreichend, um am Ende etwas Versöhnliches in den Film zu bringen. So ganz mag das nicht passen.

Von den genannten Inkoherenzen abgesehen und Momenten, bei denen man sich an den Kopf greifen muss, wie z.B. dass May sich in das Taxi eines Mannes setzt, der gerade vor ihren Augen einen Anfall hatte, der sie auf der Fahrt das Leben kosten könnte, bietet "Rabbit and Lizard" doch genügend, um das Interesse des Zuschauers an den Charakteren über weite Strecken aufrecht zu erhalten. Seong Yoo-ri, Popstar und Schauspielerin, bietet subtiles Schauspiel, das überzeugend genug ist, um über die etwas flach ausgearbeiteten Charaktere hinwegzutrösten und hat auch das Aussehen um die gestochen scharfen und polierten schönen Bilder des Films maximal zur Geltung zu bringen. Jang Hyeok ("Please teach me English") spielt zwar nicht wirklich extrovertierter, steht dem Zuschauer aber dennoch irgendwie näher. Zusammen können die beiden auch eine gewisse Chemie zueinander aufbauen, die jedoch nicht das Niveau erreicht, das möglich gewesen wäre, auch wenn dafür augenscheinlich das Drehbuch verantwortlich zu machen ist.
Alles in allem ist "Rabbit and Lizard" dank seiner Bilder und seinem ansprechenden Piano-Soundtrack ein Film, der einen durchaus in die Welt zweier verletzter Individuen hineinziehen kann, und somit ein ordentliches Drama darstellt, dem es allerdings leider einfach an Tiefe mangelt.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
Film kaufen:

Yesasia Logo